Die Vegan-Kolumne: Dieses künstliche Fleisch ist der Hammer

Die Vegan-Kolumne: Dieses künstliche Fleisch ist der Hammer

Jetzt wird auch noch das Heiligtum der Fleisch-Fans vegan – das Steak! Faserige Fleischstruktur, fest und marmoriert soll es sein, da konnte Pflanzen-Futter bisher nicht mithalten. Doch nun kommt der Fleischersatz 3.0, eine kulinarische Revolution.

Schon Beyond Meat löste 2018 einen wahren Hype aus, als die ersten Burger-Pattys aus Erbsenprotein und später auch Bratwürste des amerikanischen Unternehmens in den deutschen Handel kamen. Vielen Veganern ist das schon viel zu nah am tierischen Produkt, viele Flexitarier sind begeistert.

Doch was jetzt unsere Teller erobert, ist um einiges krasser. Es sieht aus wie Muskelfleisch, manchmal von Fett durchzogen, sogar roter Saft tritt aus. Aber ein Tier musste für diesen Genuss nicht sterben.

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„Das ist ein echter Wendepunkt – nicht nur für uns, sondern für die gesamte Branche“, sagt Judith Wemmer, Co-Gründerin des Schweizer FoodTech-Unternehmens Planted, das erst 2019 gegründet wurde. Das fermentierte Steak besteht aus Sojaprotein, Rapsöl, Bohnen- und Reismehl, Rote-Beete-Konzentrat (für die Fleischfarbe) sowie einer Mischung aus mikrobiellen Kulturen. Künstliche Zusatzstoffe, mit denen Kritiker vegane Ersatzprodukte gerne versuchen zu diskreditieren, sucht man vergeblich. Und die Ökobilanz der Herstellung kann sich ebenso sehen lassen: 97 Prozent weniger CO₂-Emissionen im Vergleich zum tierischen Steak, sagt Planted. Und 81 Prozent weniger Wasserverbrauch. Seit März konnte man es in diversen Restaurants testen. Sternekoch Tim Raue ist als Planted-Testimonial von der „grandiosen Struktur und Textur“ begeistert. Und seit einigen Wochen ist das Pflanzen-Steak nun auch im Einzelhandel bei Rewe (140 g, 3,99 Euro) zu finden – es ist allerdings oft vergriffen. Mehr Glück hat man da mit dem Hühnchen-Ersatz.

„New Meat“ ist ein echter Gamechanger

Ebenfalls aus der Schweiz kommt The Green Mountain. Schnitzel gibt’s, Burger, Chunks, Kebab – und schon seit 2021 Steak (aus Weizenprotein), Pfeffer-Medaillon (aus Weizen und Sojaprotein) und das Schweine-Steak (Weizenprotein), das gerade wieder eine Auszeichnung erhielt. Bei Edeka im Kühlregal – die Steaks für 4,99 Euro, Burger und Co. sind einen Euro billiger.

MOPO-Autor Frank Wieding (58) isst seit mehr als 40 Jahren kein Fleisch. Gras und Steine musste er trotzdem noch nie essen.
Florian Quandt

MOPO-Autor Frank Wieding (58) isst seit mehr als 40 Jahren kein Fleisch. Gras und Steine musste er trotzdem noch nie essen.

Beim israelischen Startup Redefine Meat kommen die Steaks aus dem 3D-Drucker, werden so täuschend echt in Aussehen, Konsistenz und Geschmack dem Original aus Fleisch Schicht für Schicht nachempfunden. „New Meat“ nennen die Macher das, ein echter Gamechanger. Man biete eine „nachhaltigere Alternative zu tierischem Fleisch“, sagt Ulrich Strünck von Redefine Meat, „das aber genauso schmeckt, riecht und ein ähnliches Mund- und Kaugefühl hat.“ Bisher wurde das Pflanzenfleisch in mehr als 700 Restaurants in Deutschland, Österreich und der Schweiz aufgetischt. Das „Beef Flank“ schaffte es sogar bei den Steakspezialisten im „Ash Restaurant“ in München auf die Karte. Seit gut einer Woche ist Redefine Meat mit seinen pflanzlichen Burgern (240 g, 4,99 Euro), Pulled Pork und Beef (je 200 g, 5,49 Euro) im Einzelhandel. Leider bisher nur online bei Velivery – und ohne das großartige Flank-Steak. Das ist der Gastro vorbehalten. Ein kleiner Tipp: Man findet es im Onlineshop vom Frischeparadies. Der Preis ist allerdings genauso saftig wie das Produkt (300 g, 23,99 Euro).

Bone-in-Rippchen mit essbaren veganen Knochen

Und wer glaubt, dass das alles nicht zu toppen ist, hat noch nicht von Juicy Marbles aus Slowenien gehört, seit 2020 aktiv. Zwei pflanzliche Filets (226 g) mit einer natürlich aussehenden Fett-Marmorierung gibt es online bei Kokku für 14,99 Euro. Doch jetzt wird es krass: Sie haben auch die weltweit ersten „Bone-in“-Rippchen auf den Markt gebracht – „mit essbaren veganen Knochen“. Ja, richtig gelesen. Die sind aus Sojaprotein. Spätestens hier steigen einige Veganer, die schon der Geschmack zu sehr ans Tier erinnert, aus. „Für manche mögen Knochen aus Pflanzen eine Provokation sein“, sagt Marbles-Mitbegründer Vladimir Mićković, „aber wir sollten diese Dinge nicht zu ernst nehmen.“ Die Knochen würden dazu einladen, sagt er, mit den Händen zu essen und saftige Fleischstücke abzubeißen. Wohl wahr.


MOPO

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Diese Woche u.a. mit diesen Themen:
– Gefährlicher Rausch: So leicht kommen Teenies an Lachgas – der Test
– Wochen ohne Warmwasser oder Heizung: Das Horror-Mietshaus von Jenfeld
– Lost Place: Hier verfällt Blankeneses feinste Terrasse
– 20 Seiten Sport: Das nächste Sommermärchen? Wie die DFB-Elf bei der Heim-EM ganz Deutschland verzaubert
– 28 Seiten Plan7: Die Beatsteaks im Interview. Plus: Tickets für das ausverkaufte Konzert im Herbst zu gewinnen!

Mich erinnern die Pflanzen-Rippchen an meine Jugend, als ich noch Fleisch von Tieren aß und beim Kasselerbraten den Knochen abnagen durfte. Viel wichtiger: Das Fleisch aus Sojaprotein, um dessen Produktionsmethode ein Geheimnis gemacht wird, überzeugte geschmacklich sehr – der Preis auch hier leider happig (500 g, 39,99 Euro). Andererseits ist es ein Beitrag zum Leben – zum Überleben von Rind und Schwein.

Die Vegan-Kolumne: Dieses künstliche Fleisch ist der Hammer wurde gefunden bei mopo.de

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