60 Meter über St. Pauli: Das ist die höchste Picknickwiese Hamburgs

60 Meter über St. Pauli: Das ist die höchste Picknickwiese Hamburgs

Zu klotzig, zu hoch und überhaupt ganz schön hässlich: Als die Pläne für die Bunker-Aufstockung an der Feldstraße vorgestellt wurden, war die Skepsis riesig. Nur wenige Hamburger Bauprojekte haben in den vergangenen Jahrzehnten so polarisiert wie der „Dachgarten“ direkt neben dem Millerntor-Stadion auf St. Pauli. Jetzt ist er fast fertig – und die MOPO schnupperte vor Eröffnung schon mal Höhenluft.

Die Tour zur höchsten Picknickwiese der Stadt startet an Drehkreuzen, wie man sie aus dem Freibad kennt. Zwar ist der Zugang zum Bunkerdachgarten kostenlos, die Rampen und Plattformen können allerdings nicht ohne Ende Menschen tragen. Knapp 5000 sind zugelassen, dann ist Schluss.

Bunker an der Feldstraße: Rampe ist 560 Meter lang

Über eine an die Fassade montierte Rampe geht es an den Bunkerseiten in Serpentinen einen 560 Meter langen Weg hinauf: Dieser „Bergpfad“ ist mit bis zu sechs Metern deutlich breiter, als man es von unten erahnen kann. Fünf Meter sind als Fluchtwegbreite vorgeschrieben, der Rest ist begrünt. Am Wegesrand stehen lange Betonkübel mit Pflanzensubstrat gefüllt. Noch biegen sich hier nur vereinzelt ein paar Pflänzlein im Wind, doch bald soll’s blühen in den langen Pötten. Und wer hier hochspaziert, bekommt den freien Blick über Hamburg.

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Auf dem Weg nach oben gibt es Sitzgelegenheiten und Büsche und Bäume – 4700 wachsen auf dem Neubau, zum Teil 500 Kilo schwer, sechs Meter hoch und bis zu 25 Jahre alt. Apfelbäume, Ölweiden, Nadelgewächse. Dazu kommen 16.000 Stauden. Jedes Gehölz ist mit einem Gurt gesichert, damit den St. Paulianern bei Sturm keine Bäume um die Ohren fliegen. Bei Regen wird das Wasser über ein spezielles Rückhaltesystem gespeichert und für die Bewässerung genutzt. Etwa 80 Prozent des Regens, der sonst in der Kanalisation landen würde, wird so zurückgehalten.

„Bergpfad“ am Feldstraßenbunker: Der grüne Beton ist Geschmackssache

Der grüne Beton, aus dem der Aufsatz erbaut wurde, ist Geschmacksache – nach MOPO-Informationen hat Hamburgs Oberbaudirektor Franz-Josef Höing höchstpersönlich das sterile Grün ausgesucht. Und während der „Bergpfad“ an einigen Stellen schon was Dschungeliges hat, sind die Platten an anderer Stelle noch nackt. „Die Fassade wird durch Kletter- und Hängepflanzen zuwachsen“, verspricht Projektsprecher Frank Schulze. „Die zuerst gepflanzten Pflanzen sind bereits sehr gut entwickelt. Das weitere Wachstum der jüngeren Pflanzen braucht etwas Geduld, wie jeder Hobbygärtner weiß.“

Florian Quandt
Der Kriegsbunker an der Feldstraße wurde aufgestockt – und könnte zur neuen Touri-Attraktion werden.

Der Kriegsbunker an der Feldstraße wurde aufgestockt – und könnte zur neuen Touri-Attraktion werden.

Florian Quandt
Wer hoch hinauswill, muss durch diese Drehkreuze an der Feldstraße.

Wer hoch hinauswill, muss durch diese Drehkreuze an der Feldstraße.

Florian Quandt
MOPO-Redakteurin Geli Tangermann auf dem „Bergpfad“ am Feldstraßenbunker.

MOPO-Redakteurin Geli Tangermann auf dem „Bergpfad“ am Feldstraßenbunker.

Florian Quandt
Mehr als 22.000 Pflanzen wurden an den fünf zusätzlichen Stockwerken entlang gepflanzt.

Mehr als 22.000 Pflanzen wurden an den fünf zusätzlichen Stockwerken entlang gepflanzt.

Florian Quandt
Michel, Elphi, Hafen – der Blick vom Dach des Feldstraßenbunkers ist atemberaubend.

Michel, Elphi, Hafen – der Blick vom Dach des Feldstraßenbunkers ist atemberaubend.

Florian Quandt
In der Zwischenebene gibt’s Cafés, eine Bar und den Eingang zum Hotel.

In der Zwischenebene gibt’s Cafés, eine Bar und den Eingang zum Hotel.

Immer wieder hatten Gegner des Projekts moniert, dass das versprochene Grün wohl nie mehr als eine schöne Visualisierung am Computer bleiben würde. Zuletzt hatte sich SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf höchstpersönlich als Frontnörgler der Skeptiker in Stellung gebracht. Es sehe so aus, als würde der Bauherr die Begrünung nicht wie geplant umsetzen, ließ der Sozialdemokrat im „Abendblatt“ verlauten. Und stellte gleich mal die Inbetriebnahme infrage. Schulze winkt ab: „Ungewöhnlich, das Erscheinungsbild eines Dachgartens in 58 Meter Höhe vor Fertigstellung, aus großer Entfernung von der Straßenebene aus und vor Ablauf der vereinbarten Entwicklungszeit von mindestens fünf Jahren nach Innutzungnahme bewerten zu wollen. Der Bunker wird so grün wie geplant.“

„Dachgarten“ auf dem Feldstraßenbunker: Weltweit einzigartiges Projekt

Weltweit sei das Projekt einzigartig, „noch nie hat jemand fünf Stockwerke auf einen Bunker gesetzt und darauf mehr als 22.000 Pflanzen gepflanzt“, sagt Schulze. Dabei steht der neue grüne Koloss gar nicht direkt auf dem alten grauen, sondern „schwebt“ quasi auf 16 massiven Stahlträgern über dem einstigen Bunkerdach. Hier ist eine Zwischenebene entstanden. Mit Bar, zwei Cafés und einer Fläche, die noch ziemlich unfertig wirkt: Kabelsalat und Baukrempel liegen herum.

An der Rezeption des Hotels „Reverb by Hardrock“, das hier oben schon bald Gäste empfängt, laufen trotzdem die letzten Vorbereitungen für den Startschuss. Geplant war die Eröffnung für April, dann wurde auf Ende Mai verschoben. Und jetzt? Dauert’s wohl noch ein bisschen.

„Dachgarten“ soll täglich von 7 bis 23 Uhr geöffnet haben

Frank Schulze zumindest verspricht, dass die Hamburger ihren ersten Ausflug in den wohl außergewöhnlichsten Park der Stadt „zeitnah“ planen können. Dann wird der Garten täglich von 7 bis 23 Uhr geöffnet haben.

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Zuletzt geht die Tour ganz nach oben – zu einer saftigen Wiese in 58 Meter Höhe. Und am Ende hat dieses grüne Fleckchen vielleicht sogar das Potenzial, einen skeptischen SPD-Fraktionschef zu überzeugen. Wie Dirk Kienscherf der MOPO bestätigte, war er nämlich noch nie oben.

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