Alvaro Rodrigo Piña Otey: „Mit Viertagewoche und Lohnerhöhung halten wir die Leute“

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Der Gastronom über Strategien gegen den Fachkräftemangel.

„Wie ist die Lage?“, unser fast täglicher Podcast in Kooperation mit der Gute Leude Fabrik, spürt aktuellen Fragen nach. Hier kommen prominente Lenkerinnen und unbekannte Denker zu Wort. Die Auswahl von PR-Profi Lars Meier ist rein subjektiv, aber immer spannend und überraschend. Die heutige Folge mit dem Geschäftsführer des „Bistro Carmagnole“, Alvaro Rodrigo Piña wird präsentiert von „The Ray“, der neue Fitness-Club in der Alsterschwimmhalle. Den Podcast gibt es in voller Länge auf den üblichen Kanälen und um 12 Uhr bei ahoy radio.

Lars Meier: Lieber Alvaro, euer Bistro bietet kreative französische Gerichte und hausgemachte Cocktails. Jetzt gibt es auch einen Mittagstisch. Warum habt ihr euch entschieden, auch mittags die Pforten zu öffnen?

Alvaro Rodrigo Piña Otey: Es ist eine ökonomische Notwendigkeit. Eigentlich läuft es abends immer noch sehr gut, nach einigen Tälern, die wir in der Corona-Zeit durchschritten haben. Fakt ist aber, dass wir mittlerweile eine Kostenlast stemmen müssen, die wir aus dem normalen Abendgeschäft nicht mehr tragen können. Deswegen die Idee, den Mittagstisch jetzt einzuführen. Natürlich ist das, was dann pro Kopf hängen bleibt, sehr viel geringer, aber vielleicht ist es genau das Quäntchen, was uns gerade noch fehlt, um wieder irgendwie entspannt auf Kurs zu kommen. Wir haben einen schönen Laden, der aber nur vier Stunden am Tag geöffnet hat. Leute sind teilweise zwölf, dreizehn Stunden am Tag am rödeln, damit diese vier Stunden mit frischem Essen und guten Sachen bespielt werden können. In diesen vier Stunden können wir aber das Geld nicht mehr einnehmen, was es kostet, das bereitzustellen. Wir haben die Gehälter ungefähr 30 bis 40 Prozent erhöht zur Vor-Corona-Zeit und gemerkt, die Viertagewoche bei Lohnerhöhungen ist das Mittel, wie wir die Leute halten und neues Personal abholen können.

Seid ihr abends weiterhin ausgebucht?

Mittwoch ist ein Tag, an dem es noch Kapazitäten gibt, aber es ist nicht immer so. Es war früher eine Zeit lang so, dass eine Schlange vor dem Laden war, wenn wir aufgemacht haben. Das ist jetzt nicht mehr so. Wir sind ja jetzt angekommen, wir gehören zum alten Eisen.

Du hast bereits in der Modebranche und bei Deichkind mitgearbeitet. Wenn das „Carmagnole“ bereits zum alten Eisen gehört, juckt es dir in den Fingern, etwas Neues zu machen?

Ich habe das letzte Jahr viel darüber nachgedacht, ob ich was anderes machen möchte und festgestellt, dass ich da noch sehr dran hänge. Ich habe noch nie etwas so lange gemacht, wie das „Bistro Carmagnole“. Auch wenn ich selbst Vegetarier bin und ungefähr die Hälfte der Speisen, die auf der Karte sind, nicht essen kann, hänge ich da sehr dran. Immer in der Ecke zu sitzen und die Leute zu beobachten, wie dieser Laden funktioniert und was man sich ausdenkt: Hier noch Farbe, hier eine Fliese und hier machen wir dieses Material. Dann zu sehen, wenn es durch die Speisen und Getränke belebt wird, das ist schon eine große Befriedigung. Das Restaurant bietet mir auch viele Freiheiten, nämlich keinen geregelten Alltag zu haben. Das war immer meine Prämisse, seit ich die Schule verlassen habe. Von neun bis fünf zu arbeiten, ist für mich nicht vorstellbar.

Die ganze Folge gibt es hier zum Nachhören. In der Rubrik „Nice oder Scheiß“ ärgert sich Alvaro Rodrigo Piña Otey über den Unternehmer Klaus-Michael Kühne.

Folge 824 (Sonntag, 16.06.) mit Alvaro Rodrigo Piña Otey

„Wie ist die Lage?“, unser fast täglicher Podcast, spürt tagesaktuellen Fragen nach. Seit 2020 kommen prominente Lenker und unbekannte Denker knapp 15 Minuten zu Wort. Die Auswahl ist rein subjektiv, aber immer spannend und überraschend. Lars Meier, Chef der Kommunikationsagentur Gute Leude Fabrik, ruft fast täglich Barkeeper, Bäckerinnen, Bürgermeister oder andere Leude aus Hamburg an. Den ganzen Podcast gibt’s da, wo es Podcasts gibt.

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