Linkin Park in Hamburg: Gänsehautmomente mit neuer Sängerin – und eine Weltpremiere

Linkin Park in Hamburg: Gänsehautmomente mit neuer Sängerin – und eine Weltpremiere

Erst vor zwei Wochen hatten Linkin Park ihr Konzert in der Barclays-Arena im Rahmen der „From Zero World Tour“ angekündigt. Die Tickets dafür waren blitzschnell weg. Zum ersten Mal seit dem Tode von Leadsänger Chester Bennington kehrten sie am Sonntag nach Hamburg zurück. Die Frage, die alle umtrieb: Wie wird sich die neue, nicht unumstrittene Sängerin Emily Armstrong live in die Männertruppe einfügen? MOPOP hat es sich angesehen und angehört …

„Hamburg wird zur Linkin-Park-City“, hatte die Plattenfirma Warner vergangene Woche im Vorfeld des Konzerts angekündigt: In der Thai-Oase sangen Fans die Lieder der US-Band, um letzte Tickets zu gewinnen. StraßenmusikerInnen spielten an Hotspots ihre Melodien. Auch der Instagram-Account des Miniatur-Wunderlands verzeichnete ein Takeover. Auf dem Heiligengeistfeld wurde am Sonnabend mit Drohnen die Veröffentlichung des kommenden Linkin-Park-Albums in den Nachthimmel geschrieben.

Linkin Park: Erstes Konzert in der Barclays-Arena seit 2017 – Fans jubeln

Am Sonntagabend folgte schließlich der Höhepunkt: Linkin Park spielen ihr erstes Konzert in der Barclays-Arena seit 2017. Noch im selben Jahr nahm sich damals Leadsänger Chester Bennington das Leben. Weshalb die Band nun mit teils neuem Line-up die sechs Warm-up-Shows rund um den Globus bestreitet, die sie erst zwei Wochen zuvor angekündigt hatte. Hamburg ist neben London die einzige europäische Station.

Ein Blick in die Barclays Arena am Sonntag macht klar, dass Linkin Park mittendrin bei ihren Fans ihre Wiederauferstehung feiern wollen. Denn die 360-Grad-Bühne steht längsseitig wie ein langer Steg in der Hallenmitte – U2 hatten es 2018 vorgemacht. Darüber baumeln zwei große XL-Display-Würfel, auf denen sich Live-Bilder vom Treiben darunter mit Animationen vermischen.

Neuzugang Emily Armstrong ist mehr als ein hübsches Gesicht

Mit „Linkin Park“-Chören und reichlich Jubel wird die Band um 20.44 Uhr in Empfang genommen. Besonderes Augenmerk gilt natürlich ihr: Sängerin Emily Armstrong (38), Gründungsmitglied der in Los Angeles beheimateten Alternative-Rock-Band Dead Sara, ist der entscheidende Neuzugang. Colin Brittain (37) sitzt ab sofort am Schlagzeug. Vertraute Gesichter gibt es indes mit den Linkin-Park-Gründungsmitgliedern: Rapper, Keyboarder und Gitarrist Mike Shinoda (47), Gitarrist Brad Delson (46), Bassist Phoenix (47) und DJ Joe Hahn (47). Mit dem Single-Hit „Somewhere I Belong“ von 2003 legen sie los. Bandchef Shinoda fängt an mit dem Gesang, Armstrong stimmt wie bei einem Duett immer mehr mitein. Das machen Linkin Park sehr geschickt, man überfordert das Publikum nicht gleich mit der neuen Stimme in der Band. Armstrong rennt von einer Bühnenseite zur anderen, springt auf kleine Podeste und wirbelt ihre blonden Haare durch die Luft – volle (Girl-)Power eben. Sie trägt ein weißes Netzhemd über dem grauen Batikshirt, einen schweren Nietengürtel und eine dunkle weite Hose mit weißen Prints – betont unweiblich könnte man das nennen. Armstrong ist eben mehr als ein hübsches Gesicht.

Volle (Girl-)Power: Die neue Linkin Park-Sängerin Emily Armstrong in der Barclays Arena.
picture alliance/dpa/Christian Charisius

Volle (Girl-)Power: Die neue Linkin Park-Sängerin Emily Armstrong in der Barclays Arena.

