Schützenkrise in Harburg: Keiner will mehr König sein!

RMAG news

Der Schreck sitzt tief: Erstmals in Friedenszeiten steht die altehrwürdige Harburger Schützengilde von 1528 ohne Gildekönig (so heißen die Schützenkönige in Harburg) da! Kein Mitglied wollte am vergangenen Sonntag den Vogel abschießen. Gut möglich, dass die Schützen auch in den kommenden beiden Jahren keine Majestät haben werden – was der Chef der Gilde überraschenderweise sogar ganz gut findet.

Harburger Gildekönig zu werden, das bedeutete vor Hunderten von Jahren eine erfreuliche finanzielle Erleichterung: Der König zahlte im Amtsjahr keine Steuern. Lange her. Inzwischen ist das Amt zwar immer noch die Krönung eines Harburger Schützenlebens, aber so ein Herrscher muss auch jede Menge Zeit und Geld aufwenden: Im Jahr kommen rund 100 Repräsentationstermine zusammen, von Schützenbällen bis zu Empfängen bei Politik und Wirtschaft, dazu vielleicht noch ein eigenes Königsfest und ein prächtiges Königsschild, da sind 10.000 Euro ruckzuck weg. Nicht jede Ehefrau findet das super.

Jubiläumskönig: begehrter Titel

In diesem Jahr jedenfalls legte niemand auf den goldenen Flügel oder den Rumpf des Holzvogels an. Wer einen der beiden Teile abschießt, ist König. Der scheidende König Ulf Schröder legte die Königskette ab, sichtbar mit Wehmut. Viele Schützen sind betrübt, denn Harburg ohne Gildekönig, das gab es vielleicht mal im 30-jährigen Krieg, oder in den Weltkriegen, aber sonst niemals. Ingo Mönke, seit vielen Jahren Erster Vorstand („Patron“) der Schützengilde, hingegen sieht eine „Riesenchance“: „Das gibt uns Zeit, die Gilde bis zum Jubiläumsjahr für die Zukunft fit zu machen und 2028 dann ein rauschendes Fest zu feiern.“

Frage der Woche: Döner oder Currywurst?

2027 wird der „Jubiläumskönig“ ausgeschossen, der zum „rauschenden Fest“ im Jahr 2028 den Schützenzug anführen wird. Dieser besondere Ehrentitel ist begehrt, sagt Gilde-Sprecher Nico Ehlers: „Da haben wir mehrere Anwärter, die das gerne werden wollen.“ Diese werden in den kommenden beiden Jahren aber nicht den Vogel abschießen, weil man das nicht macht, so schnell hintereinander König sein. Der Gilde stehen also möglicherweise zwei weitere Jahre ohne Majestät bevor. Patron Mönke sieht das entspannt: „Nicht der König ist wichtig, sondern die Gilde.“

Das könnte Sie auch interessieren: Gastro im Alsterpavillon wird neu vergeben – für aberwitzige Millionen-Summe

Gegründet wurden sie 1528, als Herzog Otto I. sein Harburger Schloss gebaut hatte und eine Bürgerwehr zur Verteidigung brauchte. Er rief das Harburger Vogelschießen ins Leben und wurde gleich mal der erste Gildekönig. Seitdem gab es Hunderte Nachfolge-Majestäten. Bis jetzt.

Schützenkrise in Harburg: Keiner will mehr König sein! wurde gefunden bei mopo.de

Please follow and like us:
Pin Share