„Privilegien für Eliten“: Ärger um EM-Sonderflüge in Hamburg

„Privilegien für Eliten“: Ärger um EM-Sonderflüge in Hamburg

Die „nachhaltigste EM aller Zeiten“ hatte die UEFA im Vorfeld der Europameisterschaft in Deutschland versprochen – jetzt kritisiert der „Dachverband der Bürgerinitiativen und Vereine für Fluglärm-, Klima- und Umweltschutz e.V“ (BIG) den Senat: Trotz aller Versprechungen habe es nicht nur Ultra-Kurzstrecken-, sondern auch Nachtflüge am Hamburger Flughafen gegeben. Die Umweltbehörde erklärt, warum sie für letztere Ausnahmegenehmigungen erteilt hat. Demnach hatte die Fluglärmschutzbeauftragte bereits im Vorfeld eine Vereinbarung mit der UEFA getroffen.

Ende Juni geriet zunächst der Flug der türkischen Nationalmannschaft in die Schlagzeilen: Bei ihrem Vorrundenspiel gegen Tschechien flog das Team vom gerade einmal 150 Kilometer entfernten Hannover mit einer Chartermaschine in die Hansestadt. Das ist ein extra für diese Reise gemietetes Flugzeug. Schließlich gibt es ansonsten aufgrund der geringen Distanz überhaupt keine Linien-Direktflüge zwischen den beiden Flughäfen. 27 Minuten dauerte der Flug von Turkish Airlines.

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Dabei blieb es laut BIG aber nicht: Insgesamt 85 Sonderflüge habe es während der EM und der fünf Spiele in der Stadt gegeben. Dazu kämen drei Nachtflüge nach dem Viertelfinale am Freitag sowie eine größere Anzahl an Privatflügen. „Und auch Luftraumsperrungen der Deutschen Flugsicherung während der Spiele im Volksparkstadion, mit Umleitungen auf andere Start- und Landebahnen, haben zu mehr Fluglärm in Hamburg geführt“, heißt es in einer Mitteilung.

Flughafen Hamburg: Abflug um 2 Uhr

Tatsächlich waren das französische und portugiesische Team am Samstag um kurz nach 2 Uhr morgens vom Hamburger Flughafen abgehoben. Zuvor startete bereits um 0.32 Uhr eine Militärmaschine mit dem portugiesischen Premierminister an Bord. Regulär dürfen Flugzeuge nur zwischen 6 Uhr morgens und 23 Uhr abends in der Hansestadt landen oder starten.

Der Flughafen bestätigte auf MOPO-Nachfrage die 85 Sonderflüge während der fünf EM-Spieltage. Bezüglich der Nachtflüge verwies der Sprecher auf die Lärmschutzbeauftrage der Umweltbehörde, Dr. Gudrun Pieroh-Joußen, da nur diese eine Ausnahme des Nachtflugverbotes genehmigen könne.

„Zum Zweck der Sicherheit der Spieler wurde der Luftweg um diese Uhrzeit gewählt“, erklärt Sprecherin Alina Nölle der MOPO. Beide Jets der Nationalmannschaften seien mit 68 Sitzplätzen vergleichbar leicht und hätten so verhältnismäßig geräuscharm starten können. Der Militärflug mit dem Premierminister sei nach dem Luftverkehrsgesetz nicht genehmigungspflichtig. „Alle drei Flüge sind in Richtung Norderstedt gestartet. In dieser Startrichtung ist die Bevölkerungsdichte am geringsten“, so Nölle.

„Bereits 2023 haben wir frühzeitig auf die zu erwartenden Belastungen durch den Luftverkehr während der Spiele in Hamburg hingewiesen“, sagt wiederum Initiativen-Vorsitzender Martin Mosel. „Die zuständigen Behörden und der Flughafen haben immerwährend beschwichtigt. Noch zu Beginn der EM verneinte ein Sprecher der Wirtschaftsbehörde Sondergenehmigungen, man sehe nicht einmal den Bedarf.“

Fluglärmschutzbeauftragte hat Vereinbarung mit UEFA getroffen

Laut der Umweltbehörde hatte Dr. Gudrun Pieroh-Joußen eine Vereinbarung mit der UEFA zur Europameisterschaft getroffen. Es sollten, je nach Begründung, erforderliche Flüge der Mannschaften oder Funktionäre genehmigt werden. „Fanflüge hingegen werden in der Regel nach 23 Uhr nicht mehr genehmigt“, so Nölle.

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Während Zuschauer und Fans in ein enges Mobilitätskorsett gezwungen würden, hätten die Eliten mit ihren Flügen mal wieder „Privilegien und Ausnahmegenehmigungen“ genossen, ärgert sich Mosel. Unter anderem blieben die Stadionparkplätze am Volksparkstadion für Besucher gesperrt.

„Privilegien für Eliten“: Ärger um EM-Sonderflüge in Hamburg wurde gefunden bei mopo.de

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