Hamburger „Skandal-Haus“ zwangsversteigert – das ist der neue Eigentümer

Hamburger „Skandal-Haus“ zwangsversteigert – das ist der neue Eigentümer

Zum Ersten, zum Zweiten, verkauft! Am Dienstagmorgen ist das inzwischen berühmt gewordene Gebäude an der Grindelallee 80 zwangsweise unter den Hammer gekommen. Seit 2019 steht das einst schöne Gründerzeithaus leer und verrottet vor sich hin. Der Eigentümer Sven B. häufte in der Zeit einen Schuldenberg in Millionenhöhe an, mehrere Gläubiger meldeten sich mit Forderungen, darunter auch die Stadt Hamburg. Ersteigert wurde das Haus jetzt von einer Hamburger Projektgesellschaft, die auch eine Vergangenheit mit B. verbindet. Wie geht es jetzt weiter?

„Das niedrigste Gebot liegt immer noch bei vier Millionen Euro“, verkündet Rechtspfleger Baumgartner kurz vor Ende der Frist. In dem Saal des Amtsgerichts Hamburg-Mitte in der Caffamacherreihe haben sich an diesem Vormittag um die 30 Personen versammelt. Die meisten sind Schaulustige, einige sind aber auch zum Mitbieten gekommen.

Grindelallee 80 wurde nach Jahren zwangsversteigert

Einer davon ist ein Vertreter der „Min to Huus Bauträger“, ein Bauprojektentwickler aus Rotherbaum, der unter anderem Wohnungen an der Dorotheenstraße und an der Bramfelder Chaussee gebaut hat. Er ist auch der erste, der nach Verlesung der Versteigerungsbedingungen ein Gebot abgibt.

Lange Zeit scheint er der einzige Interessent zu sein, dann betritt ein zweiter Mitbieter die Bühne: Ein Privatinvestor. „4.250.000 Euro“, verliest der Rechtspfleger und schaut in den Saal. „Bietet jemand mehr?“ Ein kurzer Moment der Stille, dann steigt der Vertreter von „Min to Huus“ mit ein. „4.350.000 Euro“, sagt er. „4.450.000 Euro“, kontert der Privatinvestor. So geht es eine ganze Weile, bis sie bei fünf Millionen angekommen sind.

Grindelallee 80 wird für fünf Millionen Euro versteigert

„Fünf Millionen für Min to Huus“, verkündet der Rechtspfleger, schaut noch einmal zu dem Investor. Doch der bleibt dieses Mal ruhig. „Will noch jemand anders einsteigen?“, fragt er noch mal zur Sicherheit, leises Gelächter im Saal. Kurz schaut Baumgartner zu dem Vertreter der Deutschen Bank, der vorne Platz genommen hat. „Stimmen Sie dem zu?“ Er stimmt zu. „Damit geht der Zuschlag für fünf Millionen Euro an Min to Huus“.

Mitglieder einer Studierenden-Gruppe besetzten in der Nacht zum Montag die Grindelallee Nummer 80.
hfr

Mitglieder einer Studierenden-Gruppe besetzten in der Nacht zum Montag die Grindelallee Nummer 80.

Die Deutsche Bank ist der Gläubiger, der mithilfe der Zwangsversteigerung das bislang nicht zurückbezahlte Darlehen in Höhe von circa 3,5 Millionen Euro des bisherigen Eigentümers Sven B. zurückholen will. Dazu kommt eine geleistete Einmalzahlung von 369.000 Euro.

Das sind die Gläubiger des bisherigen Eigentümers Sven B.

Die Bank ist aber bei Weitem nicht der einzige Gläubiger: Auch die Stadt Hamburg verlangt jede Menge Geld von B.: Da kommen unter anderem circa 2500 Euro für Gehweg-Reinigung, 15.900 Euro für Abfall-Entsorgung, um die 7600 Euro für die Wasserversorgung und 2053 Euro für die Abwasserentsorgung zusammen. Dazu verhängte das Bezirksamt Eimsbüttel Zwangsgelder für das Leerstehen der Immobilie in Höhe von mehr als 130.000 Euro. In der Gläubigerliste stehen außerdem noch eine weitere Bank, ein Finanzberater und eine Immobiliengesellschaft. Sie alle stehen allerdings erst einmal hinter den Forderungen der Deutschen Bank an.

Wie konnte es soweit kommen? B. kaufte die Immobilie vor mehr als zehn Jahren. Kurze Zeit später klagten die Mieter bereits über Wasserschäden und Schimmel, auch die Wärmeversorgung war immer wieder unterbrochen. 2019 ließ der Bezirk Eimsbüttel das Gebäude aufgrund von Sicherheitsmängeln zwangsräumen. Seitdem stehen die 26 Wohnungen leer. Im Jahr 2022 ließ die Deutsche Bank bereits einen Versteigerungsvermerk ins Grundbuch eintragen.

Rechtsstreit mit einem Kaufinteressenten

Allerdings befindet sich B. parallel noch in einem weiteren Rechtsstreit mit einem potenziellen Käufer der Immobilie, einem Hamburger Unternehmen. Dieses Unternehmen ließ sich bereits 2017 im Grundbuch als Käufer vormerken, dann ging es wegen Uneinigkeiten über den Kaufpreis ein Jahr später vor Gericht. Jetzt zeigen MOPO-Informationen: Bei diesem Hamburger Unternehmen handelt es sich um „Min to Huus“, die am heutigen Tag die Immobilie zwangsersteigert haben.

Lange war unklar, wer mehr Rechte an der Grindelallee 80 hat: Die Bank, die ihren Kredit wiederbekommen will oder der mögliche Käufer, der sich 2017 im Grundbuch vormerken ließ? Mithilfe der Zwangsversteigerung haben jetzt jedenfalls beide das bekommen, was sie wollten.

Wie geht es weiter mit der Grindelallee Nummer 80?

Wie geht es jetzt weiter? Sieben bis acht Wochen nach der heutigen Zwangsversteigerung wird ein sogenannter Verteilungstermin vom Gericht festgelegt. Dabei erhält die Deutsche Bank, den Erlös der Zwangsversteigerung. Bleibt noch etwas übrig, sind die anderen Gläubiger an der Reihe. Anschließend beantragt das Amtsgericht beim Grundbuchamt eine Änderung der Grundbucheintragung, sobald „Min to Huus“ die Grundsteuer bezahlt hat.

Der Wert der Immobilie wurde im Vorhinein auf sechs Millionen Euro festgelegt, allerdings, das betont Rechtspfleger Baumgartner, gab es dafür nur eine Besichtigung von außen und nicht von innen. Was die „Min to Huus“ nach Übergabe mit dem einst so schönen Gebäude an der Grindelallee vorhat, ist noch unklar. Studenten, die das Haus in der Nacht zu Sonntag besetzten, fordern die Errichtung eines Wohnheims.

Hamburger „Skandal-Haus“ zwangsversteigert – das ist der neue Eigentümer wurde gefunden bei mopo.de

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