20 Jahre nach dem Hoyzer-Skandal gibt es eine Entschuldigung an den HSV

20 Jahre nach dem Hoyzer-Skandal gibt es eine Entschuldigung an den HSV

Auch 20 Jahre danach regiert noch immer die Ungläubigkeit. Wie konnte das passieren? Wie war es möglich, dass ein Schiedsrichter, der unter ständiger Beobachtung stand, in deutschen Stadien Spiele verschob? Die Antwort: Geld regiert die Welt. Das dachte sich Robert Hoyzer wohl, als er am 21. August 2004 den HSV mit voller Absicht und vielen fiesen Pfiffen zu einer 2:4-Pleite im DFB-Pokal beim damaligen Regionalligisten SC Paderborn führte. Als die Nummer Anfang 2005 aufflog, war klar: Dies war nur die Spitze des Hoyzerschen Eisbergs. Der Schiedsrichter, angestachelt von kroatischen Wettpaten aus Berlin, musste ins Gefängnis und hat seine Strafe längst abgesessen. Die Geschichten von damals aber werden noch immer erzählt. Nun bittet Paderborns damaliger Trainer Pavel Dotchev seinen HSV-Kollegen Klaus Toppmöller um Entschuldigung.

Zwei völlig unberechtigte Elfmeter und der Platzverweis für HSV-Angreifer Emile Mpenza reichten, um die große Pokal-Überraschung einzuleiten. Für den HSV und Toppmöller ein Tag zum Vergessen. Und einer, der den Verein in eine Krise führte, die den Trainer nur wenige Wochen später den Job kosten sollte. Der HSV war seine letzte Station in Deutschland.

Ex-Paderborn-Trainer Dotchev spielte früher für den HSV

„Ich kann nur wiederholen, dass ich damals nichts davon wusste“, sagt Dotchev, der heute Drittligist Erzgebirge Aue trainiert, mit dem Abstand von zwei Jahrzehnten. „Bei einem der Strafstöße war mir auch die Sicht verdeckt, ich dachte, der Schiedsrichter wird es ja bestimmt richtig gesehen habe. Schlimm, dass unsere Namen nun immer damit verbunden sind und die Geschichte alle paar Jahre wieder hochkocht.“

Eines aber ist dem 58 Jahre alten Bulgaren, der als Profi in der Saison 1992/93 selbst für den HSV kickte, wichtig: „Was mir nach all den Jahren wirklich ein Anliegen ist und ich noch nie gesagt habe: Ich möchte betonen, wie wahnsinnig leid es mir für Klaus Toppmöller tat, der ja wenige Wochen später seinen Job verlor, weil der HSV keinen Weg mehr aus der Krise fand.“ Und weiter: „Ich hoffe, diese Botschaft kommt bei ihm an. Auch wenn ich damals nichts dafür konnte, entschuldige ich mich.“

Dotchev reicht Toppmöller die Hand – und die MOPO konfrontierte den ehemaligen HSV-Coach mit den Aussagen. Als der 73-Jährige daheim im rheinland-pfälzischen Rivenich ans Telefon geht, ist er zunächst erstaunt, dann aber erfreut. „Zu hören, dass es Pavel Dotchev leidtut, freut mich sehr“, lässt er wissen. „Natürlich verzeihe ich ihm, er war ja schuldlos.“

Ex-HSV-Coach Toppmöller ist noch immer fassungslos

Toppmöller hat schon 1000 Mal über die Geschehnisse in Paderborn gesprochen, kann sich bei den Gedanken daran aber immer noch hochfahren. „Ich habe schon vor dem Spiel geahnt, dass da was faul ist, als zwei Paderborner Spieler, mit denen ich immer ein super Verhältnis hatte, mich ignoriert haben“, erzählt er ungefragt. „Dann nahmen die Dinge ihren Lauf. Für mich ist das immer noch unfassbar.“

Klaus Toppmöller musste fassungslos mitansehen, wie der HSV im Sommer 2004 in Paderborn verschaukelt wurde.
IMAGO / teutopress

Klaus Toppmöller musste fassungslos mitansehen, wie der HSV im Sommer 2004 in Paderborn verschaukelt wurde.

Das sieht auch Sergej Barbarez so. Bosniens heutiger Nationaltrainer stand damals in der HSV-Elf, die verschaukelt wurde und stellt fest: „Ich habe es niemals für möglich gehalten, dass im deutschen Fußball so etwas möglich ist. Das war der absolute Tiefpunkt und ist es, bezogen auf meine Karriere, noch immer. Wenn ich mir die Bilder von damals ansehe, kommt die Wut noch immer hoch.“

HSV-Nationalspieler Rahn wurde Ohrenzeuge des Skandals

Auch Christian Rahn, der den ersten Witz-Elfmeter gegen sich kassierte, ist nach wie vor fassungslos. „Dass ich auch 20 Jahre danach immer noch auf dieses Spiel angesprochen werde, sagt ja schon alles“, meint der Ex-Nationalspieler (fünf Einsätze), der in der Halbzeitpause Ohrenzeuge der Absprachen wurde: „Auf dem Weg in die Kabine hörte ich, dass der Schiri zu zwei Paderborner Spielern sagte: Ihr spielt so weiter, den Rest erledige ich. Und so war es dann ja auch.“

Bis der Skandal aufflog, sollte es allerdings trotz aller Vermutungen noch Monate dauern. „Nach dem Spiel kam unser Vorstandsboss Bernd Hoffmann in die Kabine und sagte, dass auch er das Gefühl habe, dass da irgendwas lief“, erinnert sich Rahn. „Aber wir Spieler sollten ruhig sein und nichts sagen, der Verein würde sich um alles kümmern.“ Besonders schlimm wurde für Rahn und seine Kollegen der Abend nach dem Spiel: „Die Krönung folgte, als drei Paderborner im Sportstudio saßen und sich für den Sieg gefeiert haben. Das war die größte Demütigung, denn sie müssen ja gewusst haben, dass das Spiel verschaukelt wurde.“

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20 Jahre später folgt nun die Entschuldigung des früheren SCP-Trainers an seinen HSV-Kollegen. So sehr sich Toppmöller darüber freut, so wichtig ist ihm eine Botschaft: „Auch wenn diese Geschichten nun schon so oft erzählt wurden, ist es wichtig, immer wieder daran zu erinnern. Denn so etwas wie damals darf sich nie wiederholen.“

20 Jahre nach dem Hoyzer-Skandal gibt es eine Entschuldigung an den HSV wurde gefunden bei mopo.de

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