Eine Seniorin will sich verkleinern – und scheitert an der Wohnungssuche

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Sabine, 65 Jahre alt, lebt allein in einer 110 Quadratmeter großen Wohnung. Sie würde sich gerne verkleinern, müsste dann aber mehr Miete zahlen. So wie ihr geht es vielen älteren Menschen.

Vor acht Jahren starb Sabine Walters Mann. Gemeinsam hatten sie eine rund 110 Quadratmeter große Wohnung in Hoheluft-West bewohnt, seit seinem Tod lebt sie dort allein. Sabine möchte sich gerne verkleinern. Doch für eine kleinere Wohnung müsste sie genauso viel bezahlen wie für ihre jetzige – wenn nicht sogar mehr.

Weil Sabine seit 40 Jahren in ihrer Wohnung in der Bismarckstraße lebt, ist die Miete entsprechend günstig: Sie zahlt rund 1.380 Euro warm. Angebotsmieten für vergleichbare Wohnungen liegen nicht selten bei rund 2.000 Euro kalt.

In Eimsbüttel aufgewachsen

Trotz der Miete würde Sabine gerne umziehen, denn die Wohnung ist ihr zu groß. Außerdem liegt sie im dritten Stock eines Altbaus. Ihr Wunsch für die neue Wohnung: ein Neubau, etwa 60 Quadratmeter groß, am besten mit Aufzug und Balkon. Seit etwa einem halben Jahr ist die 65-Jährige auf der Suche nach einer altersgerechten Wohnung für die nächsten Jahre.

Obwohl sie sich schon auf viele Anzeigen gemeldet hat, kam bisher nur eine Besichtigung zustande. „Aber der Funke ist nicht übergesprungen“, sagt sie.

Wichtig ist Sabine auch, dass die neue Wohnung in Eimsbüttel liegt. Dort hat sie ihr ganzes Leben verbracht. Nur dreimal ist sie umgezogen – immer ist sie im Bezirk geblieben. Hier ist sie aufgewachsen, hier hat sie ihre Kinder großgezogen, hier ist ihr Zuhause.

„Eppendorf kommt immer weiter nach Eimsbüttel rein“

Eimsbüttel habe sich im Laufe ihres Lebens sehr verändert, findet Sabine. Ihre Eltern hatten früher eine Bäckerei in der Gneisenaustraße. Damals war Eimsbüttel ein Stadtteil der Arbeiter. In den letzten Jahrzehnten hat sich das verändert. „Eppendorf kommt immer weiter nach Eimsbüttel rein“, sagt sie. Viele junge und gut verdienende Menschen mit akademischer Bildung wohnen inzwischen hier, so Sabine.

Eine 70-Quadratmeter-Wohnung koste heute meist mehr, als sie derzeit bezahle. Sie hat sich auf alles beworben, was in Lage, Größe und Ausstattung ungefähr ihren Vorstellungen entspricht – bisher ohne Erfolg.

Auch nach Wohnprojekten habe sie gesucht, aber nichts gefunden. Ihre Erfahrung: Attraktive Wohnungen für Senioren und Seniorinnen, die sich verkleinern wollen, sind Mangelware.

Die graue Wohnungsnot

Dieser Mangel an bezahlbarem Wohnraum für Senioren wird sich in Zukunft verschärfen, wie die Studie „Wohnen im Alter“ des Pestel-Instituts zeigt.

Der Grund: Mit fortschreitendem Alter der Babyboomer werde die Nachfrage nach seniorengerechten Wohnungen stark ansteigen. Studienleiter Matthias Günther gibt zu bedenken, dass bereits jetzt bundesweit 2,3 Millionen altersgerechte Wohnungen fehlen. Demnach sei für das Jahr 2040 mit einem Bedarf von 3,3 Millionen altersgerechten Wohnungen zu rechnen.

Dieser Mangel an altersgerechten und bezahlbaren Wohnungen – die sogenannte graue Wohnungsnot – führe auch zu einer Zunahme der Wohnungslosigkeit im Alter. Zudem würden immer mehr Senioren auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, weil die Rente nicht mehr ausreiche, um die Wohn- und Lebenshaltungskosten zu decken.

Je älter, desto mehr Wohnraum

Sabine lebt allein in einer Wohnung, die ihr zu groß ist, sie würde sich gerne verkleinern, hätte dann aber weniger Geld zur Verfügung.

So wie ihr geht es vielen Senioren. „In unserem Haus sind fünf von zehn Wohnungen von Einzelpersonen belegt und zwei davon wohnen da noch länger als ich“, sagt Sabine.

Dabei handelt es sich um Wohnraum, den vor allem Familien suchen. Statistisch gesehen kommt Wohnraum in Deutschland eher älteren Menschen als jungen zugute: Während laut Statistischem Bundesamt nur drei Prozent der Seniorinnen und Senioren in Deutschland in beengten Verhältnissen leben, sind es 18 Prozent der Kinder – also sechsmal so viel.

Doch so lange Seniorinnen wie Sabine weiterhin so große Probleme haben, günstigere und zugleich altersgerechte Wohnung zu finden, wird sich daran wohl nichts ändern.

Eine Seniorin will sich verkleinern – und scheitert an der Wohnungssuche wurde gefunden bei mopo.de

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