„Ein Riesending“: Basketball-Star Andi Obst über Olympia, Bayern und die Towers

„Ein Riesending“: Basketball-Star Andi Obst über Olympia, Bayern und die Towers

Andreas Obst wurde kürzlich von einem der ganz Großen des Basketballs geadelt. Er sei „ein großartiger Schütze“, sagte US-Superstar Stephen Curry über den deutschen Nationalspieler. Wie Obst, Guard beim deutschen Meister Bayern München, das Treffen mit Curry erlebte, wie er über das deutsche Abschneiden bei Olympia denkt und was er den Towers in dieser Saison zutraut, verrät der 28-Jährige im MOPO-Interview.

MOPO: Herr Obst, knapp über ein Monat lag zwischen dem Spiel um Platz drei bei Olympia und dem ersten Pflichtspiel der Saison, dem BBL-Auftaktsieg gegen Chemnitz. Haben Sie als Profi nach so einer langen Saison genügend Zeit zur Regeneration?

Andreas Obst: Genügend Zeit hatte ich nicht. Aber es war mehr Zeit als in dem Jahr davor. Olympia lag sehr mittendrin. Das heißt, man hat nach der Saison kurz pausiert und ein bisschen ausgeruht. Und jetzt hat man nach Olympia noch probiert, ein wenig zu regenerieren.

Nach Olympia konnte Obst ein paar Tage durchpusten

Wie schwer ist das nach so einem Riesending wie Olympia, wieder umzuschalten zurück auf den BBL-Alltag?

Das ging ganz gut eigentlich. Ich hatte ein paar Tage frei, konnte mich mental resetten und vorbereiten. Zudem war der Trubel dieses Jahr nicht so groß, weil der Erfolg bei Olympia nicht so groß war, wie wir uns vorgestellt haben. Deswegen hatte man mehr Ruhe, weil man weniger Verpflichtungen hatte, denen man nachgehen musste.

Dabei ist Platz vier die beste Olympia-Platzierung in der Geschichte des deutschen Männer-Basketballs. Konnten Sie sich im Nachhinein über diese historische Leistung freuen, oder überwog die Enttäuschung wegen der nicht gewonnenen Medaille?

Schon klar enttäuschend. Wir hatten uns definitiv mehr erhofft. Unser Ziel war es, ins Finale zu kommen. Aber ich glaube, wir haben uns selbst ein Bein gestellt. Von daher ist man schon mit einem weinenden Auge dabei. Und im Spiel um Platz drei war Serbien deutlich besser – die haben auch ins Finale gehört. Am Ende, als es vorbei war, hat man trotzdem mit einem guten Gefühl auf die letzten drei Jahre zurückgeblickt, die ja doch sehr erfolgreich waren. Wir sind auch stolz darauf, was wir für einen Schwung in den deutschen Basketball gebracht haben. Und es wäre unfair, wenn man jetzt alles von einer Medaille bei Olympia abhängig gemacht hätte.

Andreas Obst machte im Test gegen die USA (88:92) 14 Punkte und überraschte auch Stephen Curry.
imago/Camera4

Andreas Obst machte im Test gegen die USA (88:92) 14 Punkte und überraschte auch Stephen Curry.

Im Vorfeld der Spiele verloren Sie nur knapp im Testspiel gegen die Elite des Basketballs aus den USA. Anschließend wurden Sie explizit vom besten Dreier-Werfer jemals, ihrem Vorbild Stephen Curry, gelobt – Sie haben dann ja auch ein Bild mit ihm gemacht. Was hat Ihnen das bedeutet?

Sehr, sehr viel. Das war ein Riesending für mich, gegen ihn zu spielen und mich mit ihm auszutauschen. Er hat mich die letzten Jahre sehr geprägt und ich schaue schon meine ganze Karriere lang zu ihm auf. Dass ich nun die Möglichkeit hatte, gegen ihn zu „competen“, war schon sehr surreal für mich. Es zeigt aber auch, dass ich die letzten Jahre viel investiert habe und sich das ausgezahlt hat.

