MOPO-Recherchen zum Wettskandal: Auch der HSV ist betroffen!

MOPO-Recherchen zum Wettskandal: Auch der HSV ist betroffen!

Genau eine Woche ist es her, dass die MOPO ihre Recherchen zu einem neuen Wettskandal im deutschen Fußball öffentlich gemacht hat. Die Berichterstattung der MOPO am vergangenen Freitag, dass 17 deutsche Fußballspiele von der 3. Liga bis zur Oberliga unter Manipulationsverdacht stehen, hat deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Wie die MOPO nun erfuhr, scheint dabei vor allem eine Ansetzung besonders brisant zu sein: Demnach steht wohl eine Oberliga-Partie des HSV III unter Manipulationsverdacht.

Konkret soll nach MOPO-Informationen auch ein Oberliga-Spiel mit Beteiligung des HSV III aus der aktuellen Saison 2024/25 verdächtigt werden. Das betroffene Spiel wird zum Schutz der laufenden polizeilichen Ermittlungen nicht konkreter genannt. Als Aufsteiger aus der Landesliga Hammonia ist die HSV-Drittvertretung nach sechs Niederlagen an den ersten sechs Spieltagen der Oberliga Hamburg noch punktlos – auch die verdächtige Begegnung ging demnach zwangsläufig verloren.

Wettskandal: Oberliga-Spiel des HSV III ist betroffen

Vertrauliche Quellen bestätigten der MOPO, dass die verdächtige Partie mit Beteiligung des HSV III zu jenen Ansetzungen gehört, die derzeit von den Ermittlungsbehörden überprüft werden. Demnach gebe es auch für dieses Spiel Indizien, von denen in der vergangenen Woche ausführlich berichtet wurde – also unter anderem Chatverläufe aus einem die Anonymität wahrenden Messenger-Dienst. Der Verdacht liegt nahe, dass es sich um eine der 17 Begegnungen handelt, die unter Verdacht stehen, vorsätzlich verschoben worden zu sein und deren Ergebnis man mutmaßlich vorab über das Darknet zum Zweck des Wettbetrugs verkauft habe.

Der DFB und die Polizeibehörden sahen auf MOPO-Nachfrage von einer offiziellen Bestätigung ab. Stattdessen wiesen sie darauf hin, dass aus ermittlungstaktischen Gründen keine Details zu den betroffenen Ansetzungen bekanntgegeben werden. Nach MOPO-Informationen hat das Thema intern beim DFB hohe Priorität, der Verband steht im engen Austausch mit den Ermittlern.

Pikant: Auch während der besagten Oberliga-Partie des HSV III hat es auf gleich mehreren Plattformen Angebote für illegale Live-Wetten gegeben. Diese sind in Deutschland nicht zuletzt deshalb verboten, weil sie die Gefahr für Manipulationen grundsätzlich erhöhen. Schließlich muss dann nicht mehr zwingend das gesamte Ergebnis verschoben werden – schon mit gezielten Einwürfen, Eckstößen oder Gelben Karten lassen sich bei Live-Wetten möglicherweise hohe Gewinne erzielen. Wird mit einem Spieler beispielsweise verabredet, dass er nach der 85. Minute noch einen Einwurf für seine Mannschaft rausholen würde, können die Auftraggeber genau darauf ihr Geld setzen. Auch solche Absprachen gelten bereits als eine strafbare Spielmanipulation, weil sie aktiv einen Wettbetrug unterstützen.

Wettskandal: Live-Wetten bei verdächtigem HSV-Spiel

Von einem ausländischen Buchmacher erhielt die MOPO ein 22-seitiges Dokument mit extrem differenzierten Statistiken zu der verdächtigen Ansetzung des HSV III. Die Spieldaten sind dabei weitaus detaillierter erfasst als für eine Oberliga-Partie üblich – dokumentiert ist jeder Einwurf, jeder Eckstoß, nahezu jeder Pfiff des Schiedsrichters sowie jeder Angriff (je nach Erfolgsaussicht unterschieden in „Angriff“ oder „gefährlicher Angriff“). Und auf all das konnte offenbar gewettet werden. Denn auch ein minütliches Protokoll der Veränderungen der entsprechenden Live-Wettquoten – mit sekundengenauem Zeitstempel – sind auf diesen 22 Seiten genauestens archiviert. Eine solche Menge an Daten sind für ein triviales Spiel der fünften deutschen Liga äußerst ungewöhnlich.


