„Alles zu verlieren“: Wie Hamburgs Olympia-Held in den USA Champion werden will

„Alles zu verlieren“: Wie Hamburgs Olympia-Held in den USA Champion werden will

Es ist sein bislang größter Kampf, zugleich sein schwerster und die Chance seines Lebens. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten will der Hamburger Boxer Artem Harutyunyan das vermeintlich Unmögliche möglich machen und sich zum Weltmeister krönen. Sein Gegner: einer der absoluten Topstars der Faustkampfszene, benannt nach einer ermordeten Rap-Legende.

Er ist der Underdog. Klar. Schließlich tritt der 33-Jährige nicht nur als Herausforderer „auswärts“ im Box-Mekka USA an, sondern auch noch in der Geburtsstadt des amtierenden Champions Shakur Stevenson (27), im rund 17.000 Zuschauer fassenden Prudential Center in Newark, New Jersey. Die Arena wird auch „The Rock“ genannt.

WM-Kampf gegen Stevenson hat für Harutyunyan „sehr großen Stellenwert“

„Dieser Kampf wird der wichtigste für mich sein“, betont Harutyunyan vor dem Duell um den WM-Titel des Verbandes WBC im Leichtgewicht (61,2 Kilogramm) gegenüber der MOPO. „Ich fiebere dem Kampf sehr entgegen. Er hat einen sehr großen Stellenwert in meiner Karriere. Diesen Gürtel zu gewinnen, kann mein ganzes Leben positiv beeinflussen.“

Wochenlang hat sich der Olympia-Bronze-Gewinner von Rio aus dem Hamburger Universum-Stall vorbereitet, zunächst in seiner Heimatstadt, zuletzt mit Bruder Robert und Trainer Artur Grigorian, zugleich sein Schwiegervater, in Las Vegas, wo er sich zehn Tage lang den „endgültigen Schliff“ geholt habe, wie er sagt. Trotz „Höhen und Tiefen“ in der Vorbereitung sieht er sich gut präpariert und fiebert dem ersten Gong entgegen.

Stevenson ist klarer Favorit gegen Harutyunyan

Alles andere als ein Sieg von Stevenson, der alle seiner 21 Kämpfe gewonnen hat (zehn Knockouts), wäre eine faustdicke Überraschung. Und an die glaubt Harutyunyan (zwölf Siege, sieben durch K.o., eine Niederlage) ganz fest. 

Freundlicher Umgang: Shakur Stevenson und Artem Harutyunyan (r.)
IMAGO / Torsten Helmke

Freundlicher Umgang: Shakur Stevenson und Artem Harutyunyan (r.)

„Ich schätze meine Chancen sehr gut ein“, gibt er sich selbstbewusst und beschreibt seine Mission: „Ich habe mir vorgenommen, mich von nichts beeindrucken zu lassen. Ich werde als Außenseiter in den Ring steigen. Der deutsche Boxer, der in der Heimatstadt des Weltmeisters kämpft. Mein Ziel ist es, den Ring zu erobern, den Gegner zu besiegen, den Gürtel zu gewinnen und die Menschen zu überraschen.“

Stevenson ist in drei Gewichtsklassen Weltmeister geworden

Für Stevenson, der in drei Gewichtsklassen Weltmeister geworden ist, soll Harutyunyan ein weiterer Prüfstein und Schritt auf dem Weg zu Multi-Millionen-Fights gegen die Champions der anderen Weltverbände sein. „Es lastet viel Druck auf ihm“, sagt der Herausforderer. „Er hat alles zu verlieren und ich habe nichts zu verlieren.“

So war es auch vor einem Jahr, bei Harutyunyans erstem Kampf in den USA und seinem bis dato letzten. In Las Vegas hatte er sich dem favorisierten Ami Frank Martin knapp nach Punkten beugen müssen, aber mit seiner starken und beherzten Leistung überzeugt, Respekt gewonnen – und sich eine neue, noch größere Gelegenheit erkämpft. Eine WM-Chance.

Harutyunyan glaubt an den Sieg gegen Stevenson

Mutig muss und will Harutyunyan kämpfen, offensiv, aber nicht zu offen gegen den in der seltenen Rechtsauslage boxenden Champ, der als ältestes von neun Geschwistern aufgewachsen ist und den seine Mutter nach dem 1996 erschossenen Rapper Tupac Shakur benannt hat. Stevenson ist wiederum mit der Rapperin Michelle Ragston, Künstlername „Young Lyric“, verlobt, mit der er eine gemeinsame Tochter hat.

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An eine Niederlage und wie es dann mit seiner Karriere weitergeht, verschwendet Harutyun­yan – ebenfalls Vater einer Tochter – keinen Gedanken, das wäre so kurz vor dem Kampf auch Gift. Sein Team steht voll hinter ihm. „Meine Familie gibt mir viel Liebe und Kraft. Meine Freunde glauben an mich. Nach meinem Sieg werde ich meine Dankbarkeit zeigen, feiern und die nächsten Kämpfe planen. Ich werde die anderen Weltmeister herausfordern.“ Wer gewinnen oder überhaupt eine Chance haben will, muss so denken.

„Alles zu verlieren“: Wie Hamburgs Olympia-Held in den USA Champion werden will wurde gefunden bei mopo.de

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