Der Grund bewegt: Darum hat Handball-Star Mortensen die Nummer gewechselt

Der Grund bewegt: Darum hat Handball-Star Mortensen die Nummer gewechselt

Es war ein Schock, der sein Leben für immer verändert und eine klaffende Lücke hinterlassen hat. Seit jenem 22. April 2024, dem Tag, an dem überraschend sein Vater verstarb, ist nichts mehr, wie es einmal war für Casper Mortensen. Der Weg zurück zu einer gewissen Normalität war hart und ist es an manchen Tagen noch immer. Die Zeit heilt eben nicht alle Wunden. Neben seiner Familie half und hilft dem Linksaußen des HSV Hamburg auch der Handball, lenkt ab, schenkt Freude, verleiht Kraft, treibt ihn an – und gibt ihm die Möglichkeit für besondere Gesten der Verbundenheit, erzählt er der MOPO. Denn Vater und Sohn haben die Liebe zu diesem Sport geteilt.

Es kommt nur selten vor, dass ein gestandener Spieler nach mehr als zehn Jahren seine Rückennummer tauscht, ohne zuvor den Verein gewechselt zu haben. Vor dieser Saison aber hat Mortensen die Nummer 6 abgelegt und läuft mit der 51 auf dem Trikot auf. Erstmals spricht der Däne ausführlich über diesen Schritt, der für ihn von großer Bedeutung war und ist, und darüber, wie es ist, mit dem Schmerz des Verlustes umzugehen, neue Verantwortung zu tragen und nach vorne zu schauen.

HSV Hamburg: Casper Mortensen ändert Nummer für Papa

„Mit der Nummer 51 möchte ich meinen Papa ehren. 1951 ist sein Geburtsjahr“, erklärt Mortensen im Gespräch mit der MOPO die Bedeutung hinter der Zahl, die für seinen Vater Lars Ulrich Mortensen steht. Auch auf seinen Handballschuhen setzt er dieses Zeichen. Auf den linken hat er „1951“ geschrieben, auf den rechten „Far“, Dänisch für Vater. „Er war alles für mich.“ Mortensen schluckt hörbar. Es tue weh und zugleich gut, darüber zu reden, sagt er: „Ich vermisse ihn jeden Tag.“

Auf seinen rechten Schuh hat Mortensen „Far“, Dänisch für Vater, geschrieben.
Instagram/casperumortensen6

Auf seinen rechten Schuh hat Mortensen „Far“, Dänisch für Vater, geschrieben.

Als der 34-Jährige im ersten Saisonspiel in Göppingen (25:25) per Siebenmeter sein 1000. Tor in der Bundesliga geworfen hatte, da schlug er sich mit der flachen Hand auf die Brust, zeigte dann nach oben und schaute hoch. „Ich wollte ihm ein Zeichen geben: ,Das ist für dich‘. Denn ohne meinen Papa hätte ich das alles nie geschafft.“

Der Vater war auch sein größter Förderer und wichtigster Ratgeber, seit seiner Kindheit und bis zuletzt, und eine bekannte Größe im dänischen Handball. Lars Ulrich Mortensen war Trainer – „einer der Besten im Norden“, wie der Junior sagt – hat Vereine beraten und war Medienchef des dänischen Verbandes. „Er hat mich von Anfang an wahnsinnig unterstützt, immer gestärkt, auch mal ehrlich kritisiert und mir viele Werte mitgegeben. Er hat einen riesengroßen Anteil an meiner Karriere.“ Zweimal Bundesliga-Torschützenkönig, Champions-League-Sieger, Weltmeister, Olympiasieger. „Wir haben das zusammen erreicht. Bis zu seinen letzten Lebenstagen haben wir viel über Handball geredet. Er hat das geliebt und ich auch. Es fehlt mir.“

Mortensen verlor mitten im Lizenz-Chaos seinen Vater

Die erste Zeit nach dem Verlust sei „brutal hart“ gewesen, sagt Mortensen. „Ich konnte mich kaum auf Handball konzentrieren.“ Mannschaft, Trainer und Verein hätten viel Verständnis gezeigt, wofür er „sehr dankbar“ sei. Der Saisonendspurt war dennoch eine einzige Qual, das Lizenz-Chaos beim HSVH kam noch obendrauf. Trost, Halt und Kraft gaben ihm vor allem Ehefrau Stine, die er im Juli geheiratet hat, und der gemeinsame Sohn Carlo (wird im Dezember zwei Jahre alt).

Für die ganze Familie sei es nach wie vor „nicht einfach“, sagt Mortensen: „Wir müssen mit diesem Schicksalsschlag umgehen und gemeinsam einen Weg finden. Wir kommen da durch.“ Sein älterer Bruder, ein ehemaliger Fußball-Profi, und seine Schwester sind so oft wie möglich bei der Mutter im Elternhaus in Vanløse, einem Stadtteil von Kopenhagen. „Und ich spreche jeden Tag mit Mama. Ich versuche zu helfen, wo ich helfen kann, möchte eine Stütze sein.“ Eine neue Verantwortung.

Mortensen will mit dem HSV Hamburg Vollgas geben

Der Kopf sei wieder frei für Handball, sagt Mortensen. Sein Start in die Saison war zäh, was sicherlich auch damit zu tun hat, dass ihn in der Vorbereitung Achillessehnenprobleme plagten. „Aber jetzt bin ich wieder in der Spur. Ich komme wieder in den Rhythmus und habe Spaß am Spiel. Ich liebe es einfach, mit meinen Mitspielern auf der Platte zu stehen. Wenn ich die Harzkugel in der Hand habe, spüre ich Freude.“


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Und er spürt noch etwas anderes. „Ich habe das Gefühl, dass er immer noch dabei ist“, sagt Mortensen. „Mein Papa schaut mir von oben zu.“ Dem Spieler mit der 51. Viel Aufheben will er darum jetzt nicht mehr machen. „Ich möchte ihn ehren, indem ich die Nummer trage, weil das mir persönlich wichtig ist, aber mich ansonsten voll fokussieren, diszipliniert und ehrgeizig Handball spielen und das machen, was meiner Mannschaft am meisten hilft, damit wir erfolgreich sind. Darauf habe ich richtig Bock.“

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Mortensen will auf dem Feld wieder der Alte werden und eine starke Saison spielen (der HSVH spielt am Montagabend um 19 Uhr bei den Rhein-Neckar Löwen). Neue Nummer, frühere Stärke? Fünf und Eins ergeben jedenfalls zusammen Sechs.

Der Grund bewegt: Darum hat Handball-Star Mortensen die Nummer gewechselt wurde gefunden bei mopo.de

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