Von Altona bis Wandsbek: Was die Wahl in den Bezirken verändert

Von Altona bis Wandsbek: Was die Wahl in den Bezirken verändert

In Hamburgs Bezirken dürften sich nach der Wahl die Karten neu mischen. Nach dem Stand der aktuellen Auszählungen bleibt die SPD in allen Bezirken stabil, die Grünen bekommen eine große Klatsche und die CDU kann wieder Boden gut machen. Die MOPO erklärt, was die Ergebnisse für die sieben Bezirke von Altona bis Wandsbek im Einzelnen bedeuten.

Altona: Weiter in grüner Hand?

In Altona konnten die Grünen bei der letzten Bezirkswahl mit 35,1 Prozent der Stimmen stärkste Kraft werden. Bezirkschefin ist seitdem Stefanie von Berg, die jedoch im Wahlkampf einiges an Gegenwind aushalten musste. Vor allem der Streit um die Baustelle an der Reventlowstraße wurde zum Politikum.

Aktuell sieht es so aus, als würden die Grünen, wenn auch mit herben Verlusten, die Nummer eins in Altona bleiben. Heißt, die Amtszeit von Stefanie von Berg könnte noch bis Ende nächsten Jahres regulär weiterlaufen, falls sie nicht vorher von einer neuen Koalition abgesägt wird. Immerhin schafft es die SPD diesmal voraussichtlich auf mehr als zwanzig Prozent, die CDU auf rund 17. Die Linke könnte sich mit fast zehn Prozent ebenfalls verbessern.

Bergedorf: Knappes Rennen

In Bergedorf gibt es ein knappes Rennen zwischen SPD und CDU. Beide lagen gegen 13.15 Uhr bei Werten um die 27 Prozent. 2019 konnte sich am Ende die SPD mit 26,6 Prozent der Stimmen durchsetzen. Nachdem jahrelang wechselnde Mehrheiten im Bezirk regierten, taten sich SPD und Grüne zu einer Koalition zusammen. Größtes Streitthema im Wahlkampf war der neue Stadtteil Oberbillwerder, an dem Rot-Grün fast im Streit zerbrochen wäre.

Auf dieser Grünfläche in Bergedorf soll der Stadtteil Oberbillwerder gebaut werden (Archivbild).
dpa

Auf dieser Grünfläche in Bergedorf soll der Stadtteil Oberbillwerder gebaut werden (Archivbild).

Sollte die CDU an die Macht kommen, will sie den Stadtteil unbedingt verhindern. Nun könnte es die Quittung für die Koalition geben: Die Grünen fahren nach den bisherigen Auszählungen eine echte Schlappe ein: Bisher schaffen sie es nicht einmal, die 15-Prozent zu knacken – ein Verlust von mehr als fünf Prozent im Vergleich zur letzten Wahl scheint gewiss. Mit der im Bezirk starken AfD liefert sie sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Die AfD folgt damit dem Trend der Europawahl und wird voraussichtlich sechs bis sieben Prozentpunkte zulegen können.

Eimsbüttel: Option auf Koalition

Mit 37,2 Prozent der Stimmen fuhren die Grünen 2019 hier ihr bestes Ergebnis ein. Nach bisherigem Stand bleiben sie zwar stärkste Kraft, müssen aber deutliche Verluste von rund zehn Prozent in Kauf nehmen. Der Versuch gemeinsam mit der CDU (2019: 16,3 Prozent) eine Koalition zu bilden scheiterte letztes Mal mit einem Knall, denn die nötigen Stimmen zur Wahl einer grünen Bezirkschefin fehlten. Seither hat der Bezirk nur eine Interimschefin.

Mit der SPD klappte es auch nicht. Aktuell regieren im Bezirk wechselnde Mehrheiten. Ob sich die Fraktionen diesmal zu einer Koalition zusammenraufen? Nach bisherigem Stand wären verschiedene Optionen möglich. Die SPD schafft es mindestens auf über 20 Prozent, die CDU auf knapp 19.

Harburg: SPD stabil, Grüne bekommen Klatsche

Die SPD wurde 2019 stärkste Kraft in Harburg (27,1 Prozent), seitdem regiert eine rot-grüne Koalition. Bezirkschefin ist Sophie Fredenhagen (SPD). Die Themen Mobilität sowie die Kriminalität und der Leerstand im Zentrum spielten im Harburger Bezirkswahlkampf eine große Rolle. Bisher sieht es so aus, als würden die Harburger zumindest der SPD zutrauen, die Bürgerinteressen dabei weiterhin zu vertreten.

