„Damit werden Mieter ausspioniert“: Sorge vor neuen Vonovia-Rauchmeldern

„Damit werden Mieter ausspioniert“: Sorge vor neuen Vonovia-Rauchmeldern

Eines der häufigsten Probleme in Mietwohnungen ist Schimmel. Wie sehr würden sich Wohnungsunternehmen wünschen, in die Buden ihrer Mieter gucken zu können, um ihnen falsches Lüftungs- und Heizverhalten nachzuweisen. Mit den neuen Rauchmeldern, die das Wohnungsunternehmen Vonovia nun installieren will, wäre das möglich. Denn sie erheben alle paar Minuten Werte wie Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Mieterverbände laufen Sturm dagegen und fürchten, dass die Mieter ausspioniert werden.

Der neue Rauchmelder „Multisensor plus“ von Hersteller Techem hat es in sich: Er warnt nicht nur vor Rauch, sondern auch bei Hitze-Entwicklung und erhebt zudem rund um die Uhr alle zwei Minuten Daten über Temperatur und Luftfeuchtigkeit in Kinderzimmer, Schlafzimmer, Küche und allen weiteren Räumen der Wohnung, die mit dem Rauchmelder ausgestattet sind. Daraus wird für jede Stunde ein Mittelwert errechnet und an Vonovia gesandt, die das dann in eine App für den Mieter einspeist.

Rauchmelder erhebt Temperatur und Luftfeuchtigkeit

Jeder Mieter kann dann auf seinem Smartphone sehen, wie warm es bei ihm ist und wie feucht. Außerdem meldet das Gerät an der Decke mit einem kleinen Warnlicht, wenn die Raumluft einen gewissen Schwellenwert überschritten hat und der Mieter lüften sollte. Auch über die App sollen aus den Daten dann Lüftungsempfehlungen gegeben werden. Die Sorge von Mieterverbänden: Vonovia greift auf die Daten zu und spioniert seine Mieter so aus.

Der Multisensor von Techem: Er misst Hitze, Rauch, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Das Lüftungs-LED leuchtet, wenn die Luft schlecht ist.
Techem

Der Multisensor von Techem: Er misst Hitze, Rauch, Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Das Lüftungs-LED leuchtet, wenn die Luft schlecht ist.

„Hier werden die Wohnungen der Mieter auf unzulässige Weise ausspioniert“, sagt Rolf Bosse, Geschäftsführer des Mietervereins zu Hamburg. Bisher musste der Hamburger Mieterverein dazu aber zum Glück noch nicht aktiv werden, denn Vonovia startet mit dem Pilotprojekt zunächst bei bis zu 60.000 Wohnungen in Hessen und Baden-Württemberg. Da das Unternehmen die neuen Melder aber gemeinsam mit Techem entwickelt hat, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie auch an der Elbe Thema sind.

Mieterverein zu Hamburg: Das ist Wohnraumüberwachung!

Bosse, der in Hamburg oft mit Vonovia zu tun hat und daher weiß, wie das Unternehmen mit Mietern umgeht, hat da wenig Vertrauen und fürchtet: „Das Unternehmen kann so erheben, wie oft jemand lüftet, wie er heizt, wann er da ist – und womöglich sogar Rückschlüsse ziehen, wie viele Personen in der Wohnung leben.“ Das sei kein Rauchwarnmelder mehr, sondern eine Wohnraumüberwachung.

Nachdem es massive Proteste gab, haben Vonovia und Techem mittlerweile eine Änderung vorgenommen. Vonovia-Sprecher Olaf Frei: „Wir haben nun gemeinsam mit dem Hersteller Techem entschieden, die Multi-Sensorgeräte künftig mit deaktivierten Funkeinstellungen auszuliefern, wenn vor der Montage keine Einwilligung vorliegt.“ Allerdings habe „knapp die Hälfte“ der Kunden der Daten-Übermittlung bereits zugestimmt.

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Techem betont auf Nachfrage der MOPO, dass jeder Mieter den Funk beim Warnmelder auch ganz einfach selbst deaktivieren könne. „Einfach indem man ihn über den zentralen Knopf in der Mitte des Gerätes ausschaltet“, so Techem-Entwickler Michael Völpel. Dann misst das Gerät zwar weiterhin, aber meldet die Werte nicht. Behauptungen, die Server mit den Daten stünden in den USA und womöglich könnten chinesische Unternehmen über Spionage an die Daten etwa von wichtigen Politikern gelangen, weist das Unternehmen zurück. „Unsere Server stehen in Schweden.“

Rolf Bosse vom Mieterverein genügt es nicht, dass die Geräte nun über einen Knopf deaktiviert sind. „Wer weiß, ob Vonovia das am Ende nicht doch nutzt. Das Unternehmen hat bisher wenig für seine Glaubwürdigkeit getan. Diese Geräte gehören einfach nicht eingebaut.“ Zudem sieht Bosse auch die Gefahr, dass in neuen Mietverträgen des großen Wohnungsunternehmens – mit 11.000 Wohnungen allein in Hamburg – in Zukunft bereits im Mietvertrag ein Passus enthalten ist, mit dem man der Nutzung der neuen Warnmelder zustimmt.

„Damit werden Mieter ausspioniert“: Sorge vor neuen Vonovia-Rauchmeldern wurde gefunden bei mopo.de

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