Drohungen, Gewalt, Unglücke: So reagieren Hamburgs Schulen im Notfall

Drohungen, Gewalt, Unglücke: So reagieren Hamburgs Schulen im Notfall

In Hamburg sorgten am Montag gleich mehrere bedrohliche Vorfälle an Schulen für große Einsätze der Polizei: Zunächst wurden nach einer Sprengstoffdrohung mehrere Schulen durchsucht, dann eskalierte ein Streit zwischen zwei Schülern, bei dem einer eine Waffe zog – die sich später als Spielzeug herausstellte. Die schnelle Reaktion von Polizei und Spezialkräften zeigt, wie ernst solche Bedrohungen genommen werden. Dank klarer Krisenpläne sind Hamburgs Schulen auf solche Situationen auch vorbereitet. Die MOPO erklärt, wie das Krisenmanagement dann konkret aussieht., warum es einen Drei-Stufen-Plan gibt und wie die Polizei bei Amokdrohungen und ähnlichem reagiert.

Am Montag durchsuchten Einsatzkräfte der Polizei nach einer Sprengstoffdrohung gleich mehrere Schulen in Hamburg. Man sprach von einer „unklaren Bedrohungslage“. Nur wenige Stunden später, unabhängig von der Sprengstoffdrohung, die nächste Bedrohungslage an einer Hamburger Schule, diesmal in Eidelstedt. Ein Streit zwischen zwei Schülern eskalierte. Einer von beiden zeigte eine Waffe. Ein Großeinsatz mit Spezialkräften und einem Polizeihubschrauber startete. Noch am selben Tag konnte der Schüler festgenommen werden. Es handelte sich um eine Spielzeugwaffe.

Bei Amokdrohungen, Gewalttaten oder Tötungsdelikten – so läuft das Krisenmanagement der Schule ab

Solche Vorfälle zeigen, wie wichtig es ist, dass Hamburger Schulen auf Bedrohungslagen vorbereitet sind. Die Schulbehörde hat in den vergangenen Jahren klare Regelungen und ein umfassendes Krisenmanagement entwickelt, um in solchen Situationen schnell und gezielt handeln zu können. Schulen sollen nicht nur Lernorte, sondern auch sichere Umgebungen für Schülerinnen und Schüler sein.

Das Krisensystem ist darauf ausgelegt, bei Bedrohungen wie Gewalt, Amokläufen oder auch Bombendrohungen Maßnahmen zu ergreifen, um die Sicherheit aller Beteiligten zu gewährleisten.

Schulen in Hamburg: Drei Stufen des Krisenmanagements

Die Hamburger Schulbehörde hat dafür ein abgestuftes System entwickelt, um je nach Schwere der Bedrohung angemessen reagieren zu können. Diese Maßnahmen sind in drei Kategorien unterteilt:

Einfache Lage: Bei Vorfällen wie einem Todesfall in der Schulgemeinschaft, Unfällen mit Verletzten oder Gewalttaten im Umfeld der Schule greift das schulinterne Krisenteam. Dieses Team besteht aus geschulten Lehrkräften und steht seit 2010 an jeder Schule zur Verfügung. Sie arbeiten eng mit der Schulleitung zusammen, um in solchen Fällen die richtige Unterstützung für Betroffene zu gewährleisten.Mittlere Lage: Bei schwereren Vorfällen wie Morddrohungen, Suiziden oder Amokandrohungen kann die Schulleitung das Bereitschaftsteam der Beratungsstelle Gewaltprävention hinzuziehen. Dieses Team berät die Schulen und hilft bei der Krisenbewältigung, insbesondere wenn es um schwerwiegende Bedrohungen oder psychologische Unterstützung geht.Großschadenslage: Amokläufe, Geiselnahmen oder Großbrände erfordern einen Einsatz von Rettungskräften und eine sofortige Reaktion der gesamten Schulgemeinschaft. In diesen Fällen wird das Hamburger Schulkrisenteam aktiv, das aus 37 spezialisierten Fachkräften besteht. Dieses Team unterstützt nicht nur organisatorisch, sondern bietet auch psychosoziale Betreuung für Betroffene an. Die Zusammenarbeit mit der Polizei und den Rettungskräften spielt hierbei eine zentrale Rolle.

Kommunikation als Schlüssel in Krisensituationen

Ein wichtiger Baustein im Krisenmanagement der Hamburger Schulen ist die Kommunikation. Alle Schulen verfügen über technische Anlagen, die es ermöglichen, Informationen aus dem Schulbüro in jeden Klassenraum zu übertragen. So kann die Schulleitung die Schülerinnen und Schüler sowie das Lehrpersonal unmittelbar über eine Bedrohung informieren und Maßnahmen wie das Verlassen der Gebäude oder das Verschließen der Klassenzimmertüren veranlassen.

Über die Ernsthaftigkeit einer Bedrohungslage entscheidet die Schulleitung in Absprache mit der Polizei. Diese enge Zusammenarbeit sorgt dafür, dass Risiken schnell bewertet und geeignete Schritte eingeleitet werden können.

Bei der Bewertung dieser möglichen Gefahren geht die Polizei Hamburg zunächst immer davon aus, dass Drohungen real sind. Thilo Marxsen, Pressesprecher der Polizei Hamburg: „Die Polizei nimmt Hinweise auf Gefahrensituationen oder Straftaten immer ernst und prüft umgehend erforderliche polizeiliche Maßnahmen im Sinne stufig aufbauender Handlungskonzepte.“

Bei möglichen Bedrohungslagen oder angekündigten Amokläufen rückt die Polizei Hamburg, wie hier in Blankenese, mit einem Großaufgebot an. (Archivfoto)
Sebastian Peters

Bei möglichen Bedrohungslagen oder angekündigten Amokläufen rückt die Polizei Hamburg, wie hier in Blankenese, mit einem Großaufgebot an. (Archivfoto)

Der Krisenordner: Strukturierte Hilfe im Ernstfall

Jede Hamburger Schule besitzt einen sogenannten Krisenordner, der detaillierte Handlungsanweisungen für den Krisenfall enthält. Darin finden sich unter anderem Checklisten für die Schulleitung, die sicherstellen, dass alle notwendigen Schritte geordnet ablaufen. Ob es um die Information der Eltern, die Zusammenarbeit mit der Polizei oder die Sicherung der Schulgebäude geht – der Krisenordner bietet eine klare Struktur, um in einer Ausnahmesituation keine Zeit zu verlieren. Somit soll ein „durcheinander“ verhindert werden.

Nach der Krise: Betreuung und Rückkehr zum Alltag

Wenn die akute Gefahr gebannt ist, geht das Krisenmanagement weiter. Es muss sichergestellt werden, dass niemand Unbefugtes das Schulgelände betritt, und die Eltern der betroffenen Schüler werden informiert. Danach entscheidet die Schulleitung, ob der Schulbetrieb fortgesetzt wird oder ob weitere Maßnahmen erforderlich sind.

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Besonders wichtig ist in der Zeit nach einem Vorfall die psychologische Betreuung der Schulgemeinschaft. Hier kommen erneut die Fachkräfte der Beratungsstelle Gewaltprävention zum Einsatz, um Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte in der Verarbeitung des Erlebten zu unterstützen.

Drohungen, Gewalt, Unglücke: So reagieren Hamburgs Schulen im Notfall wurde gefunden bei mopo.de

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