Für Kopfschütteln und ratlose Mienen sorgt zurzeit eine Baustelle am S-Bahnhof Veddel. Die Deutsche Bahn baut an den Eisenbahnbrücken, ein Teil des Bürgersteigs ist gesperrt. Fußgänger müssen auf einen schmalen Streifen auf der Straße ausweichen. Doch die ist nach Regen oft überflutet. Für die Anwohner entlang der Harburger Chaussee (Kleiner Grasbrook) wird der Weg zum Hindernisparcours. Dabei ist der Durchgang bei Dunkelheit ohnehin schon ein Angstraum. Neben dem beklemmenden Gefühl kommen jetzt auch noch nasse Füße dazu.
Wenn zur Feierabendzeit die S-Bahn aus der City am Bahnhof Veddel hält, ist das Gewusel groß. Zu Dutzenden steigen die Fahrgäste hier aus und laufen in Richtung Busbahnhof, um von dort mit dem 13er weiter zum Reiherstiegviertel zu fahren. Andere wollen zum Rotklinkerblock an der Harburger Chaussee. Rund 1000 Menschen leben dort.
Flut-Unterführung in Hamburg: Hier muss ein ganzes Viertel durchgehen
Um dorthin zu gelangen, muss zuerst die Eisenbahnunterführung passiert werden. Graffiti, Dreck, schlechte Beleuchtung – dieser Ort ist beklemmend. Vor allem Frauen beeilen sich, bei Dunkelheit so schnell wie möglich hindurchzukommen. Die Sorge vor einem Übergriff ist nicht aus der Luft gegriffen: Im April dieses Jahres kam es an der Stelle zu einem fatalen Glasscherben-Angriff, ein Mensch entging dem Tod nur knapp.
Bei Regenwetter ist an ein schnelles Fortkommen jedoch nicht zu denken, im Gegenteil: Der nördliche Bürgersteig ist wegen Bauarbeiten gesperrt, der südliche Gehweg auf die Straße verlegt. Doch die befindet sich in einer Senke, die nach einem Regenschauer regelmäßig unter Wasser steht. Ohne nasse Füße kommt hier niemand mehr durch.
Fußgänger balancieren von Stein zu Stein
In ihrer Not haben Fußgänger Betonfüße und Zaunteile der Baustellensicherung in die XXL-Pfütze geworfen. Das Ziel ist, die andere Seite mit zumindest halbwegs trockenen Schuhen zu erreichen. Sätze wie „Das soll wohl ein Witz sein!“ gehören zu den harmloseren Flüchen, die sich Passanten beim Überqueren des Hochwassers gegenseitig zuraunen.
Daniel Dörffler
Die Unterführung am S-Bahnhof Veddel am Abend. Hier beeilt man sich lieber.
Besonders fies wird es, wenn zur gleichen Zeit ein Auto durchs Wasser fährt. Da hilft auch das Balancieren auf Betonfüßen nicht mehr – die Parcours-Läufer werden gnadenlos nassgespritzt.
Florian Quandt
Nach einem regnerischen Wochenende stellt ein Bauarbeiter die Absperrungen wieder auf.
Wie äußert sich die Bahn zu den Zuständen vor Ort? „Das Problem ist bekannt und an den Umständen wird derzeit Zeit gearbeitet, um hier schnellstmöglich eine kurzfristige und zufriedenstellende Lösung herbeizuführen“, sagt eine Sprecherin.
Ein neuer Entwässerungsschacht soll her
Dem Unternehmen zufolge wurde der Regenschacht bereits von Laub und Sand befreit. Außerdem sollen alle Kanäle gespült werden, damit das Wasser wieder richtig abfließen kann. „Um einem solchen Szenario zukünftig vorzubeugen, ist geplant, schnellstmöglich einen neuen Entwässerungsschacht zu setzen.“
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Voraussichtlich zum Jahresende sollen beide Bürgersteige wieder normal passierbar sein. Mit der Fertigstellung der Bauarbeiten an den Veddeler Brücken, bei denen alte Brücken durch neue ersetzt werden, wird es nach aktueller Planung noch bis Ende 2027 dauern.
Dreckig, überflutet, gruselig: Hier muss ein ganzes Viertel durchgehen wurde gefunden bei mopo.de