„Wollt ihr das hier singen?“, fragt sie, und als die ersten Töne von „Crawling“ von 2000 erklingen, stimmt der ganze Saal mitein. Eine gute Taktik: Nicht gleich den ganzen Laden übernehmen zu wollen, sondern das Publikum lieber kommen zu lassen. Die Fans feiern den Song und irgendwie auch sich selbst. „Ihr habt ja reichlich Feuer heute Nacht“, meint Armstrong. Verweichlicht oder gefälliger sind Linkin Park im Jahr 2024 keinesfalls. Sie präsentieren ihren Rock mit viel Wums, wie ihn die Fans lieben. Die Männer sind bei dem Konzert in der Überzahl. „Ihr hier unten im Moshpit, seid ihr bereit?“, fragt Shinoda. Alles pogt, während er rappt. Linkin Park haben ihr Set in fünf Teile gesplittet. Den ersten Teil beenden sie mit der neuen Single „The Emptiness Machine“, mit der sie es vor einer Woche zum ersten Mal überhaupt auf Platz 1 der deutschen Single-Charts schafften. Fünf ältere Alben und Tracks wie „Numb“, „In The End“ und „Faint“ kehrten in die Charts zurück. So sehr freuen sich alle über die Rückkehr von Linkin Park.

Shinoda: „Deutschland war immer ein sehr besonderer Platz für uns“

Immer wieder gibt es an diesem Abend „Linkin Park“-Chöre. „Deutschland war immer ein sehr besonderer Platz für uns. Ihr habt uns immer so ein warmes Willkommen beschert über die Jahre, wir wissen es so zu schätzen, dass ihr uns wieder aufnehmt“, meint Shinoda. „Wann immer wir neue Musik veröffentlichen, habt ihr sie immer warm in Empfang genommen, und das war diesmal wieder genauso mit dem neuen Song“, fügt er hinzu. „Ich bin absolut überwältigt“, pflichtet ihm Armstrong bei. Ein paar Songs später bei „Waiting For The End“ wird klar: Armstrong hat das Publikum im Sturm erobert! „Emily! Emily!“ ruft es erstmals an diesem Abend. Ein bewegender Moment. Gerade wenn man bedenkt, wie viel Gegenwind Armstrong anfangs bekam. Sie galt als enge Vertraute des Scientologen und verurteilten Sexualstraftäters Danny Masterson und distanzierte sich erst öffentlich von ihm, als Linkin-Park-Fans in den sozialen Medien auf die Freundschaft der beiden hinwiesen.

Bandchef Mike Shinoda (47) gab auf der Bühne richtig Gas.
picture alliance/dpa/Christian Charisius

Bandchef Mike Shinoda (47) gab auf der Bühne richtig Gas.

„My December“: Emily Armstrong mit Tränen in den Augen

Nach einem Solo von Joe Hahn an der Sampler-Machine gibt es ein Rapsolo von Shinoda. Scheinwerfer strahlen dazu von den Bühnenrändern. Die Lichtshow kann sich sehen lassen. La-Ola-Wellen überbrücken die Zeit des Umbaus, denn im dritten Show-Teil wechseln die Musiker die Seiten, so dass nun auch die andere Arenenhälfte einen längeren Blick auf Armstrong werfen darf. Die Hits „Breaking The Habit“ und „What I’ve Done“ kommen gut und gewaltig. Unter die Haut geht die Akustik-Version des Depri-Songs „My December“ von 2000: Armstrong kann nicht nur zeigen, was für eine schöne Stimme sie hat, sondern auch wie sehr sie mit den älteren Songs verbunden ist. Bei ihrer innigen Interpretation sieht man Tränen in ihren Augen. Das Publikum spürt das – Jubel total.

Song „Heavy Is The Crown“ ist eine Weltpremiere – Emily Armstrong im pinken Deutschland-Trikot

„What is Joe’s favourite food?“, fragt Shinoda und antwortet sich selbst mit einem Lachen: „In the end it doesn’t really matter.“ Der Witz zündet nicht wirklich, aber es ist klar, welcher Klassiker nun kommt. „Singt so laut ihr nur könnt“, bittet er. Das klappt sehr gut.

Emily Armstrong kam zur Zugabe im pinken Deutschland-Trikot auf die Bühne.
picture alliance/dpa/Christian Charisius

Emily Armstrong kam zur Zugabe im pinken Deutschland-Trikot auf die Bühne.

In der Zugabe haben Linkin Park noch ein besonderes Goodie für die deutschen Fans. Der Song „Heavy Is The Crown“ ist eine Weltpremiere! Er wird die zweite Single aus dem mit Armstrong aufgenommenen neuen Album „From Zero“ sein, das am 15. November erscheinen soll. Dazu kommt Armstrong im pinken Deutschland-Trikot mit der Rückennummer Emily 0 auf die Bühne. „Danke euch allen. Ihr wart einfach unglaublich!“, sagt dann Mike Shinoda am Schluss, und man merkt ihm die Freude und Erleichterung an. Das (Live-)Comeback ist so was von geglückt.

Linkin Park in Hamburg: Gänsehautmomente mit neuer Sängerin – und eine Weltpremiere wurde gefunden bei mopo.de

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