Obst freut sich auf Ex-Bundestrainer Herbert bei Bayern

Sie gehen nun in Ihre vierte Saison in München. Im Sommer gab es einige Veränderungen. Die interessanteste dabei ist wohl die des Trainers. Wie haben Sie reagiert, als Sie erfahren haben, dass Ihr damaliger Bundestrainer Gordon Herbert nun Trainer in München wird?

Als wir das erfahren haben, waren wir alle sehr zufrieden damit. Er ist ein sehr guter Trainer für uns, der uns auf einen guten Weg führen kann. Deswegen sind wir sehr gut gestimmt. Klar müssen wir das auch aufs Feld bringen und auch täglich im Training reinhauen. Aber wir haben gute Voraussetzungen: einen guten Trainer, der menschlich super ist und viel Wissen und Erfahrung mitbringt.

Bei den Bayern spielen Sie gleich mit mehreren Teamkollegen zusammen, die Sie auch aus der Nationalmannschaft kennen. Empfinden Sie das als Vorteil, oder ist die Dynamik im Vergleich zum DBB zu unterschiedlich?

Klar ist das ein Vorteil. Durch die letzten Jahre mit „Gordie“ wissen wir, worauf es ankommt und was er möchte. Ich denke mal, das hilft auch den ganzen neuen Spielern. Die kann man dann ein bisschen an die Hand nehmen und zeigen: „Guck mal, das meint er so.“ Ich denke, das ist ein Geben und Nehmen und spielt uns gut in die Karten.


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Das Saisonziel des Teams dürfte an erster Stelle wohl die Titelverteidigung sein. Aber was ist Ihr persönliches Ziel für die Saison? Bei welcher Wurfquote sagen Sie: Das war ein gutes Spiel beziehungsweise eine gute Saison?

Ich schaue nicht auf Quoten und Statistiken. Ich gucke einfach, mein Spiel zu spielen und alles zu geben. Natürlich steht der Teamerfolg im Vordergrund und natürlich will ich meinen Teil dazu beitragen, werde dafür alles tun. Dann kommen die Statistiken, ob gut, schlecht oder böse, von alleine.

Andreas Obst traut Hamburg Towers die Playoffs zu

Nicht nur Trainer und Spieler sind neu, sondern natürlich die Trikots. Etwas spezieller dieses Jahr ist das neue Sondertrikot im Eidechsen-Muster. Wie gefallen Ihnen die neuen Trikots für die Euroleague?

Ich finde die cool. Eine gute Idee, die gut umgesetzt wurde. Also ich finde, es sind sehr coole Trikots.

Bleiben wir in der Euroleague. In diesem Jahr finden ihre Heimspiele auch im neuen SAP Garden statt. Nun sind Spiele in großen Arenen für Sie nichts Neues. Wie viel Vorfreude haben Sie dennoch darauf?

Ich habe riesige Vorfreude. Wir waren vor Kurzem das erste Mal da und haben da trainiert, das ist schon Wahnsinn. Ein Riesenteil und sehr beindruckend. Ich freue mich sehr darauf, dann da öfter spielen zu dürfen und dort auch zu trainieren. Also, das sind schon sehr gute Gegebenheiten, und das stimmt mich positiv.

An diesem Sonntag steht aber erst einmal ein Spiel im BMW-Park an. Der kommende Gegner sind die neu aufgestellten Towers, die den Vizemeister Alba Berlin geschlagen haben. War das für Sie ein Warnsignal?

Nein, eigentlich nicht. Natürlich muss man die Mannschaft respektieren. Hamburg hat eine gute Mannschaft und wird von einem guten Trainer trainiert. Ich denke, so ein erstes Saisonspiel, vor allem vor heimischen Fans, gibt immer noch viel Push und Euphorie nach so einem Sieg. Wir werden uns dementsprechend gut darauf vorbereiten.

Was trauen Sie den Towers in dieser Saison zu?

Ich denke, das ist eine Mannschaft, die mithalten kann, will und wird – und die sich die Playoffs als Ziel setzen wird. Deswegen denke ich schon, dass das eine gute, ambitionierte Mannschaft ist.

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