Er war beim HSV im Gespräch: Schweizer Wicky über EM-Duell und Trainer-Job

Er war beim HSV im Gespräch: Schweizer Wicky über EM-Duell und Trainer-Job

Das 1:1 gegen Schottland und den damit fast sicheren Sprung der Schweiz ins Achtelfinale verfolgte Raphael Wicky bei Freunden. Der frühere HSV-Profi, der während der EM als Experte für das heimische Fernsehen im Einsatz ist, genoss seinen freien Tag und die Möglichkeit, mal ganz entspannt Fußball schauen zu können. Am Sonntag aber, wenn die Eidgenossen zum dritten Gruppen-Spieltag auf das DFB-Team treffen, wird sein Puls wieder in die Höhe schnellen. „Die Spiele gegen Deutschland sind immer ein Highlight für unser Land“, stellt Wicky klar. Vor allem ein DFB-Star hat es ihm angetan, wie er im Gespräch mit der MOPO verrät.

Das EM-Fieber steigt auch bei unserem Nachbarn kontinuierlich an. Vor allem in den großen Städten wie Zürich, Genf oder Basel strömen die Leute zum Public Viewing. „Insbesondere der wirklich gute erste Auftritt beim 3:1 gegen die Ungarn hat die Euphorie geweckt“, so registriert es Wicky.

Ex-HSV-Profi Wicky war selbst Schweizer Nationalspieler

Der 47-Jährige kennt sich bestens aus mit den Erwartungen in seinem Land. 75 Mal trug Wicky selbst das Trikot des A-Nationalteams, fünfeinhalb Jahre davon als HSV-Profi. Von Anfang 2002 bis Sommer 2007 spielte er im Volkspark, das waren noch die guten Zeiten, mit Champions League und Titelchancen. So machte er als Trainer weiter. Im Vorjahr führte Wicky YB Bern zum Double, auch in diesem Jahr war er auf dem Weg zur Meisterschaft – ehe er Anfang März, nach einer Schwächephase, entlassen wurde. So ist manchmal das Geschäft.

Raphael Wicky ist bei der EM als Experte für das Schweizer Fernsehen im Einsatz.
IMAGO/Steinsiek.ch

Raphael Wicky ist bei der EM als Experte für das Schweizer Fernsehen im Einsatz.

Das Gute daran: Wicky hat in diesem Sommer sehr viel Zeit, die EM zu verfolgen. Was er von der Schweiz bislang sah, war das, was er zuvor erwartete. „Die Menschen hier sind davon ausgegangen, dass gegen Schottland und Ungarn vier bis sechs Punkte geholt werden“, stellt er klar. „Das ist natürlich kein Selbstläufer, aber es ist für unser Nationalteam mittlerweile immer möglich. Entsprechend sind die Erwartungen im Laufe der Jahre gestiegen.“

Längst hat sich die früher mal so kleine Schweiz gemausert. In der FIFA-Weltrangliste liegt sie auf Position 19 nur drei Plätze hinter Deutschland, war zwischenzeitlich sogar schon auf dem Weg in die Top Ten. „Dennoch bleibt die Rollenverteilung klar: Deutschland ist immer der große Nachbar und wir sind der kleine“, sagt Wicky. „Es wird interessant zu sehen sein, wie wir uns jetzt gegen ein Weltklasse-Team wie Deutschland schlagen.“

Schweiz wird für Deutschland der schwerste EM-Gegner

Eine Art von Respekt, die auf beiden Seiten vorherrscht. Schon von vornherein galt die Schweiz aus deutscher Sicht als schwerster der drei Gruppengegnern. Nach den Siegen gegen Schottland (5:1) und Ungarn (2:0) geht es nun in Frankfurt um den Gruppensieg und den damit verbundenen leichteren Weg durch das Turnier.


MOPO

Die neue WochenMOPO – ab Freitag wieder überall, wo es Zeitungen gibt!
Diese Woche u.a. mit diesen Themen:
– Gefährlicher Rausch: So leicht kommen Teenies an Lachgas – der Test
– Wochen ohne Warmwasser oder Heizung: Das Horror-Mietshaus von Jenfeld
– Lost Place: Hier verfällt Blankeneses feinste Terrasse
– 20 Seiten Sport: Das nächste Sommermärchen? Wie die DFB-Elf bei der Heim-EM ganz Deutschland verzaubert
– 28 Seiten Plan7: Die Beatsteaks im Interview. Plus: Tickets für das ausverkaufte Konzert im Herbst zu gewinnen!

Was hat die Schweiz drauf? „Gemessen an dem Spiel gegen Ungarn eine Menge“, sagt Wicky. „Das war eines der besten Länderspiele der vergangenen Jahre. Die Achse steht und funktioniert. Yann Sommer ist ein klasse Torwart, mit all seiner Erfahrung, dazu verkörpert Manuel Akanji in der Abwehr Weltklasse. Und Granit Xhaka ist natürlich der Chef im Mittelfeld. Die Schweiz hat viele Spieler mit großer Turnier-Erfahrung, das ist sicherlich ein großes Plus und macht es für die Jüngeren leichter.“

Erfahrung und Talent, nichts anderes zeichnet auch das DFB-Team aus, das im Schnitt mit 28,59 Jahren sogar noch einen Tick älter ist als die Schweiz (28,24). Passend dazu haben es vor allem ein jüngerer und ein älterer DFB-Kicker Wicky besonders angetan. „Man sollte mit Vergleichen dieser Art ja immer vorsichtig sein“, sagt der frühere Mittelfeldspieler. „Aber Jamal Musiala erinnert mich ein bisschen an Lionel Messi. Das ist schon brutale Qualität.“ Mindestens genau so gern sieht Wicky Toni Kroos zu: „Ich war immer schon ein Fan von ihm und finde es wahnsinnig schade, dass er nach dem Turnier seine Karriere beenden wird.“

Ex-HSV-Profi Wicky hofft auf Spannung gegen DFB-Team

Am Sonntag erhofft sich Wicky ein offenes Spiel und „dass die Schweiz es schafft, viele Ballbesitzphasen zu haben. Sonst wird es schwer“. Grundsätzlich sei für sein Land bei dieser EM vieles möglich: „Der Sieg gegen Frankreich im EM-Achtelfinale 2021 hat gezeigt, dass an guten Tagen für diese Mannschaft alles möglich ist. Das Empfinden, jeden Gegner schlagen zu können, ist grundsätzlich da.“

Das könnte Sie auch interessieren: „Da wurde viel verpennt“: Ex-Kapitän Jarolim wirft dem HSV vor allem einen Fehler vor

Wicky wird es in Ruhe verfolgen. Er will sich Zeit lassen, ehe er selbst eine neue Aufgabe übernimmt. Im Februar war er sogar mal beim HSV im Gespräch, konkret wurde die Angelegenheit allerdings nicht. „Es tut gut, mal ein wenig durchzupusten“, sagt er nun. „Der nächste Schritt, den ich mache, muss wohlüberlegt sein.“ Bis dahin genießt er seine dazugewonnene Freizeit und die EM. Interessiert, aber einen Tick entspannter, als es ansonsten wohl der Fall wäre.

Er war beim HSV im Gespräch: Schweizer Wicky über EM-Duell und Trainer-Job wurde gefunden bei mopo.de

Please follow and like us:
Pin Share