Perfektes Ergebnis, aber kein perfektes Spiel – wo sich St. Pauli verbessern muss

Perfektes Ergebnis, aber kein perfektes Spiel – wo sich St. Pauli verbessern muss

3:0 (2:0) in Freiburg, St. Paulis erster Bundesligasieg seit 13 Jahren: Vieles war gut, manches sogar richtig gut beim Erfolg des Kiezklubs im Breisgau – perfekt aber noch lange nicht, wie Trainer Alexander Blessin nach dem Spiel betonte.

Selbstverständlich überwogen auch bei dem 51-Jährigen Freude und Erleichterung über den so sehr herbeigesehnten Sieg, den St. Pauli vor allem seiner in dieser Form bisher nicht gesehenen Effizienz zu verdanken hatte. Aber einiges Verbesserungspotenzial hatte er dann doch ausgemacht. Dass ihm nicht alles gefiel, was seine Spieler anboten, war schon während der Partie zu beobachten, besonders in der ersten Halbzeit.

Blessin über Fouls: „Da können wir noch lernen“

Seine Hauptadressaten waren dabei die Flügelspieler Elias Saad und Oladapo Afolayan. Letzteren zitierte Blessin in einer Unterbrechung zu sich und erläuterte ihm, was aus seiner Sicht falsch lief: Saad und Afolayan ließen sich zu tief fallen und boten den Freiburger Außenspielern auf diese Weise (zu) viel Platz für Flanken. Eine davon ging dem Foulelfmeter nach dem Vergehen von Karol Mets gegen Matthias Ginter voraus, überhaupt begingen seine Spieler aus Sicht des Trainers zu viele Fouls in gefährlicher Position. „Da waren wir zu hektisch und zu aggressiv. Das wollten wir tunlichst vermeiden. Da können wir noch lernen.“

In Sachen Einsatz konnte Blessin freilich weder Afolayan noch Saad etwas vorwerfen, beide rannten unermüdlich. Nur eben nicht immer auf den vorgesehenen Wegen. Das, fand der Trainer, sei aber menschlich, schließlich seien sie unentwegt am Anschlag unterwegs und da unterliefen eben Fehler.


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„Wir haben es dann trotzdem noch gut wegverteidigt“, befand Blessin, „die Stabilität gegen den Ball war vorhanden“. Jedenfalls meistens, zwei Situationen ausgenommen: die beiden Freiburger Treffer, die wegen Abseits aberkannt wurden. „Das hätte schon das ganze Spiel verändern können“, sagte der Trainer, um zu betonen: „Wenn es Abseits ist es Abseits, von daher ist es dann kein Glück.“

Blessin macht die Herangehensweise vom Gegner abhängig

27 Prozent Ballbesitz hatte St. Pauli in Freiburg und bewegte sich damit in Gefilden, die in der zweiten Liga unter Aufstiegstrainer Fabian Hürzeler undenkbar gewesen wären. Und auch in den ersten drei Saisonspielen unter Blessin waren die Kiezkicker wesentlich häufiger in Besitz des Balles. Erst vor einer Woche gegen Leipzig veränderten sie ihre Herangehensweise, standen tiefer, setzten auf Ballgewinne und Konter. „Wir haben in den ersten drei Spielen mehr Ballbesitz gehabt und jetzt zweimal weniger – und gleich Punkte rausgeholt“, stellte Blessin fest, wollte daraus aber nichts Grundsätzliches ableiten.

Der FC St. Pauli feiert in Freiburg den ersten Bundesliga-Sieg seit 2011.
imago/Kirchner-Media

Der FC St. Pauli feiert in Freiburg den ersten Bundesliga-Sieg seit 2011.

Auswärts in Freiburg, da könne man „auch mal ein bisschen defensiver stehen, ohne jetzt weniger aggressiv zu sein. Das ist ein probates Mittel – vor allem als Aufsteiger.“ Aus seiner Sicht komme es „immer auf den Gegner an“. Ihm sei wichtig, dass seine Spieler die tiefe Position „nicht so defensiv sehen, dass sie nur nach hinten verteidigen“.

Und genau da sieht Blessin noch Handlungsbedarf: bei der „Variation, dass wir die Höhe anpassen, dass wir nicht ständig im tiefen Block stehen. Wenn wir in einer höheren Position einen Ballgewinn haben, haben wir es auch näher zum Tor“, erklärte er.

Gegen Mainz „ein ganz anderes Spiel“

In der kommenden Woche beim Samstagabendspiel gegen Mainz 05 werden aber mutmaßlich ohnehin andere Kompetenzen gefragt sein, St. Pauli wird wohl wieder mehr den Ball haben, selbst Lösungen finden müssen gegen einen tief stehenden Gegner. „Gegen Mainz wird es nächste Woche ein ganz anderes Spiel“, sagte Blessin ,„die gehen dann schon eher auf zweite Bälle, da kommt es wieder drauf an, einen kühlen Kopf zu bewahren, eine Balance zu finden, den zweiten Ball aufzunehmen und im Ballbesitz klarer zu sein mit guten Tiefenläufen.“

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So oder so liegt vor St. Pauli noch viel Arbeit auf dem Weg zum angestrebten Klassenerhalt in der Bundesliga. Normalerweise, sagte Blessin, gebe er seinen Spielern nach einem Zu-null-Sieg wie jenem in Freiburg immer zwei Tage frei. „Aber so weit sind wir noch nicht.“

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