Es war ein Angriff, der beinahe tödlich endete: Im März dieses Jahres geraten im Bahnhof Jungfernstieg zwei Männer in Streit. Am Ende liegt einer von ihnen bewusstlos am Boden, sein Kontrahent hatte ihm die Luftröhre abgeschnürt. Der mutmaßliche Angreifer steht seit Mittwoch vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft ist überzeugt, dass er sein Opfer töten wollte und der Mann nur durch das beherzte Eingreifen zweier Zeugen überlebte. Der Killerinstinkt steht dem Angeklagten nicht ins Gesicht geschrieben, wie zu Prozessbeginn deutlich wird.
Mit seinen dunklen Locken, dem blauen Karohemd und einer zurückhaltenden Erscheinung will Adam N. (22) so gar nicht in das Bild eines brutalen Schlägers passen. Statt im Saal 237 des Landgerichts, einem imposanten Raum mit hohen Decken und dunkler Holzvertäfelung, könnte der Angeklagte ebenso gut am Kaffeetisch seiner Großmutter sitzen. Doch von Gemütlichkeit fehlt am Mittwochvormittag jede Spur: Gerade hat das fünfköpfige Schwurgericht einer Großen Strafkammer vor ihm Platz genommen.
Hamburg: Mutmaßlicher Jungfernstieg-Schläger angeklagt
Versuchter Totschlag, gefährliche Körperverletzung, Körperverletzung: Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft wiegen schwer. Am Abend des 15. März, es ist ein Freitag, soll Adam N. gegen 22.40 Uhr in einer Zwischenebene des Bahnhofs Jungfernstieg mit einem anderen Mann in Streit geraten sein. Der Konflikt eskalierte. Laut Anklage nahm der 22-Jährige seinen Kontrahenten in den Würgegriff – und drückte zu. Mehrere Sekunden lang habe er dem Mann die Luft abgeschnürt, bis dieser bewusstlos zusammensackte.
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Ein Zeuge wurde auf den Angriff aufmerksam und ging dazwischen, ohne Erfolg. Erst als ein zweiter Zeuge hinzueilte, konnten sie das Opfer wegziehen. Laut der Staatsanwältin trat Adam N. noch einmal nach und traf den Bewusstlosen am Brustkorb.
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Der S-Bahnhof Jungfernstieg: Hier soll ein 22-Jähriger einen anderen Mann übel angegriffen haben. (Archivbild)
Erst nach einigen Minuten kam der Geschädigte wieder zu Bewusstsein. Als sich der Mann schließlich wieder auf den Weg zur Bahn machte, soll der Angeklagte ihn abermals attackiert und mit der Faust ins Gesicht geschlagen haben, bis er endgültig von ihm abließ. „Durch den Sauerstoffmangel bestand Lebensgefahr“, sagt die Staatsanwältin zum Ende der Anklageverlesung.
Adam N. droht eine hohe Strafe
Der Verteidiger von Adam N. erklärt, sein Mandant wolle sich zu den Vorwürfen schriftlich äußern, allerdings erst beim nächsten Termin. Vor der Aussage wolle er sich in der U-Haft noch die Aufnahmen der Überwachungskameras ansehen.
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Der Prozess wird am Montag, den 23. September, fortgesetzt. Vier Folgetermine sind geplant. Sollte Adam N. verurteilt werden, droht ihm eine lange Haftstrafe. Das Gesetz sieht für Totschlag eine Freiheitsstrafe zwischen fünf und 15 Jahren vor. Bleibt es beim Versuch, kann sich das strafmildernd auswirken – muss es aber nicht.
Jungfernstieg brutal: Opfer fast erwürgt – dann tritt der Täter nochmal zu wurde gefunden bei mopo.de