Wilde Verfolgung in Hamburg: Polizei rammt Carsharing-Audi – Fahrer muss in Haft

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Im März vergangenen Jahres verstieß Kevin G. gegen fast alle Gesetze der Straßenverkehrsordnung. Erst war er der Polizei nur wegen zu schnellen Fahrens auf dem Friedrich-Ebert-Damm aufgefallen. Doch dann entwickelte sich eine wilde Verfolgungsjagd über mehr als fünf Kilometer, mit bis zu 120 Sachen rast der 32-jährige in einem Miles-Mietwagen durch Hamburg, „wie in einem Computerspiel“, heißt es am Dienstag vor dem Amtsgericht in Wandsbek. Dabei hat der Angeklagte nicht mal einen Führerschein. Vor Gericht hofft er auf Gnade – doch daraus wird nichts.

Zur Linken der Vorsitzenden Richterin und zwei Schöffinnen sitzt der Angeklagte: breit gebaut, tätowiert, Boxer-Haarschnitt. Trotz prall gefülltem Vorstrafenregister wirkt Kevin G. angespannt und spricht sehr leise. Er ist angetreten, weil er sich letztes Jahr eine irre Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert hat. „Es kommt nicht so oft vor, dass jemand so durchdreht“, sagte die Richterin, der ein Video aus dem Polizeiwagen vorliegt.

Hamburg-Wandsbek: Flucht vor der Polizei geht schief

Dabei fing alles recht harmlos an: Am 7. März 2023 fällt der Polizei der Audi von G. auf, weil dieser zu schnell unterwegs ist. Doch anstatt anzuhalten, drückt G. aufs Gas und flüchtet. Er macht einen rasanten U-Turn, brettert über den Gehweg, ist teils mit 120 Stundenkilometern mitten in Wandsbek unterwegs. Kevin G. überfährt mehrere rote Ampeln und Stoppschilder und versucht, die Polizeibeamten hinter ihm mit aberwitzigen Manövern durch den Gegenverkehr abzuhängen.

Nach 5,5 Kilometern kommt er ironischerweise vor dem Amtsgericht in der Schädlerstraße, wo am Dienstag über den Fall verhandelt wird, abrupt zum Stehen. Die Polizei, überrascht von dem plötzlichen und grundlosen Stopp, fährt dem Angeklagten hinten auf und schiebt das Auto zur Gefahrenvermeidung gegen den nächsten Ampelmast.

Damit noch nicht genug: Kevin G. ergreift nun zu Fuß die Flucht, ergibt sich jedoch etwa 100 m später der Polizei.

Illegales Rennen in Hamburg: Trotz Einsicht spricht vieles gegen den Angeklagten.

Im Gerichtsverfahren zeigt sich Kevin G. einsichtig. Gleich zu Beginn der Verhandlung gesteht er seine Taten und entschuldigt sich für sein rücksichtsloses Verhalten. Er sei in Panik geraten und habe „wie ferngesteuert“ gehandelt. Er wollte die Chance auf den Führerschein nicht verlieren, vor ihm lagen damals nur noch die Prüfungen.

Damit stellte sich dem Gericht nun die Frage der Urteilshöhe. Hauptstreitpunkt war, ob Kevin G. die Kollision mit dem Polizeifahrzeug absichtlich herbeigeführt hat. Wären die Beamten durch die Kollision an der weiteren Verfolgung gehindert worden, wäre Kevin G.s Flucht vielleicht gelungen.

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Nach vier Stunden Verhandlung fällt schließlich das Urteil: eine Freiheitsstrafe von einem Jahr und neun Monaten, ohne Möglichkeit auf Bewährung. Richterin und Schöffinnen kamen zu dem Schluss, dass der Angeklagte neben der Raserei und all den gefährlichen Manövern mit Absicht scharf gebremst und so den Auffahrunfall herbeigeführt hat. Erschwerend kommt hinzu, dass Kevin G. drei Monate später erneut wegen zu schnellen Fahrens mit einem Miles-Mietauto aufgefallen ist. Die Richterin schließt die Verhandlung mit den Worten, dass es „großem Glück zu verdanken ist, dass kein schwerer Unfall passiert ist“.

Wilde Verfolgung in Hamburg: Polizei rammt Carsharing-Audi – Fahrer muss in Haft wurde gefunden bei mopo.de

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