Stillstand im Millionen-Poker: Warum auch Brighton bei Hürzeler unter Druck steht

RMAG news

Es ist unstrittig, dass Fabian Hürzeler ziemlich genau das Trainerprofil des englischen Premier-League-Klubs Brighton & Hove Albion erfüllt und ein passender Nachfolger des abgewanderten Roberto De Zerbi wäre. Der Konjunktiv ist in diesem Fall bedeutsam, denn der Wechsel von St. Paulis Aufstiegstrainer zu den „Seagulls“ ist nach wie vor nicht in trockenen Tüchern. Er droht sogar zu platzen, wenn sich die Engländer beim Ablösepoker nicht entscheidend bewegen. Hat Brighton noch eine Alternative? Der Insel-Klub steht unter Druck. Auch wenn er einem Profi-Pokerspieler gehört, könnte er sich verzocken.

Eigentlich ist es ganz einfach und logisch: Für eine Einigung braucht es immer mindestens zwei Parteien – es sei denn, jemand besitzt eine gespaltene Persönlichkeit und diskutiert und verhandelt konträre Positionen mit sich selbst. Und doch wurde und wird im Fall des FC St. Pauli, seines Noch-Trainers Fabian Hürzeler und dessen ersehnten Neu-Klubs Brighton & Hove Albion von einer Einigung im Vertragspoker und einem Durchbruch berichtet, schon zu Wochenbeginn.

Ablöse für Hürzeler: nach wie vor keine Einigung

Davon kann nach MOPO-Informationen trotz anders lautender Meldungen weiterhin keine Rede sein. Zu weit waren zunächst der Kiezklub und der Premier-League-Klub auseinander, was die Höhe der Millionen-Ablöse für den 31-jährigen Trainer-Shootingstar angeht. Daran hat sich dem Vernehmen nach nicht entscheidend etwas geändert und deshalb gibt es nach wie vor keine Einigung, zuletzt soll es nicht einmal Bewegung gegeben haben. Dass vor allem die transferwilligen Parteien einen Deal forcieren – auch verbal flankiert mit Meldungen über Fortschritte –, liegt in der Natur der Sache.

Brighton hofft nach dem Coup mit Roberto De Zerbi auf ein weiteres Supertalent an der Seitenlinie und das nächste große Trainer-Ding auf der Insel, St. Pauli will genau dafür eine angemessene Entschädigung erzielen. Dass mit Brighton-Boss Anthony Grant „Tony“ Bloom ein Pokerprofi involviert ist und auf der Gegenseite mit St. Pauli-Sportchef Andreas Bornemann jemand, der als extrem harter und auch prinzipientreuer Verhandler gilt, kann die Sache erschweren, weshalb Berichte über eine rasche Einigung ohnehin mit Vorsicht zu genießen waren.

Brightons Favorit McKenna hat abgesagt

Für Brighton steht jedenfalls einiges auf dem Spiel, denn die Suche nach einem Nachfolger für den innovativen und erfolgreichen Roberto De Zerbi, dessen Abschied von den „Seagulls“ am 18. Mai vermeldet worden war, verläuft schwierig. Einen Korb holte sich der Klub von der englischen Südküste nach übereinstimmenden Medienberichten von Kieran McKenna, der lieber seinen Vertrag bei Premier-League-Aufsteiger Ipswich Town verlängerte.

Gespräche soll Brighton auch mit Ex-Coach Graham Potter (derzeit ohne Verein) geführt haben, der als Vorgänger von De Zerbi drei Jahre lang erfolgreich bei den „Seagulls“ gearbeitet hatte, bevor ihn der FC Chelsea für satte 20 Millionen Euro aus dem Vertrag herauskaufte. Potter hätte sportlich sehr gut gepasst. Es wird allerdings berichtet, der Engländer spekuliere auf den Job des Nationaltrainers, sollte England bei der EM enttäuschen und Amtsinhaber Gareth Southgate gefeuert werden, was dieser sogar für möglich hält, wie er unlängst erklärte.

Ist Rydström der Plan B, wenn der Hürzeler-Deal platzt?

Weiter Optionen sind dem Vernehmen nach der Waliser Steve Cooper (zuletzt Nottingham Forrest und Trainer der englischen U17-Weltmeister 2017) sowie vor allem der Schwede Henrik Rydström, der als überaus innovativer Coach gefeiert wird und Malmö FF zur Meisterschaft und zum Pokalsieg geführt hat. Rydström, der Berichten zufolge auf Brightons Kandidaten-Shortlist stehen soll, könnte von seinem Profil her der favorisierte Kandidat sein, wenn sich der Hürzeler-Deal zerschlägt. Haken: Die schwedische Saison läuft von April bis November, ist also noch voll im Gange. Auch für Rydström wäre eine Ablöse fällig, sein Vertrag in Malmö soll sogar unbefristet sein.

Der FC St. Pauli kann nicht daran interessiert sein, dass der Wechsel von Hürzeler platzt, die Millionen flöten gehen und dann ein Trainer unter Vertrag ist, der mit dem Kopf und dem Herzen schon weg war. Andererseits kann sich auch Brighton nicht leisten, es angesichts eines prall gefüllten Portemonnaies nicht hinzubekommen, den erklärten Wunschtrainer, Coach eines langjährigen deutschen Zweitligisten und Bundesliga-Aufsteigers, loszueisen.

Harter Poker: Alle Parteien haben jetzt viel zu verlieren

Unter Druck stehen zudem auch Hürzeler und dessen Berater, die bei der Wechsel-Absicht früh „all in“ gegangen sind. Der Coach hat sich – um es diplomatisch zu formulieren – viele Sympathien bei den St. Pauli-Fans verscherzt und auch die Kiezkicker dürften alles andere als begeistert sein, wenngleich der Schritt in die beste Liga der Welt zu seinem Ambitionen und seinem Ehrgeiz passt.

Das könnte Sie auch interessieren: Bartels, Asamoah, Ebbers & Co.: Das wurde aus St. Paulis letztem Bundesliga-Team

Ein Weg zurück zum Kiezklub ist selbst mit blühender Fantasie kaum vorstellbar. Auf dem Weg nach Brighton gibt es nach wie vor enorme Hürden. Kann sich Hürzeler sicher sein, dass Brighton bei weiter stockenden Verhandlungen nicht auf einen anderen Kandidaten umschwenkt?

Stillstand im Millionen-Poker: Warum auch Brighton bei Hürzeler unter Druck steht wurde gefunden bei mopo.de

Please follow and like us:
Pin Share