Die Deutschen lieben Tiere, sagen sie – zumindest Haustiere. In 45 Prozent aller Haushalte lebt hierzulande mindestens ein Tier. Doch ist jeder, der einem Vierbeiner oder Vogel ein Zuhause gibt, ein Tierfreund? Eine kritische Betrachtung zum Welttierschutztag, den es in Deutschland seit 1925 gibt.
Mehr als sieben Milliarden Euro hat die Heimtierbranche 2023 in Deutschland umgesetzt. Mit Tierschutz hat das nicht zwingend was zu tun, mit einem gigantischen Geschäft umso mehr. Einige Tierfutterketten bieten auch lebende Tiere an, von Fischen über Kaninchen oder Hamster bis hin zu Schildkröten und anderen Exoten – unüberlegte, aber für den Handel lukrative Spontankäufe sind die Folge. Für Tiere immer eine schlechte Idee.
Florian Quandt
MOPO-Autor Frank Wieding (58) isst seit mehr als 40 Jahren kein Fleisch. Gras und Steine musste er trotzdem noch nie essen.
Nun ist nicht jeder gleich ein böser Mensch, wenn er dort ein Tier kauft. Aber Unwissenheit oder Gleichgültigkeit sind halt unpassend, wenn es um ein Lebewesen geht. Ob Reptilien, die auf irgendeiner Börse verschachert werden. Oder Hunde und Katzen aus dem Internet.
Haustiere als Statussymbol – mit Tierliebe hat das nichts zu tun
Tierschützer kämpfen seit Jahren dagegen, dass besonders die neuesten Moderassen in dubiosen Kleinanzeigen angeboten werden, oft Welpen aus Vermehrungsfabriken, krank und viel zu früh ihren Müttern entrissen. Der Gesetzgeber tut bisher nichts, um das skrupellose Geschäft zu stoppen.
Auch wenn ich mir jetzt vermutlich viele Feinde mache: Wer (außer einer Schutzgebühr) für ein Tier Geld bezahlt wie für ein Fahrrad oder eine neue Couch, dem geht es nicht ums Tier und seinen Schutz, sondern um ein Statussymbol, sein Ego, Angeberei – oder einen Mix aus allem.
Durch diese Nachfrage wird die Zucht von Tieren weiter angekurbelt. Mit krankhaften Auswüchsen, die sich nur Menschen ausdenken können: kindliche Glubschaugen, die schnell entzündet sind, platte Nasen, die zu dauerhafter Atemnot führen, Farbmutationen, die für Taubheit sorgen. Frankenstein lässt grüßen.
„Adopt, don’t shop!“: Lieber Tieren aus dem Tierheim eine Chance geben
Dabei sind die Tierheime rappelvoll mit all den bemitleidenswerten Hunden, Katzen, Kaninchen, Vögeln und exotischen Amphibien oder Reptilien. Geschätzte 350.000 Tiere jedes Jahr allein in Deutschland. Alle waren mal Wunschtiere, bis sie verstoßen wurden.
Meine erste Katze kam in meiner Jugend von den Nachbarn, alle anderen aus dem Tierheim – und alle waren liebenswerte Persönlichkeiten. Wer ein Tier beim Züchter oder aus dubiosen Onlinequellen kauft, nimmt einem Tierheimtier die Chance auf ein neues Zuhause. „Adopt, don’t shop!“ – adoptiere ein Tier, aber kaufe keins! Es ist mehr als ein Slogan, es ist ein Bekenntnis zum Tierschutz.
Veganismus heißt auch Zucht abzulehnen
Wer sich aus ethischen Gründen pflanzlich ernährt, lehnt nicht nur den gewaltsamen Tod von Tieren ab, sondern auch die Zucht – egal ob für den Teller oder als vierbeiniger Begleiter. Genau genommen gibt es nur einen guten Grund, Tiere bei sich aufzunehmen: Nämlich jenen Mitlebewesen, die verstoßen wurden oder Schlimmes erlebt haben, ein sicheres Zuhause zu bieten. Denn das Tierheim ist nur eine Notunterkunft.
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Als Kind hatte ich mal drei Wellensittiche. Die werden auch in Massen gezüchtet, um in kleinen Käfigen in der Wohnung zu vegetieren. Ein düsteres Kapitel, das auch nichts mit Tierschutz zu tun hat. Meine hatten einen etwas größeren Käfig, aber was ist schon groß für ein Tier, das von Baum zu Baum fliegen will? Also durften meine drei im Zimmer umherflattern. Aber Fliegen ist Freiheit, die gibt es in keiner noch so großen Wohnung.
Die Vegan-Kolumne: Die Deutschen sind tierlieb – denken sie zumindest … wurde gefunden bei mopo.de
