Libanon: In diese Länder können die Vertriebenen fliehen

RMAG news

Die israelischen Angriffe im Libanon haben Hunderttausende aus ihren Häusern vertrieben. Die Flucht ins Ausland gestaltet sich schwierig. Die israelischen Angriffe gegen die Terrorgruppe Hisbollah treiben den Libanon an den Rand des Abgrunds. Der libanesische Ministerpräsident Nadschib Mikati spricht von der größten Vertriebenenkrise in der Geschichte des Landes. Seinen Angaben zufolge könnten bis zu eine Million Menschen fliehen. Seit Wochen spitzt sich die Lage im Libanon zu. Auf die Explosionen tausender Kommunikationsgeräte der Hisbollah folgte eine Intensivierung der israelischen Luftangriffe. Am Freitag starb der Anführer der Terrormiliz, Hassan Nasrallah, bei Bombenangriffen auf Beirut. Am Sonntag starben mindestens 105 Menschen im gesamten Libanon durch Luftangriffe. Nun startet Israel eine Bodenoffensive im Libanon. Das Ziel seien grenznahe Dörfer im Süden des Landes, von denen eine Bedrohung für Israel ausgehe. Mehr dazu lesen Sie hier. Seit Beginn der jüngsten israelischen Angriffswelle vor zwei Wochen sind laut UN-Nothilfebüro OCHA mindestens 1.000 Menschen umgekommen. Die erhöhte Gefahr führt zu einem humanitären Notstand in einem Land, das ohnehin von Krisen gebeutelt ist. Aufgrund der geografischen Lage des Libanon sind die Optionen auf eine Flucht ins Ausland zudem beschränkt. Wohin fliehen also die von der Regierung prognostizierten eine Million Menschen? Über 100.000 Vertriebene in der vergangenen Woche Nach UN-Angaben wurden seit Beginn der jüngsten Kämpfe zwischen Israels Armee und der Hisbollah mehr als 210.000 Menschen vertrieben. Allein 120.000 sollen es im Verlauf der vergangenen Woche gewesen sein. Die Vereinten Nationen merken an, dass die tatsächliche Zahl weitaus höher sein könnte. In einigen Städten im Libanon wurden Notunterkünfte in Schulen oder Sporthallen eingerichtet. Familien drängen sich dort mit ihren Kindern auf engstem Raum. Etwa 300 solcher Unterkünfte gibt es bislang, doch der Platz reiche nicht, so die private Hilfsorganisation Care. Alle Unterkünfte seien bereits überfüllt. Es fehle an Nahrung, Wasser, Schlafplätzen, Matratzen und Decken. Die sanitäre Versorgung sei für eine so hohe Zahl an Hilfesuchenden unzureichend. Eine Flucht ins Ausland gestaltet sich schwierig, schließlich sind die einzigen Nachbarländer des Libanon Syrien und Israel. In Syrien herrscht seit 2011 Bürgerkrieg, hinzu kam im Februar 2023 ein verheerendes Erdbeben . Zwölf Millionen Syrer sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Und trotzdem: Rund 100.000 Menschen sind aus dem Libanon ins Bürgerkriegsland Syrien geflohen. 60 Prozent von ihnen seien Syrer, die einst im Libanon Zuflucht gesucht hatten, 40 Prozent Libanesen. Das berichtet das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR in Genf. Im Libanon lebten nach Regierungsangaben rund 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge und weitere Syrer, die keine Flüchtlinge sind. Syrien verlangte von Einreisenden Währungsumtausch Nach den Bombenangriffen auf Beirut am Freitag verdoppelte sich laut UN die Zahl der Flüchtenden am nordwestlichen Grenzübergang Richtung Homs in Syrien. Die meisten Menschen fliehen aber über den Grenzübergang rund 70 Kilometer südwestlich von Beirut in Richtung der syrischen Hauptstadt Damaskus . Menschen hatten teils tagelang am Grenzübergang ausgeharrt, weil Syrien eigentlich verlangt, dass jeder Einreisende mindestens 100 Dollar in die Landeswährung umtauscht. Dieses Geld haben aber viele nicht. Die Regel wurde nun zunächst für eine Woche aufgehoben. Das habe die Lage entspannt, so das UNHCR. Viele der Ankommenden bräuchten medizinische Betreuung, unter anderem wegen Trinkwassermangels und Erschöpfung, berichtete die Organisation. Zusammen mit Partnern organisiert das Hilfswerk Aufenthaltsräume, verteilt Lebensmittel, Matratzen, Decken und andere Hilfsgüter und unterstützt Bedürftige bei der Weiterreise. 60 Prozent der Ankommenden seien Minderjährige. Zypern ist “maximal bereit”, Geflüchtete aufzunehmen Ein weiterer Weg aus dem Libanon ins Ausland ist die Flucht nach Zypern oder Griechenland . Beide Staaten haben bereits angekündigt, die Aufnahme von Flüchtlingen zu erleichtern und bei der Evakuierung von ausländischen Staatsangehörigen zu helfen. Zypern sei “maximal bereit” für eine Evakuierung von EU-Staatsangehörigen und Drittstaatenangehörigen aus dem Libanon, sagte ein Sprecher des Außenministeriums von Zypern. Der libanesische Umweltminister Nasser Yassin sagte der “Welt” im Interview, dass die Vertriebenen auch nach Europa fliehen könnten: “Wenn die Menschen länger als ein paar Wochen in provisorischen Unterkünften bleiben, könnten sie nach jedem möglichen Ort suchen. Und der Libanon ist nur ein paar hundert Kilometer von Europa entfernt”, so Yassin. Der Zustand im Libanon war schon vor der Eskalation des Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah angespannt. Seit Jahren befindet sich der Staat in einer Wirtschaftskrise . Nach Angaben der Weltbank leben 80 Prozent der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Zudem ist das Gesundheitssystem am Limit. Aufgrund der finanziellen Krise im Land hatte viel medizinisches Personal das Land verlassen.

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