Völlig neues Konzept: Revolutioniert der FC St. Pauli gerade den Fußball?

Völlig neues Konzept: Revolutioniert der FC St. Pauli gerade den Fußball?

Es ist ein Alleinstellungsmerkmal. Aber wenn das Projekt funktioniert, und von nichts anderem geht man beim FC St. Pauli aus, wird es wohl viele Nachahmer finden. Mit der Gründung der Genossenschaft „Football Cooperative St. Pauli von 2024 eG“ hat der Kiezklub einen Weg gefunden, sich nicht externen Geldgebern ausliefern zu müssen, die dank ihrer Finanzkraft die Selbstbestimmung von Mitgliedern und Fans untergraben könnten. Vielmehr werden Letztgenannte jetzt zum Chef im Hause Millerntor. Eine Revolution für die Finanzierung im Profifußball?

„Wir wollen die Leute für diese Idee begeistern – und bieten ein absolut stabiles Finanzprodukt mit einem hohen emotionalen Wert. Nachhaltig, demokratisch, solidarisch“, heißt es aus dem Verein, wo auch immer wieder der Sinn des Ganzen betont wird. Wenn es nur darum ginge, irgendwie Geld einzusammeln, hätte man auch eine Fan-Anleihe auflegen können, das hätte viele Monate Arbeit gespart – aber hier geht es um mehr.

St. Pauli-Fans können Anteile am Millerntor kaufen

Für 850 Euro pro Stück können sich alle Interessierten ab Ende Oktober – der avisierte 19. wird wohl aus unterschiedlichen Gründen nicht ganz eingehalten werden können – und vermutlich bis Januar 2025 Anteile am Millerntor sichern, das alsbald zu maximal 60 Prozent in den Besitz der „FCSPeG“ übergehen wird. Die Anteile haben einen Wert von 750 Euro, dazu kommen Verwaltungskosten beim ersten Kauf. Anteilsbesitzer:innen werden zu Mitinhaber:innen des Stadions und bestimmen künftig mit je einer Stimme unter anderem, was mit erwirtschaftetem Überschuss passiert.


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Um die 35 Millionen Euro, so das Ziel, will St. Pauli zunächst erlösen. Das entspräche etwa 47.000 Anteilen. Ob überhaupt und wenn, dann in welcher Höhe die Anteilseigner:innen mit einer Dividende rechnen können, ist unklar. Wer einfach nur möglichst schnell sein Geld vermehren möchte, der ist in der „FCSPeG“ nicht richtig aufgehoben. Die Investition ins Stadion ist eher eine Liebhaber:innen-Geschichte, um den Verein zu unterstützen. Falls Überschüsse anfallen, entscheidet die Generalversammlung der Genossenschaft über ihre Verwendung. Statt einer Dividende könnten die Gewinne auch in die Nachwuchsarbeit oder in andere Sportarten investiert werden. Der Verein kalkuliert mit einer Rendite von zwei Prozent – das wären pro Anteil 15 Euro per anno.

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Die emotionale Rendite, so heißt es auf der Homepage der Genossenschaft (fcspeg.com), werde dagegen „deutlich höher ausfallen. Der in der Satzung verankerte Zweck der St. Pauli-Genossenschaft ist es, zum Wohl der Mitglieder und des FC St. Pauli zu handeln“. Dem Klub hingegen beschert die Genossenschaft frisches Geld, um Corona-Schulden abzubauen, die Stadion-Darlehen zu tilgen und den Ausbau des Nachwuchsleistungszentrums an der Kollaustraße zu finanzieren. Keinesfalls dürfe man allerdings „irgendwelche sportlichen Aktivitäten des Vereins direkt unterstützen, wie zum Beispiel den Transfer von Spielern“.

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