Kiew-Auftakt im Volkspark: Mini-Kulisse, keine Kohle – und Kritik an HSV-Fans

Kiew-Auftakt im Volkspark: Mini-Kulisse, keine Kohle – und Kritik an HSV-Fans

Sportlich läuft’s momentan für Dynamo Kiew. Nach sechs Spieltagen in der ukrainischen Premier Liga grüßt der noch ungeschlagene Hauptstadtklub von der Tabellenspitze, beim 0:0 am Samstag gegen Rukh Lviv gab es erstmals in der neuen Saison keinen Sieg. Und dennoch wohnten dem Heimspiel „nur“ 1789 Zuschauer bei. Das hat einen traurigen Grund. Denn eigentlich passen gut 16.000 in die Dynamo-Arena. Das Volksparkstadion fasst dreimal so viele Fans, wird am Mittwochabend (21 Uhr) bei Kiews Europa-League-Auftakt aber auch kaum gefüllt sein. Der HSV kassiert bei dem Deal keine Kohle, nun gibt es Kritik an den Fans – und eine Mini-Kulisse.

42.969 Zuschauer waren in der vergangenen Saison im Durchschnitt zu den vier Europapokal-Heimspielen (dreimal Champions-League-Gruppenphase, einmal Europa-League-Zwischenrunde) von Schachtar Donezk in Hamburgs Arena gekommen. Der HSV kassierte über diese Stadion-Vermietung an Schachtar zwischen drei und vier Millionen Euro. Von solchen Zahlen sind Dynamo Kiew, der den Volkspark viermal als Europa-League-Heimspielstätte nutzen wird, und der HSV nun weit entfernt. Das erste Gruppenspiel steigt am Mittwochabend (21 Uhr) gegen Lazio Rom.

Dynamo Kiew zieht in der Europa League weniger Fans an

Bis Dienstagmittag hatte der HSV, der die organisatorische Umsetzung der vier Spieltage inklusive Ticketverkauf übernimmt, nur gut 8000 Karten für Dynamos Auftakt-Partie gegen die Italiener veräußert. Das dürfte allein schon in der geringeren Attraktivität des Europa-League-Wettbewerbs im Vergleich zum letztjährigen Champions-League-Teilnehmer Schachar begründet liegen.

„Es ist objektiv schwierig, einen deutschen Fan davon zu überzeugen, zu einem Europa-League-Spiel in sein Stadion zu kommen, in dem eine ukrainische, eine lettische oder tschechische Mannschaft spielt“, räumte Dynamo-Präsident Ihor Surkis vor der Partie gegenüber dem „Abendblatt“ ein.

Ihor Surkin ist der Besitzer von Dynamo Kiew.
IMAGO/ZUMA Press Wire

Ihor Surkin ist der Besitzer von Dynamo Kiew.

Der 65-Jährige erwartet „trotzdem, bei diesem Spiel ziemlich viele Fans zu sehen“. Offensichtlich ist jedoch auch, dass die Stadion-Vermietung des HSV an Dynamo wirtschaftlich nicht lohnenswert ist. Zumal Fixkosten für den Ordnungsdienst und die Reinigung der Arena anfallen, der HSV aber auf eine vorab festgelegte Miete verzichtet hat. Und die drei weiteren Heimspiel-Gegner von Kiew in der Europa League (Ferencvaros Budapest aus Ungarn am 7. November; Viktoria Pilsen aus Tschechien am 28. November; und Rigas Futbola Skola aus Lettland am 30. Januar 2025) werden wohl noch weniger Zuschauer anlocken als Traditionsklub Lazio Rom am Mittwochabend.

Für den HSV ist der Stadion-Deal finanziell nicht attraktiv

Im Wissen darum, dass die Vermietung diesmal finanziell unattraktiv ist, will sich der HSV dennoch solidarisch mit einem weiteren Klub aus dem Kriegsland zeigen – auch wegen des politischen „Pakts für Solidarität und Zukunft“ zwischen den Städten Hamburg und Kiew. Dass der C-Rang und möglicherweise weitere Bereiche des Volksparks wegen des kaum vorhandenen Zuschauer-Interesses schon fürs Lazio-Spiel gesperrt bleibt, nimmt der HSV in Kauf.

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Für Dynamo ist die Austragung der Partien in Hamburg trotzdem ein Segen. Wegen des russischen Angriffskriegs kann der Premier-Liga-Spitzenreiter seine internationalen Heimspiele nicht im eigenen Valeriy-Lobanovsky-Stadion absolvieren – sondern nur die nationalen Duelle. Doch statt mehr als 16.000 kann Dynamo auch für seine Liga-Heimspiele nur knapp 2000 Tickets verkaufen – weil jederzeit während der Partien Luftalarm ausgelöst werden kann und der Stadionbunker nur eine bestimmte Anzahl an Stadionbesuchern (neben Teams und Fans auch Journalisten) aufnehmen kann. Insofern wird die Kulisse, die im Volkspark auf Dynamo Kiew wartet, so oder so größer sein.

Dynamo-Präsident fand Proteste der HSV-Fans „unfair“

Und die Verantwortlichen des HSV sind stolz darauf, wieder einem ukrainischen Klub eine sportliche Heimat bieten zu können – auch wenn es kürzlich erneut eine Attacke der HSV-Fans in Richtung von Finanz-Vorstand Eric Huwer gegeben hatte. „Der Kampf für die Werte, geführt vom ganzen Verein. Nur für Eric Huwer geht es um nichts als den Schein“, war während der gegen Regensburg (5:0) auf der Nordtribüne zu lesen. Inzwischen ist klar, dass für Huwer und Co. kein finanzieller Nutzen aus der Vermietung herausspringt.


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Teilen der Anhängerschaft missfällt aber auch, dass der HSV seine Stadion-Tore nach mehreren Vermietungen in der Vergangenheit nun für einen Klub öffnet, in dessen Umfeld es laut Supporters Club „immer wieder zu rassistischen und diskriminierenden Verhalten kommt“.

Auch Wladimir Klitschko (mit Eric Huwer und Stefan Kuntz vom HSV) machte Werbung für die Kiew-Spiele in Hamburg.
WITTERS

Auch Wladimir Klitschko (mit Eric Huwer und Stefan Kuntz vom HSV) machte Werbung für die Kiew-Spiele in Hamburg.

„Es gab einige Vorfälle in den Stadien, die mit dem Verhalten einer sehr kleinen Anzahl von Fans zusammenhingen“, räumte Dynamo-Präsident Ihor Surkis im „Abendblatt“ ein. „Diese Vorfälle sind inakzeptabel und wurden medial leider sehr stark platziert. Aber sie spiegeln nicht die Position des Vereins und seine Bemühungen um Toleranz und Gleichberechtigung wider!“ Vorfälle wie die von den HSV-Fans angeprangerten kämen laut Surkis „glücklicherweise nicht sehr oft vor“, und wenn, dann nehme Kiew Kontakt zu den Strafverfolgungsbehörden auf.

Von den Protesten auf der Nordtribüne sei Dynamo deshalb „überrascht“ gewesen, so Surkis. „Ich respektiere die Fans von Hamburg, aber diese Proteste sind unfair.“ Womöglich hatten sie gar Einfluss auf die kleine Euro-League-Kulisse im Volkspark.

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