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Auf MOPO-Anfrage bezog auch der Europäische Fußballverband UEFA Stellung zu den Vorfällen. „Die UEFA verzichtet darauf, laufende Untersuchungen wegen mutmaßlicher Spielmanipulationen zu kommentieren, um den Ermittlungsprozess nicht zu gefährden. Die UEFA äußert sich zu bestimmten Spielen erst dann, wenn ein Disziplinarverfahren eröffnet und/oder Entscheidungen in der Sache gefällt werden“, teilte der Verband der MOPO mit.

Im Gegensatz dazu will sich der Hamburger Fußball-Verband (HFV) aktiv an der Aufklärung der potenziellen Manipulationsfälle beteiligen. „Grundsätzlich gehen wir allen Hinweisen nach“, versprach HFV-Präsident Christian Okun im Gespräch mit der MOPO: „Mit unserer Spielordnung haben wir uns bereits klar gegen illegale Sportwetten positioniert. Wir haben auch die Vereine noch einmal für das Thema sensibilisiert und werden das weiterhin mit ihnen besprechen. Eine mögliche Spielmanipulation müssen und werden wir konsequent ahnden.“ Am Montag informierte der HFV alle 18 Hamburger Oberligisten in einem internen Schreiben über die Verdachtsfälle und das weitere Vorgehen des Verbands.

HSV war schon 2005 von einem Wettskandal betroffen

Auch in der Uwe-Seeler-Allee ging ein solches Schreiben zu Wochenbeginn ein. Dass eine Mannschaft des HSV erneut von einem Wettskandal betroffen sein könnte, weckt Erinnerungen an das Jahr 2005 – damals hatte Schiedsrichter Robert Hoyzer den Ausgang mehrerer deutscher Profispiele verschoben und unter anderem das DFB-Pokalspiel des HSV gegen den SC Paderborn (2:4) manipuliert. Hoyzer wurde daraufhin zu zwei Jahren und fünf Monaten Haft verurteilt. Es war der größte Schiedsrichterskandal im deutschen Fußball.

Damals wie heute ist der HSV bei der mutmaßlichen Manipulation kein Verdächtiger, sondern Betroffener – und vielleicht sogar erneut Geschädigter. Genau wie 19 Jahre zuvor, als der HSV ebenfalls einer Spielmanipulation zum Opfer gefallen war. Die MOPO weiß: Im Volkspark hält man den Verdacht einer Spielmanipulation – und zwar in jedem Fußballspiel – für fatal, sieht einen solchen Wettbetrug als schädlich für den gesamten Amateurfußball an. Gleiches gilt für Präsident Marcell Jansen, der selbst für die Drittvertretung des HSV spielt und sich bei einem entsprechenden Verdacht bei einem Spiel mit HSV-Beteiligung entschieden für die Aufklärung des Vorfalls einsetzen möchte.

Ob die Partie des HSV III und möglicherweise weitere Hamburger Oberliga-Spiele tatsächlich manipuliert wurden, muss nun strafrechtlich ermittelt werden. Mehrere Polizeidienststellen in ganz Deutschland hatten bereits am Freitag, wenige Stunden nach der Veröffentlichung der MOPO-Recherchen, entsprechende Ermittlungen bestätigt. Das Bundeskriminalamt befasst sich ebenfalls seit einiger Zeit mit dem Fall. Und auch die Hamburger Behörde für Inneres und Sport (BIS) bestätigte der MOPO zu Wochenbeginn, dass man gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft Hamburg die Aufnahme von Ermittlungen prüfe. Die Aufklärung des mutmaßlichen neuen Wettskandals im deutschen Fußball nimmt immer mehr Fahrt auf.

MOPO-Recherchen zum Wettskandal: Auch der HSV ist betroffen! wurde gefunden bei mopo.de

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