Die ehemalige Karstadt-Filiale in Harburg steht jetzt leer (Archivbild).
dpa

Die ehemalige Karstadt-Filiale in Harburg steht jetzt leer (Archivbild).

Die Partei liegt erneut vorn (um die 28 Prozent), die Grünen müssen hingegen entsprechend dem Europatrend einbüßen (2019: 25,8; 2024: Knapp 16 Prozent). Zu den Gewinnern zählen jetzt schon CDU und AfD, die sich unter anderem die Sicherheit im Bezirk auf die Fahnen geschrieben haben und ihr Ergebnis jeweils um etwa vier Prozentpunkte verbessern.

Hamburg-Mitte: Deutschland-Koalition oder Rot-Grün?

Die SPD kann sich den traditionell roten Bezirk Hamburg-Mitte diesmal wohl wieder zurückeroben. Eine Zustimmung von mehr als 28 Prozent, bestätigt den Kurs der Fraktion und von Bezirkschef Ralf Neubauer (SPD). Neubauer hatte zuletzt unter anderem das Elend um den Hauptbahnhof bekämpft und sich für eine Verständigung zwischen den Interessengruppen eingesetzt.

Die Grünen, die 2019 noch mit 29,3 Prozent stärkste Kraft wurden, verlieren nach aktuellen Auszählungen rund zehn Prozent. Nach der letzten Wahl zerlegten sie sich selbst. Sechs Abgeordnete hatten sich nach internen Vorwürfen abgespalten und eine eigene Fraktion gebildet, später gingen sie zur SPD. Aktuell regiert den Bezirk eine in Hamburg einmalige Deutschland-Koalition (SPD, CDU, FDP). Das wäre auch weiterhin möglich, wenn sich nicht doch noch SPD und Grüne zusammentun.

Hamburg-Nord:

Rot-Grün regiert derzeit im Bezirk Nord, und das könnte sich nach den bisherigen Auszählungen fortsetzen. Die Grünen sind trotz Verlusten von um die acht Prozent weiterhin stärkste Kraft. Den Bezirk, der vor 2019 jahrzehntelang in SPD-Hand war, werden sie damit wohl behalten können und ihren Kurs fortsetzen.

Michael Werner-Boelz (Grüne) ist Bezirkschef in Hamburg-Nord und könnte das auch bleiben (Archivbild).
Patrick Sun

Michael Werner-Boelz (Grüne) ist Bezirkschef in Hamburg-Nord und könnte das auch bleiben (Archivbild).

Bezirkschef ist Michael Werner-Boelz (Grüne), der unter anderem ein eigenes Klimaschutzkonzept für den Bezirk eingeführt hat und sich für den Ausbau von Rad- und Fußwegen einsetzt. Das sorgt allerdings auch für Unmut, zum Beispiel, seitdem in manchen Straßen das illegale Schrägparken nicht mehr möglich ist.

Wandsbek: Enges Rennen zwischen SPD und CDU

Ein Rennen lieferten sich die Grünen vor fünf Jahren mit der SPD in Wandsbek. Am Ende lagen sie fast gleichauf und bildeten eine Koalition, die Zeichen stehen bisher auf einer Fortsetzung. Chef im Bezirksamt ist seit mehr als zehn Jahren SPD-Mann Thomas Ritzenhoff, der diesen Posten voraussichtlich behalten würde.

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Schwerpunkt im Bezirkswahlkampf war vor allem das Thema Verkehr wie die Sanierung der Wellingsbütteler Landstraße, der Wegfall von Parkplätzen und der Bau der U5. Den Frust über Staus und Baustellen bekommen vor allem die Grünen zu spüren. Sie müssen voraussichtlich einen Verlust von um die sechs bis sieben Prozentpunkten hinnehmen.

Mit der CDU ist hingegen wieder zu rechnen. Schaffte sie es 2019 mit 22,2 Prozent nur auf Platz drei, konkurriert sie nun mit der SPD um die Spitzenposition. Beide liegen bei um die 27 Prozent. Rot-Grün wäre also nicht die einzige Option.

Von Altona bis Wandsbek: Was die Wahl in den Bezirken verändert wurde gefunden bei mopo.de

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