Sommerferien in Hamburg, jetzt ist Entspannung angesagt. Einen Gang runterschalten, die Seele baumeln lassen – bis Ende August ist Urlaubszeit. Doch viele Menschen wollen oder können nicht wegfahren und bleiben in der Stadt. Gut so, denn von Altona bis Wandsbek, von Harburg bis zur nördlichen Stadtgrenze gibt es viel zu erleben und zu entdecken. In einer neuen Serie nehmen MOPO-Redakteure Sie mit in ihre Nachbarschaften, verraten ihre Lieblingsplätze und geben Geheimtipps für echtes Urlaubs-Feeling. Heute sind wir in und um Barmbek-Nord unterwegs unterwegs: Das hat nämlich viel mehr zu bieten als nur Rotklinker – auf geht’s zum Glaskunstbestaunen und Äpfelpflücken!
Diese Revier-Runde ist eine kleine Mogelpackung. Steht Barmbek drauf, ist aber auch Winterhude drin. Und Steilshoop. Wäre doch langweilig, sich beim Butschern von roten Stadtteilschildern begrenzen zu lassen, oder? Erst recht im Urlaub. Kommen Sie mit – auf einen Grenzgang durch mein Viertel.
Her finden Sie leicht: S- und U-Bahn bringen Sie zum Barmbeker Bahnhof. Falls der zu trubelig ist, steigen Sie an der Alten Wöhr aus. Die wacht nur auf, wenn im Stadtpark ein Konzert über die Open-Air-Bühne geht. Der Kaffee aus dem Kiosk „Schatzkiste“ taugt – oder wir treffen uns im „Café Carlos“ (Fuhlsbüttler Str. 412), wo Cristiano Ronaldo übermannsgroß von der Wand lacht, als hätte es keine EM gegeben, und die Pasteis de Nata wie in Lissabon schmecken.
Florian Quandt
Das „Museum der Arbeit“ zeigt, wie sich unsere Arbeit gewandelt hat. Daneben fließt der Osterbekkanal.
Glasmuseum in Barmbek: Funkelnde Skulpturen
Gestärkt sollten Sie sein – denn wir starten im Museum: Nicht in dem der Arbeit (Wiesendamm 3), das zu Barmbek gehört wie der Rotklinker und immer einen ausgiebigen Besuch wert ist. Sondern in einem für Glas (Fuhlsbüttler Straße 415a), das ich selbst entdeckt habe, als eine ältere Dame mich nach dem Weg dorthin fragte. Wir standen bereits davor und brauchten nur die Köpfe zu drehen, um den Eingang zum ehemaligen Sektionsgebäude des alten Krankenhauses zu entdecken.
Florian Quandt
Schillernde Kunst im Glasmuseum der Achilles-Stiftung
Einst wurden hier Leichen obduziert, jetzt stehen hier Hunderte funkelnde Skulpturen. So ist das im Norden von Barmbek. Oft muss man ein bisschen suchen, dann wird es zauberhaft.
Visionäre Architektur im Pergolenviertel
Und wenn man die Grenze nach Winterhude überschreitet, architektonisch visionär: Wir schlendern über den Rübenkamp ins noch junge Pergolenviertel. Seit 2016 wächst dort, inspiriert von der Jarrestadt, am Rande der City Nord eins von Hamburgs Vorzeigequartieren.
Marius Röer
Einmal hier entlang ins Pergolenviertel – eins von Hamburgs neuen Vorzeigequartieren
Mit Backsteinfassaden und grünen Innenhöfen, mit SAGA-Wohnungen und teurem Eigentum, mit rosenumrankten Metallbögen, die dem Viertel den Namen geben. Mit Hofladen, Café, Schwimmbad und Kitas. Eine der Sachen bringt mich hier fast täglich hin, und ich bin fortlaufend fasziniert, wie wir uns augenscheinlich die Zukunft des städtischen Wohnens vorstellen.
Am Stadtpark: eine von Hamburgs schönsten Haltestellen
Weiter geht’s. Flink am Stadtpark entlang, damit Sie mir nicht ausbüxen und vorm Lesecafé am Rosengarten auf eine Bank sinken, weil wieder einer davor steht und enthusiastisch Gitarre spielt. Aber mit kurzem Blick in die U-Bahn-Haltestelle Saarlandstraße, an der ich nie einfach vorbeigehen kann. Weil’s mich rührt, dass meine alte Heimat eine von Hamburgs schönsten Haltestellen benennen darf. Das Treppenhaus aus den 1920er Jahren könnte auch ins Theater führen. Das aber liegt in Form des Jungen Schauspielhauses in der Nähe am Wiesendamm und hält wohlverdienten Sommerschlaf.
Anke Geffers
Ein Treppenhaus wie im Theater: Aufgang der U-Bahn-Station Saarlandstraße
Apfelparadies in Steilshoop
Stattdessen noch mal eine Stärkung? Entweder im „Indian Temple“ (Fuhlsbüttler Straße 159) mit einer Tandoori-Spezialität oder im „Spezzagrano“ (Fuhlsbüttler Straße 300), wo die Pizzen neapolitanisch zügig auf den Tisch kommen. Lohnt sich beides sehr! Und dann auf zu einem letzten Fußmarsch, bei dem wir an der Richeystraße zum Appelhofweiher abbiegen.
Marius Röer
Im „Indian Temple“ werden Tandoori-Spezialitäten aufgetischt. Lecker!
Links vom See ragen die Wohnblocks von Steilshoop in die Höhe, die niemandem mehr als Modell dienen, rechts wartet unser Ziel: eine verstrubbelte Streuobstwiese, wo man sich im Spätsommer durch alte Apfelsorten probieren kann. Schuhe aus, Füße ins Gras, in den Himmel blinzeln. Herrlich. Oft muss man ein bisschen suchen. Dann wird es, egal wo, zauberhaft.
Urlaub in Hamburg: Das geheime Apfelparadies wurde gefunden bei mopo.de