Ex-Profi glaubt an St. Pauli in der Bundesliga: „Sie haben eine Chance, wenn …“

Ex-Profi glaubt an St. Pauli in der Bundesliga: „Sie haben eine Chance, wenn …“

Analog zu seinem Wesen geriet der Abschied aus dem Profi-Fußball nahezu komplett geräuschlos. Nach einem halben Dutzend Jahren beim FC St. Pauli und 143 Spielen in Braun-Weiß hatte Markus Thorandt im Sommer 2015 keinen neuen Vertrag mehr erhalten und musste seine Karriere schließlich wegen Kniepro­blemen beenden. Den Bezug zum Kiezklub aber hat der einst eisenharte Innenverteidiger nie verloren – auch weil er seine einzige Erstliga-Saison in Braun und Weiß erlebte.

Das Schlimmste ist an ihm und seiner Familie vorbeigegangen. „Bei uns in Bobingen gibt es einen großen Fluss, aber der Damm hält aktuell“, erklärt Thorandt im Gespräch mit der MOPO in Bezug auf das dramatische Hochwasser im Süden der Republik. „Wir haben Glück gehabt.“ Glück. Gutes Stichwort. Thorandt geht es bestens. Auch ohne Fußball.

Markus Thorandt ist noch immer mit St. Pauli verbunden

„Ich bin tatsächlich komplett raus“, erklärt er. Er sei „ganz normal angestellt“ bei einem jungen Ableger eines großen Sportbekleidungsunternehmens. Dass man sich um den gebürtigen Augsburger nicht würde sorgen müssen nach dem Ende der Laufbahn, war schon zu aktiven Zeiten klar. Da hatte er bereits ein Studium begonnen, das er nach der Heimkehr beendete. „Ich habe dann ein Praktikum beim Bayerischen Fußballverband gemacht und danach sechs Jahre bei einem Sportvermarkter gearbeitet“, blickt er zurück. Das lädierte Knie macht ihm nach wie vor Probleme, „aber ich bin viel auf dem Fahrrad unterwegs und kicke ein bisschen bei der FC-Augsburg-Traditionsmannschaft mit“.


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Das Interesse an seiner alten Tätigkeit ist nie abgeebbt. „Ich verfolge die 2. Liga nicht intensiv, aber St. Pauli“, erzählt der 43-Jährige. „Das ist schon mein Herzensverein geblieben. Die sechs Jahre dort waren die besten und schönsten in meiner Fußballerzeit.“ Und so versucht Thorandt, wenn es denn die Zeit erlaubt, an der ehemaligen Wirkungsstätte vorbeizuschauen. „Ich war zuletzt mit meiner ganzen Familie beim Heimspiel gegen den KSC am Millerntor. Überragendes Spiel, überragende Stimmung.“ Sein Urteil über die vergangene Saison: „Sie sind absolut verdient aufgestiegen und haben sensationellen Fußball gespielt“, schwärmt er. „Sie haben sehr gute Einzelspieler und der Haufen scheint sehr homogen zu sein. Wenn die Leistungsträger bleiben, haben sie eine gute Chance, in der Liga zu bleiben, wofür ich fest die Daumen drücke.“

Mit seiner Mannschaft anno 2010/11 ist das bekanntlich nicht geglückt. Die Saison davor war die erste auf dem Kiez für den von 1860 München geholten Profi, „und die ersten eineinhalb Jahre liefen ja nahezu perfekt“. Bis nach dem 1:0-Derbysieg im Volkspark ein kompletter Einbruch erfolgte. „Es waren absolute Highlights dabei, wo man das Gefühl hatte, man kann mithalten“, erinnert sich Thorandt. „Wir haben gegen den HSV vier Punkte geholt.“ Und dann seien wieder Spiele dabei gewesen, „wo man gefühlt heillos überfordert war und so dermaßen seine Grenzen aufgezeigt bekommen hat“.

Abstieg von St. Pauli 2011 war für Thorandt unnötig

Dennoch: Der Abstieg hätte nicht sein müssen, sagt er rückblickend. „Wenn du siehst, was da für Spieler im Kader waren mit Max Kruse, Bastian Oczipka oder Carlos Zambrano, die sich später in der Bundesliga gehalten haben, hatten wir schon eine starke Mannschaft.“ Am Ende nicht stark genug, doch davon lässt sich Thorandt nicht die Suppe versalzen. „Ich versuche, die positiven Erinnerungen zu behalten“, sagt er. „Ich hatte zum Beispiel zwei gute Spiele gegen Ruud van Nistelrooy und habe mein einziges Tor in der 1. Liga beim 1:1 gegen Wolfsburg gemacht.“

14 Jahre ist das alles her, der Draht zu den Ex-Kollegen überschaubar eng. „Zu Florian Lechner habe ich weiterhin Kontakt, der ist nie abgerissen“, erläutert Thorandt. Ansonsten gebe es eine WhatsApp-Gruppe mit ehemaligen Kiezkickern aus all den Jahren, „in der sind nahezu alle drin von damals. Da liest man von jedem mal so ein bisschen was“.

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In der kommenden Saison wird Thorandts Beziehung zum FC St. Pauli eher intensiviert denn dünner werden. „Ich will auf jeden Fall versuchen, ein-, zweimal ans Millerntor zu kommen“, hat er sich vorgenommen. Ganz sicher wird er beim Hamburger Gastspiel vor seiner Haustür dabei sein: „Für das Spiel beim FC Augsburg“, stellt er klar, „habe ich hier schon Kartenwünsche angemeldet!“

Ex-Profi glaubt an St. Pauli in der Bundesliga: „Sie haben eine Chance, wenn …“ wurde gefunden bei mopo.de

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