Die Jagd auf Benkos Milliarden – und neue Hoffnung für den Elbtower

Die Jagd auf Benkos Milliarden  – und neue Hoffnung für den Elbtower

Es ist ein wahrer Finanzkrimis: Der Immobilienmogul René Benko galt einst als einer der reichsten Männer Österreichs, kaufte und baute Einkaufszentren und Top-Immobilien auf der ganzen Welt und wollte in Hamburg den über 200 Meter hohen Elbtower errichten. Doch nach seiner Insolvenz stehen nicht nur die Kräne in der HafenCity seit fast einem Jahr still. Auch privat – so behauptet der ehemalige „Wunderwuzzi“ – ist Benko angeblich pleite. Während viele Gläubiger, darunter Milliardäre und Banken, das stillschweigend hinnehmen, jagen einige Ermittler der Spur des Geldes hinterher. In Hamburg scheint immerhin Bewegung in die Frage zu kommen, ob und wie der Elbtower fertig gebaut wird.

Wo ist das Geld von René Benko (47)? Diese Frage beschäftigt seine Gläubiger seit Monaten, denen er Darlehen in Höhe von circa 2,4 Milliarden Euro schuldig ist. Darunter befinden sich Großinvestoren, Kreditinstitute, Banken und Scheichs, die alle eine Gemeinsamkeit haben: Sie vertrauten auf den Blender-Benko und seine im Nachhinein leeren Versprechungen.

Wo ist das Vermögen von René Benko abgeblieben?

Doch um das Geld zurückfordern zu können, müsste man erst einmal wissen, wo es sich überhaupt befindet. Für Anwälte und Ermittler ist es eine schier unmögliche Aufgabe, das undurchsichtige Netzwerk von Benkos Firmen, Tochterfirmen und Privatstiftungen zu durchblicken. Wie der „Spiegel“ berichtet, zeigte sich der Österreicher zuletzt als „verarmt“: Demnach gab er bei seiner Privatinsolvenz als Unternehmer an, 3700 Euro monatlich zu verdienen. In guten Zeiten waren es über 25 Millionen Euro monatlich. Die „Forbes“-Reichenliste bezifferte sein Vermögen noch im Jahr 2023 auf circa sechs Milliarden Dollar.

Schöner wohnen trotz Insolvenz: Benkos privat genutzte Villa in Innsbruck.
picture alliance / EXPA / APA / picturedesk.com | EXPA

Schöner wohnen trotz Insolvenz: Benkos privat genutzte Villa in Innsbruck.

Auf der Suche nach dem Vermögen ließ der Insolvenverwalter im Mai die Familienvilla von Benko durchsuchen. Dort fand man Luxus-Armbanduhren, Manschettenknöpfe, Diamantarmbänder, ein E-Bike und ein kleines Sportboot. Alle Objekte kommen derzeit unter den Hammer, gleichen aber zusammengerechnet nicht einmal einen Bruchteil der Forderungen aus. Wo ist der Rest abgeblieben?

Was hat es mit den Stiftungen von Benko auf sich?

Rechtsanwalt Dietmar Dzernich hat da so eine Vermutung: Das Geld sei wohl „in das Gestrüpp von Privatstiftungen und deren Unterfirmen“ geflossen, sagte er aktuell dem „Spiegel“. Vier davon gibt es: „Die inzwischen insolvente René Benko Privatstiftung“, die „Laura Privatstiftung“, die Benko 2007 zusammen mit seiner Mutter Ingeborg gründete und die nach seiner Tochter aus erster Ehe benannt ist, die „Ingbe Privatstiftung“, in der Mutter Ingeborg Geschäftsführerin ist sowie die weniger bekannte „Arual Privatstiftung“.

Laut „Handelsblatt“ haben sich in diesen Stiftungen ganze „Schattenreiche an Immobilien“ angesammelt, auch die durchsuchte Luxusvilla in Innsbruck soll zum geheimen Portfolio gehören.

Diese Stiftungen gaben sich in der Vergangenheit gegenseitig unübersichtliche Darlehen, außerdem wechselten Immobilien und teure Kunstwerke untereinander den Besitz. Dazu kommt: Ungefähr sechs Wochen vor der Insolvenzeröffnung im November 2023 habe die Signa Holding laut dem österreichischen „Kurier“ fünf Millionen Euro von der „Laura Privatstiftung“ erhalten.

Ermittler-Team verfolgt die Spur des Benko-Geldes

Trotz all der Ungereimtheiten und Schulden in Milliarden-Höhe haben viele Banken und Kreditinstitute laut dem „Spiegel“ inzwischen jede Hoffnung aufgegeben, das Geld zurückzubekommen. Die Vermutung: Einige haben Angst, selbst dabei durchleuchtet zu werden – denn die Kredite an Benko sollen teils ohne genügend Sicherheiten gewährt worden sein. Auch andere Gläubiger, wie der Hamburger Speditionsmilliardär Klaus Michael Kühne scheinen ihr Geld demnach längst abgeschrieben zu haben. Er habe sich „einlullen lassen“, sagte Kühne nur.

Einzig der Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi setzte ein gesamtes Ermittler-Team in London daran, nach dem Geld zu suchen, immerhin fordern die Araber vor einem Schiedsgericht in Genf 765 Millionen Euro aus Krediten zurück. Auch diese Ermittler kamen auf ihrer Spurensuche schließlich zu den Stiftungen: Millionenteure Villen am Gardasee seien von der Signa zur „Ingbe Stiftung“ gewandert, berichte der „Spiegel“ unter Berufung auf ein Dokument von Mubadalas Anwälten am Schiedsgericht. Wer genau die „Begünstigten“ der Stiftungen sind, ist unklar, es soll sich um mehrere Familienmitglieder handeln – René Benko selbst ist allerdings nicht offiziell aufgelistet. Das macht es für die Gläubiger noch schwieriger.

Hamburgs Bausenatorin ist beim Elbtower optimistisch

Währenddessen sucht der Insolvenzverwalter in Hamburg weiterhin einen Nachfolger für das Elbtower-Stummel. „Der hat ein Interesse, das Projekt so schnell wie möglich zu verkaufen, denn die Baustelle kostet jeden Monat jede Menge Geld“, sagte Hamburgs Bausenatorin Karen Pein zuletzt im MOPO-Interview. „Im Oktober oder November sollen die Verhandlungen abgeschlossen sein.“ Sie hofft, dass noch in diesem Jahr klar sein wird, wie es in der HafenCity weitergeht. Bislang habe es keine großen Änderungswünsche an dem grundlegenden Baukonzept gegeben. Heißt: Wenn der Turm kommt, dann so wie geplant. Wohnungen seien aber weiterhin ausgeschlossen – „aufgrund des Lärms“.

Die Jagd auf Benkos Milliarden – und neue Hoffnung für den Elbtower wurde gefunden bei mopo.de

Please follow and like us:
Pin Share