Er ließ sich Zeit, denn es gab einiges zu feiern in der Kabine. Erst um 21.19 Uhr, knapp eineinhalb Stunden nach dem so überraschenden Sieg gegen Belgien, verließ László Bénes am Montagabend den Ort der Glückseligkeit und schlenderte lächelnd zum Mannschaftsbus des slowakischen Teams, der im Bauch der Frankfurter Arena parkte. Das überraschende 1:0 gegen den Weltranglisten-Dritten Belgien sorgte für Hochstimmung bei dem HSV-Profi, obwohl dieser beim EM-Start gar nicht zum Einsatz gekommen war. „Mit den Fans zu feiern, das alles hier, war ein unglaublich schönes Erlebnis“, sagte Bénes der MOPO.
Auch wenn er selbst gern gespielt hätte: Die Art und Weise, wie der 26-Jährige nach dem Schlusspfiff von der Bank aufsprang und vor Freude raste, sprach Bände. Minutenlang ließen sich die Slowaken nach dem Sieg von ihren knapp 10.000 mitgereisten Fans feiern und hätten den Rasen am liebsten gar nicht mehr verlassen. „Wir wussten, dass dies wahrscheinlich das schwerste Spiel der Gruppe wird“, so Bénes. „Belgien war und ist ja klarer Favorit der Gruppe. Aber wir waren als Mannschaft so stark und voller Leidenschaft. Nach jeder Defensivaktion haben wir uns gefeiert, jeder hat für jeden gekämpft – auf und neben dem Platz.“
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Dass für Hamburgs einzigen EM-Fahrer diesmal nur Platz neben dem Spielfeld blieb, kam überraschend. Auch für ihn selbst. „In der Qualifikation bin ich zumindest immer eingewechselt worden, wenn ich nicht von Anfang an gespielt habe“, stellt er fest. „Und im letzten EM-Test gegen Wales habe ich ja sogar ein Tor geschossen.“ Der Spielverlauf gegen Belgien, mit dem frühen Treffer von Ivan Schranz (7.), spielte den Slowaken aber derart in die Karten, dass in Hälfte zwei eher defensivere Wechsel gefragt waren. „Wäre das Ergebnis anders gewesen, wäre ich wohl gekommen“, sagt Bénes. „Aber entscheidend ist, dass wir gewonnen haben. Ich werde meine Chancen bei dieser EM schon noch bekommen.“
Der HSV bastelte ein EM-Video für Bénes
Stolz sind sie auch in Hamburg. Vom HSV erhielt Bénes vor der Partie einen zusätzlichen Motivationsschub. Der Verein veröffentlichte ein Video, in dem ihm die HSV-Profis Ransford Königsdörffer, Sebastian Schonlau und Matheo Raab viel Erfolg wünschten. „Ich habe es vor dem Spiel gesehen und mich total darüber gefreut“, sagt Bénes und strahlt. „Ich bin den Jungs sehr dankbar. Man sieht, dass auch sie stolz auf mich sind, dass ich bei so einem geilen Turnier dabei sein darf.“
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Fragt sich nur, wie lange Bénes noch HSV-Profi sein wird. Bis Ende Juni kann er von seiner Ausstiegsklausel Gebrauch machen, die ihm einen Wechsel ermöglicht. Die Ablöse würde je nach abnehmendem Verein zwischen etwa drei und fünf Millionen Euro variieren. Dass Bénes zu einem Wechsel in die Bundesliga oder eine andere renommierte Topliga tendiert, ist kein Geheimnis.
imago/Jan Huebner
Die pure Freude: László Bénes (Mitte) und seine Kollegen waren nach dem Abpfiff gegen Belgien nicht mehr zu halten.
In Kürze wird er sich entscheiden müssen, ob er seine Klausel zieht. „Ich kann sagen, dass ich mich beim HSV sehr wohl fühle und dass es ein toller Verein ist“, lässt Bénes wissen, der natürlich mitbekommen hat, dass sich Torjäger Robert Glatzel trotz Ausstiegsklausel erneut zum Verein bekannte und auch Mittelfeldmann Ludovit Reis seine Klausel nicht zog. Bénes aber sagt: „Ob ich bleibe, weiß ich noch nicht. Ich bin jetzt hier bei der EM und konzentriere mich total auf die Nationalmannschaft. Dieses Turnier ist ja wirklich eine große Sache für mich. Was danach mit mir passiert, sehen wir dann.“
Dürfen sich die HSV-Fans Hoffnungen auf Bénes‘ Verbleib machen?
Professionelle Sätze, wie sie im Business üblich sind. Die MOPO hakte trotzdem noch mal nach: Können sich die Fans des HSV zumindest Hoffnung auf einen Verbleib machen? Bénes überlegte kurz, damit er nichts Falsches sagt. Dann ließ er wissen: „Ich kann das jetzt wirklich nicht beantworten. Viele Dinge werden auch gerade von meinem Berater im Hintergrund geklärt, damit ich mich auf das konzentrieren kann, was auf dem Platz passiert. Und dann schauen wir mal …“
Worte, die vor allem einen Hintergrund haben dürften: Bénes, an dem mehrere Bundesligisten (unter anderem Werder und Hoffenheim) und Vereine aus dem Ausland interessiert sind, will nicht zu große Hoffnungen beim HSV-Anhang schüren, damit die Enttäuschung bei seinem Abgang nicht noch größer als ohnehin schon wäre. Die Zeichen stehen aber weiterhin auf Abgang.
Am Freitag trifft Bénes mit der Slowakei auf die Ukraine
Am Freitag gegen die Ukraine (in Düsseldorf) und kommende Woche Mittwoch gegen Rumänien (erneut in Frankfurt) will der Mittelfeldmann zunächst mal den Sprung ins EM-Achtelfinale perfekt machen. Am liebsten natürlich auf dem Spielfeld. „Meine Zeit wird kommen“, sagt Bénes augenzwinkernd. Nicht nur im Volkspark werden sie es genau verfolgen.
„Ich kann sagen, dass …“: Bénes spricht nach EM-Sieg über seine HSV-Zukunft! wurde gefunden bei mopo.de
