Ohne sie würde nichts gehen: Die Geschichten der Hamburger EM-Volunteers

Ohne sie würde nichts gehen: Die Geschichten der Hamburger EM-Volunteers

Deutschlandweit sind 16.000 Ehrenamtliche bei der EM im Einsatz, in Hamburg sind es 1600. In 67 verschiedenen Rollen sorgen die „Volunteers“ für einen möglichst reibungslosen Ablauf im Volkspark und auf dem Heiligengeistfeld. Die MOPO traf vier von den Helfern in Grün, ohne die nichts gehen würde, und erzählt ihre persönlichen Geschichten.

Greta Dönnecke (21): Für ihren ehrenamtlichen Job als EM-Volunteer hat Greta eine lange Reise auf sich genommen. Die gebürtige Bielefelderin, die im Alter von sieben Jahren nach Hamburg kam, studiert nämlich im südafrikanischen Kapstadt Sportmanagement. Seit April ist sie für das Turnier, bei dem sie als Koordinatorin weiterer Freiwilliger im Einsatz ist, wieder in Hamburg, schläft bei ihren Eltern und hat ihren Tagesplan voll aufs Volunteering ausgerichtet. „Uni mache ich online nach meiner Schicht, auch mal bis 4 Uhr nachts“, sagt sie. Volunteer bei Großevents zu sein, liegt ihr schließlich im Blut. Auch ihre Mutter ist im Hamburger EM-Team dabei. Greta selbst war schon als Ehrenamtliche bei den Special Olympics, dessen Logo als Tattoo ihren rechten Unterarm ziert, aber auch bei den Hamburger Veranstaltungen Triathlon, Cyclassics und Marathon.


Florian Quandt

Ihr bisheriges Highlight der ersten EM-Woche: „Ich durfte vor dem Turnierstart Teil der Zeremonie-Generalprobe im Volksparkstadion sein“, erzählt sie und meint das Auflaufen der Teams samt Hymne. Zudem freute sich die Studentin besonders aufs Spiel zwischen Georgien und Tschechien, weil „die Georgier das erste Mal dabei sind“, und über die verbindende Kraft des Events. „Die EM kommt genau zum richtigen Zeitpunkt und ist für die Stimmung in Europa wichtig.“

Fathollah findet bei der EM in Hamburg auch Freunde

Fathollah Pouressmaeil Nameghi (23): „Verbindungen fürs Leben aufbauen“, deshalb sei er als EM-Volunteer in Hamburg dabei, erzählt Fathollah. Der 23-jährige Sportmanagement-Student nutzt seine Tätigkeit als sogenanntes „Ace“ (deutsch: Ass), also als Springer, auch zum Netzwerken. Überzeugt davon hat ihn Volunteers-Chef Arne Wehlitz bei einer Veranstaltung an der Uni Hamburg. Fathollah bewarb sich und ergatterte eine der beliebten Stellen als „Long Term Volunteer“. Schon seit Juli 2023 dreht sich vieles in seiner Freizeit um das Turnier im eigenen Land. „Hoffentlich wird Deutschland Europameister“, sagt er.


Florian Quandt

Wie Greta war er beim Re-branding des Volksparkstadions dabei und auch schon bei der Gruppenauslosung in der Elbphilharmonie. Einmal steckte er sogar im Albärt-Kostüm und durfte Maskottchen spielen. Beim Kickoff-Event der Volunteers traf er Football-Papst Patrick „Coach“ Esume. Eine Begegnung, die ihm wie viele weitere in Erinnerung bleiben wird.

Dem 23-Jährigen gefällt vor allem der Zusammenhalt unter den Volunteers, mit denen er sich auch abseits der Einsätze trifft. „Da entstehen neue Freundschaften.“ Wie gut also, dass Hamburgs Amateurfußball Sommerpause hat. Denn sonst ist Fathollah als Schiedsrichter unterwegs, stieg jüngst in den Leistungskader des Bezirks-Schiedsrichterausschusses Nord auf. An die Pfeife lockte ihn sein Vater – und Arne Wehlitz ihn ins Volunteer-Team.

Volunteer Klaus war schon bei der Heim-WM 2006 dabei

Klaus Manal (69): Ihn Volunteer-Veteran zu nennen, würde seiner sprudelnden Energie nicht ganz gerecht werden. Aber rein vom Papier her ist Klaus ein erfahrener Endrunden-Volunteer. Der 69-Jährige war schon bei der WM 2006 in Hamburg dabei, legte zwei Jahre später bei der EM in Österreich und der Schweiz nach. „Die Socken von 2006 habe ich noch“, sagt der pensionierte Bankkaufmann. Socken gehören in diesem Jahr zwar nicht zur Ausrüstung von Adidas, aber auch die grünen Jacken, Shirts sowie die gelbe Basecap trägt Klaus mit Stolz. „Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich daran denke, Teil des Ganzen zu sein“, sagt der leidenschaftliche HSV-Fan, der bei der Ausgabe der Akkreditierungen im Hellgrundweg zum Einsatz kommt. „Bis zu 500 am Tag“ werden zwischen Barclays- und q.beyond-Arena an Journalisten und EM-Teilnehmer ausgegeben.


Florian Quandt

„Wir repräsentieren Deutschland als Gastgeber. Ohne uns könnte das alles hier nicht stattfinden“, weiß das Gründungsmitglied des Fanclubs Nationalmannschaft um die Wichtigkeit der 1600 Volunteers in Hamburg. Wie während seines Berufslebens in der Bank ginge es vor allem darum, „auch bei der 400. Person am Schalter freundlich und hilfsbereit zu sein“. Ob es nach drei Fußball-Turnieren und mehreren weiteren Großevents sein letzter Ehrenamts-Job ist, lässt Klaus offen, als er hört, dass die Frauen-EM 2025 in der Schweiz stattfindet …

Sven wurde als Volunteer durch Ruud Gullit berühmt

Dr. Sven Hadenfeldt (48): Sven ist nach nur einer EM-Woche quasi schon berühmt. Der freiberufliche IT-Berater war nämlich mittendrin im Oranje-Fanwalk vor dem Auftaktspiel der Niederlande gegen Polen (2:1). Spontan angefragt durfte er eine der Legenden-Büsten durch die Masse tragen. „Viele wollten ein Foto mit der Ruud-Gullit-Büste machen“, schwärmt der 48-Jährige. Zu sehen war sein Auftritt im Oranje-Meer sogar auf dem offiziellen Instagram-Kanal von „Onsoranje“. „Die haben über zwei Millionen Follower“, weiß Sven von seiner ungewohnten Reichweite.


Florian Quandt

Zum ersten Mal ist er bei solch einer Veranstaltung dabei und kommt aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. „Fans aus ganz Europa zu begegnen und ihnen hier in Hamburg zu helfen, macht einfach richtig Spaß“, sagt der Volunteer-Springer. Auch die plötzliche Oranje-Berühmtheit kommt als „Ace“ zum Einsatz – überwiegend auf dem Heiligengeistfeld. „So unterschiedliche Bereiche kennenzulernen, ist sehr reizvoll.“

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Immer wieder spricht er mit leuchtenden Augen von den vielen Begegnungen mit Menschen „von überall, die alle friedlich in Hamburg zusammenkommen“. Sven ist Gastgeber durch und durch und geht in der Rolle als hilfsbereiter Volunteer auf. „Selbst in der U-Bahn werde ich angesprochen, wenn ich mein grünes Outfit trage.“

Ohne sie würde nichts gehen: Die Geschichten der Hamburger EM-Volunteers wurde gefunden bei mopo.de

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