Die Meldung sorgte in der vergangen Woche hamburgweit für Aufsehen: Im Waldpark Falkenstein hatten Unbekannte fünf Bäume schwer beschädigt. Allein in den Stamm einer uralten Buche wurden 20 Löcher gebohrt und vermutlich Gift eingekippt. Doch wer tut so etwas? Im schönen Blankenese geht es bei solchen fiesen Fällen oft um einen freien Elbblick. Direkt oberhalb des Tatorts befindet sich eine herrschaftliche Villa. Die MOPO hat einmal geklingelt und mit der Eigentümerin geplaudert.
Zwischen Siebenweg, Falkensteiner Weg und der Kösterbergstraße befindet sich der Waldpark Falkenstein. Sieben Kilometer lange Wanderwege führen hier an mehreren Hundert Jahre alten Baumriesen vorbei, grenzen aber auch an die hermetisch abgeriegelten Anwesen Wohlhabender. Die schon erwähnte alte Eiche steht in einem unzugänglichen Areal am Hang etwa 50 Meter unterhalb eines Wanderwegs. Das Bezirksamt Altona hat die Bohrlöcher inzwischen verstopft. Doch der Baum und vier weitere betroffene kleinere Exemplare sind wohl nicht zu retten.
Eigentümerin der Elb-Villa stellt sich den Fragen
Wir blicken von der sterbenden Buche, die bereits Zweige in der Krone hängen lässt, am steilen Hang nach oben. Dort steht auf einem rund 4000 Quadratmeter großen Grundstück eine herrliche weiße Villa. Die nächsten Gebäude befinden sich weiter entfernt und die Bewohner hätten nichts davon, wenn der Baumriese fiele. Also auf zur weißen Villa.
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Das Tor steht offen, weil Handwerker vor Ort sind. Wir laufen die mindestens 50 Meter lange Auffahrt hoch und kommen an einer Garage vorbei, in der ein älteres elegantes Mercedes-Cabrio steht. Wir klingeln, und eine ältere Dame öffnet. „Was wünschen Sie“, fragt sie. Wir erklären ihr den Grund unserer Recherche und die Endsiebzigerin sagt: „Ach ja, die Sache mit den Bäumen. Die Polizei war auch schon da …“
Atemberaubender Elbblick – ob mit oder ohne Eiche
Dann kommt die Hausherrin ins Plaudern, erklärt wortreich, dass auf den Nachbargrundstücken auch schon einige Bäume umgestürzt seien. Die Frau, sie stammt aus einer Hamburger Unternehmerfamilie mit großer Tradition, dirigiert uns schließlich in den Hanggarten unterhalb der Villa. Der wunderschöne Garten grenzt an den Wanderweg, der oberhalb der beschädigten Bäume liegt. Die Blankeneser Lady ist ziemlich fit, sie läuft ziemlich flott durch ihren Garten, wir kommen kaum hinterher. Doch was sollen wir hier unten? Wir wollen viel lieber auf ihre Terrasse und überprüfen, ob die Frau einen Blick-Vorteil von zerstörten Bäumen unterhalb ihres Hauses hätte.
Florian Quandt
Die Villa befindet sich auf einem rund 4000 Quadratmeter großen Grundstück.
Schließlich lässt uns die Eigentümerin auf die riesige Terrasse und wir staunen über den atemberaubenden Elbblick. Am rechten Rand des Blickfelds befindet sich gut sichtbar die betroffene hohe Eiche. Doch würde sie fallen, wäre der Blick auf den Fluss vielleicht fünf Prozent besser, also kaum merkbar.
Baumfrevel in Blankenese bleibt ungeklärt
Wir sagen ihr das auch, und nun kommt die Dame in Fahrt, sie führt uns durchs ganze Haus und auch in die Küche. Dort sagt sie triumphierend: „Sehen Sie, selbst hier hab ich doch schon einen herrlichen Elbblick.“
Florian Quandt
Der Blick von der Terrasse der Elb-Villa.
Triumphierend setzt sie nach: „Ich hätte also überhaupt nichts von solchen illegalen Aktionen.“ Da können wir nicht widersprechen und verlassen etwas ratlos das Grundstück.
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Bisher gibt es laut Polizei keine Täterhinweise. Und auch ein Baumfrevel vor fast genau einem Jahr im Waldpark Falkenstein unweit des aktuellen Tatorts konnte nie geklärt werden. Damals waren 13 Bäume angebohrt und vergiftet worden.
Wer will hier für freien Elbblick sorgen? Auf der Suche nach dem Baum-Killer wurde gefunden bei mopo.de