Einer schrieb gar Premier-League-Geschichte: Oberliga Hamburg steckt voller Ex-Profis

Einer schrieb gar Premier-League-Geschichte: Oberliga Hamburg steckt voller Ex-Profis

Ein Dutzend Akteure in der Oberliga Hamburg kommen aus dem Profi-Fußball. Einige lassen ihre Laufbahn in der fünfthöchsten Spielklasse ausklingen, andere haben sich ganz oben nie richtig festsetzen können. Sogar ein ehemaliger Premier-League-Kicker ist in der Oberliga vertreten.

Dem Altmeister mussten sich die jungen Wilden dann doch geschlagen geben. Das Oberliga-Spitzenteam Eimsbütteler TV verlor am Sonntag 1:2 in Niendorf. Siegtorschütze: Daniel Brückner, inzwischen 43 Jahre alt und auch außerhalb Hamburgs durch seine sieben Profi-Jahre beim SC Paderborn bekannt. Drei Jahre nach seinem 23. und letzten Bundesliga-Einsatz schloss sich Brückner 2018 dem Niendorfer TSV an und spielt dort mittlerweile seine siebte Saison.

Ex-Profi Daniel Brückner stammt aus Eimsbüttel

„Er hat den Amateurfußball cool eingeatmet“, sagt NTSV-Trainer Ali Farhadi über den Routinier, der auf den Grandplätzen von West-Eimsbüttel und HEBC aufgewachsen und zu seinen Wurzeln zurückgekehrt ist. „Er kennt den Profifußball, spricht aber auch die Sprache des Straßenfußballs“, beschreibt Farhadi die „Zweisprachigkeit“ seiner Nummer 21: „Deshalb hören die jüngeren Spieler auf ihn.“

Der Ex-Paderborner Daniel Brückner trifft auch mit 43 noch – für den Niendorfer TSV.
IMAGO / Lobeca

Der Ex-Paderborner Daniel Brückner trifft auch mit 43 noch – für den Niendorfer TSV.

Mit 23 Erstliga- und 164 Zweitliga-Spielen ist Brückner „nur“ die Nummer drei der Profi-Prominenz in der Oberliga. HSV-Vereinspräsident Marcell Jansen (38) spielt immer noch für die dritte Mannschaft des Rautenklubs – und liegt mit 242 Bundesliga-Einsätzen haarscharf vor Martin Harnik (37), der für Bremen, Stuttgart und Hannover in 240 Einsätzen 66 Tore erzielte.

Das Knipsen setzt der Österreicher aus den Vierlanden in der Oberliga für die TuS Dassendorf in verschärfter Form fort. In der vorletzten Saison stellte Harnik mit 46 Treffern einen Allzeit-Rekord in Hamburgs Eliteliga auf. Aktuell kommt er auf elf Tore in acht Spielen – und jeder Gegner atmet auf, wenn Harnik wegen seines Jobs als TV-Kommentator mal auf ein Spiel für Dassendorf verzichten muss.

Harnik, Lam, Maggio: Dassendorf steckt voller Ex-Profis

Dassendorf ist so etwas wie die Oase der Ex-Profis. Beim Klub aus dem Sachsenwald stehen auch die ehemaligen HSV-Talente Zhi Gin Lam (20 Bundesliga-Spiele), Ashton Götz (elf Erstliga-Einsätze) und Mattia Maggio (viermal in der Bundesliga am Ball) unter Vertrag, dazu mit Okan Kurt ein Kicker mit zehn Zweitliga-Einsätzen für den FC St. Pauli.


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Und Lennard Sowah, der nie in Deutschland Profi war, dafür aber in Polen, Schottland und England. Der heute 32-Jährige spielte als Kind für Urania und St. Pauli, ehe seine Familie nach England zog. Dort machte das Talent mit einer Ausbildung bei Arsenal auf sich aufmerksam – und bestritt für den FC Portsmouth fünf Spiele in der Premier League. Am 18. April 2010 gegen Aston Villa schrieb er sogar Fußballgeschichte – Sowah war der erste Startelf-Kicker, der nach der Gründung der Premier League im Mai 1992 zur Welt gekommen war.

Ganz so rekordverdächtig ging’s nicht weiter – vom finanziell maroden Portsmouth wechselte der Außenverteidiger zum HSV, wo er in drei Jahren aber nie im Profibereich eingesetzt wurde. In Schottland und Polen sammelte er noch 46 Erstliga-Spiele, ehe er 2019 ohne Verein dastand. Arg genug – und dann kam auch noch ein weltweites Virus in die Quere.

Auch Lennard Sowah bekam in Dassendorf eine Chance

2021 gab Dassendorf ihm eine neue Chance – und wurde mit Sowah erster Hamburger Nach-Corona-Meister. Der erste Titel für das einstige Supertalent. Auch wenn Sowah nie Bundesliga gespielt hat, besitzen die Ex-Profis in der Oberliga mit 540 zu 264 Einsätzen mehr als doppelt so viel deutsche Erstliga-Erfahrung wie der aktuelle Bundesligist FC St. Pauli – und da zählt der dauerverletzte Simon Zoller (114 Einsätze) schon für die Kiezkicker mit.

HSV-Präsident Marcell Jansen ist mit 242 Bundesliga-Einsätzen der erfahrenste Ex-Profi in der Oberliga.
IMAGO / Hanno Bode

HSV-Präsident Marcell Jansen ist mit 242 Bundesliga-Einsätzen der erfahrenste Ex-Profi in der Oberliga.

Mit Sebastian Hertner (95 Spiele) und Tjorben Uphoff (ein Spiel) stehen noch zwei zweitligaerfahrene Akteure im Kader des Eisenbahner TSV, der am Samstag zum Ex-Profi-Treffen nach Dassendorf fährt. Oberliga-Tabellenführer Altona 93 hat dagegen zwei besondere Ex-Profis: Trainer Andreas Bergmann coachte neben dem FC St. Pauli auch schon Hannover 96 und den VfL Bochum. Und Mittelfeldspieler Kevin Ingreso (31) hat in den höchsten Ligen der Philippinen, Thailand und Malaysia gespielt.

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Man sieht: Den typischen Ex-Profi im Amateurfußball gibt es nicht. „Alle haben irgendwann schon mal mehr verdient und brauchen das kleine Geld in der Oberliga nicht“, resümiert Niendorf-Trainer Farhadi: „Aber einige Profis wollen einfach noch Fußball spielen, statt vor dem Fernseher zu sitzen und dick zu werden. Und das wertet die Liga auf.“

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