Immer mehr fordern ein Verbot: So stark sind die „Grauen Wölfe“ in Hamburg

Immer mehr fordern ein Verbot: So stark sind die „Grauen Wölfe“ in Hamburg

Sie hetzen gegen Christen und Juden und träumen von einem türkischen Großreich: Nachdem ein türkischer Nationalspieler bei der EM den „Wolfsgruß“ gezeigt hat, werden die Verbotsforderungen für die „Grauen Wölfe“ immer lauter – der Druck auf Innenministerin Nancy Faeser wächst. Auch eine Hamburger Politikerin wird gegenüber der MOPO deutlich – und kritisiert SPD und CDU. Wer sind die „Grauen Wölfe“? Und wie groß ist die Gruppierung in Hamburg? Der Verfassungsschutz hat die Anhänger im Visier – und erklärt, was das Ziel der Bewegung in Deutschland ist.

Ein dunkler Schatten lag über dem EM-Spiel zwischen der Türkei und den Niederlanden am Samstag im Berliner Olympiastadion: Hunderte Fans zeigten den sogenannten „Wolfsgruß“ – das Erkennungszeichen der faschistischen „Grauen Wölfe“. Die Fans solidarisierten sich so mit Merih Demiral (26).

Faschismus-Skandal bei EM: Empörung über „Wolfsgruß“

Der türkische Nationalspieler hatte am Dienstag beim Achtelfinale nach einem Tor mit beiden Händen das Symbol der „Grauen Wölfe“ geformt. Die UEFA sperrte daraufhin Demiral für zwei Spiele – zum Unmut der türkischen Fans und Präsident Erdogan, der kurzerhand für das Viertelfinale nach Berlin reiste.

Der türkische Nationalspieler Merih Demiral löste mit seiner rechtsextremen Wolfsgruß-Geste einen Skandal aus.
picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Ebrahim Noroozi

Der türkische Nationalspieler Merih Demiral löste mit seiner rechtsextremen Wolfsgruß-Geste einen Skandal aus.

Die Geste von Demiral und die anschließenden Sympathien sorgen bundesweit für Empörung. Als „Graue Wölfe“ werden die Anhänger der rechtsextremistischen „Ülkücü-Bewegung“ bezeichnet, die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird. Rund 12.000 von ihnen gibt es in Deutschland.

Laut dem Hamburger Verfassungsschutz, der die Szene nach eigenen Angaben seit Jahrzehnten auf dem Zettel hat, sympathisieren in der Hansestadt mehrere Hundert Menschen mit der „Ülkücü“ – im Großteil handelt es sich hierbei um Männer.

So agieren die „Grauen Wölfe“ in Hamburg

Die Hamburger Szene agiere recht zurückgezogen – es werden vor allem interne Veranstaltungen wie Vorträge oder Musikveranstaltungen organisiert. „Mit kulturellen Veranstaltungen und Festen soll die sogenannte ,türkische Identität‘ ausgelebt und für alle zugänglich gemacht, ein ,Wir-Gefühl‘ geschaffen und so eine Distanz zur deutschen Gesellschaft gehalten werden“, sagt Verfassungsschutz-Sprecher Marco Haase zur MOPO. In den sozialen Medien agierten die türkischen Nationalisten hingegen deutlich offener.

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Warum werden die „Grauen Wölfe“ in Hamburg nicht verboten? Die Innenbehörde verweist auf MOPO-Anfrage an das Bundesinnenministerium in Berlin. Und das steht unter Druck: Immer mehr Politiker und Verbände fordern ein Verbot der Gruppierung. Am vergangenen Mittwoch zeigte sich auch Innenministerin Nancy Faeser von Merih Demiral und seiner Geste empört: „Die Fußball-Europameisterschaft als Plattform für Rassismus zu nutzen, ist völlig inakzeptabel“, so die SPD-Politikerin. Doch konkret zu einem Verbot bleibt es auch aus Berlin auffällig still. Man äußere sich generell nicht zu Verbotsüberlegungen – ansonsten bestünde die Gefahr, dass behördliche Maßnahmen gefährdet würden, heißt es nur.

„Deutschland hat ein großes Problem mit türkischen Rechtsextremen“

„Eine unerträgliche Hinhaltetaktik“, findet Cansu Özdemir, die Vorsitzende der Linksfraktion in der Hamburger Bürgerschaft. „Dass Tausende türkische Fans den Wolfsgruß zeigen, macht deutlich: Deutschland hat ein großes Problem mit türkischen Rechtsextremen“, so Özdemir gegenüber der MOPO. Die Dynamik, die sich entwickelt habe, sei erschreckend.

„Deutschland hat ein großes Problem mit türkischen Rechtsextremen“, sagt die Hamburger Linken-Politikerin Cansu Özdemir. (Archivbild)
imago/Metodi Popow

„Deutschland hat ein großes Problem mit türkischen Rechtsextremen“, sagt die Hamburger Linken-Politikerin Cansu Özdemir. (Archivbild)

Özdemir fordert von Faeser, ein entsprechendes Verbot umgehend in die Wege zu leiten: „Die Bundesinnenministerin verkennt, dass sie in der Verantwortung ist: Sie kann und muss endlich handeln!“ Ein Verbot wurde bislang nicht umgesetzt, weil unter anderem die ohnehin schon angespannten Beziehungen zur Türkei nicht noch verschlimmert werden sollen, sagt Özdemir.

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Die 35-Jährige wirft SPD und CDU vor, in der Vergangenheit die „Grauen Wölfe“ unterschätzt zu haben. „Immer wieder besuchen SPD- und CDU-Politiker:innen Vereine der ,Grauen Wölfe‘ und posieren für die Kameras. Sie versuchen so, in der türkischen Community auf Stimmenfang zu gehen. Das normalisiert und verharmlost den Faschismus, der hinter der Gruppe steckt.”

Die Ideologie der Grauen Wölfe sei „menschenverachtend“, sagt auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Macit Karaahmetoglu. Gegen solche Gruppierungen müsse „mit allen demokratischen Mitteln“ vorgegangen werden. „Der weitaus größte Teil der türkischstämmigen Menschen in Deutschland – ich würde sagen über 95 Prozent – hat aber nichts mit den ‚Grauen Wölfen‘ zu tun.“ Karaahmetoglu plädiert für mehr Dialog: „Wichtig ist, dass man mit den Menschen ins Gespräch kommt und verdeutlicht, dass es überhaupt keinen Sinn macht, Gesten wie den Wolfsgruß zu zeigen, um zu provozieren“, sagt der in der Türkei geborene Abgeordnete.

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