„Auch selbst schuld!“ Der HSV wird überrascht – und macht sich Vorwürfe

„Auch selbst schuld!“ Der HSV wird überrascht – und macht sich Vorwürfe

Unterhaltsam ja, aber irgendwie war es auch komisch, dieses Spiel im Volksparkstadion am Samstag. Glück wechselte sich mit Pech ab, Entschlossenheit mit Unaufmerksamkeit auf Seiten des HSV. Rückschläge mit neuer Hoffnung. Schöne Spielzüge mit unnötigen Ballverlusten oder individuellen Fehlern, die zu Gegentoren führten. Ja selbst die Sonne war zwischendurch weg und es regnete in Strömen. Entsprechend schwer fiel es den Protagonisten, das 2:2 (0:0) gegen Paderborn einzuordnen. Zumal der HSV auch überrascht wurde.

Fast hätte diese vor allem in der zweiten Halbzeit doch noch sehr unterhaltsame Partie ein Happy-end für den HSV genommen. Doch der Treffer von Robert Glatzel wurde wegen eines Handspiels bei der Ballannahme des Stürmers zurückgenommen (90.+1). „Wir haben uns schon richtig gefreut, dass wir noch das 3:2 gemacht haben“, haderte Jonas Meffert nach Abpfiff, ohne die Richtigkeit der Entscheidung anzuzweifeln. Und der Abräumer räumte ein: „Der Spielverlauf war auf jeden Fall nicht auf unserer Seite heute. Daran sind wir am Ende vielleicht auch selbst schuld.“

Paderborn spielt mit anderem System als vom HSV erwartet

Der HSV begann überraschend mit zwei klassischen Stürmern – Davie Selke ersetzte Ransford Königsdörffer – und grundsätzlich mit einer veränderten Anordnung auf den Außen. Denn auf der rechten Seite startete außerdem der offensivere Emir Sahiti für Silvan Hefti, auf dem linken Flügel dafür der defensivere Noah Katterbach für Fabio Baldé.  „Das lag auch daran, dass wir ein bestimmtes System bei Paderborn erwartet haben“, erklärte Meffert, gab aber auch zu: „Das ist es nicht zu 100% geworden. Deswegen haben wir fünf bis zehn Minuten gebraucht am Anfang.“

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Der SC Paderborn kam in der Tat etwas besser in die Partie, Ex-HSV-Profi Filip Bilbija hätte beinahe eingeschoben, als Keeper Matheo Raab den Ball fast vertändelte (15.). Ein kurzer Hallo-wach-Moment. Denn der HSV, dessen Trainer an der Seitenlinie viele Anweisungen gaben, um die neue Systematik besser zur Geltung bringen zu lassen, arbeitete sich in das Spiel. Sahiti scheiterte mit links nach einem feinen Haken (19.), Sebastian Schonlau gleich doppelt nach einer Ecke von Miro Muheim (22.) und Dennis Hadzikadunic ebenfalls nach einem Standard per Kopf (32.). Muheim schoss danach ans Außennetz (32.) und Sahiti verfehlte das leere Tor aus rund 50 Metern (40.).

HSV-Trainer Baumgart nahm taktische Anpassungen vor

Das Chancenplus war da. Aber als richtig zufriedenstellend empfand keiner die erste Hälfte. „Aus dem Spiel heraus haben wir uns nicht das erarbeitet, was wir uns vorgenommen haben“, bemängelte Steffen Baumgart. Und der HSV-Coach gestand auch ein, dass die Anpassungen in der Startelf nicht sofort Früchte getragen haben. „Wir haben ein-, zweimal angepasst“, sagte er zu den Umstellungen, „und nach 20 Minuten dann die Kontrolle übernommen.“

„Man hat schon gemerkt, dass das wir das Spiel dominieren“, befand Meffert mit Blick auf die Phase vor der Pause. „In der zweiten Halbzeit haben wir uns dann viel vorgenommen, sind dann aber leider in Rückstand gegangen.“ Denn Daniel Elfadli verlor im Mittelfeld den Ball, der SCP schaltete schnell um und Bilbija tauchte am Elfmeterpunkt völlig frei auf, um von dort aus aus der Drehung zu treffen – das 0:1 (46.). Und damit begann der Spielverlauf stückweise kurioser zu werden. Erst zog Adam Karabec, der für Marco Richter beginnen durfte, nach einem unberechtigten HSV-Einwurf das Tempo an und fand Glatzel, der durch die Beine von SCP-Keeper Pelle Boevink zum 1:1 traf (54.).

HSV-Stürmer Robert Glatzel traf gegen Paderborn zum Ausgleich – das Siegtor wurde ihm aber verwehrt.
WITTERS

HSV-Stürmer Robert Glatzel traf gegen Paderborn zum Ausgleich – das Siegtor wurde ihm aber verwehrt.

„Dann hatten wir eine gute Welle und waren dran am 2:1“, erkannte Raab. Tatsächlich war das Momentum nach dem Ausgleich auf Seiten des HSV, Selke vergab aber eine gute Chance (57.) – und plötzlich stand es statt 2:1 doch 1:2, weil Schonlau unter einen langen Ball hindurch tauchte und Raab in die Füße von Bilbija spielte. Der Ex-Hamburger sagte danke und traf aus rund 30 Metern (60.).

„Aber wir haben alles getan, um das wieder zu drehen“, beschrieb Meffert. Zumindest der erneute Ausgleich erfolgte: Muheim eroberte den Ball und 20 Sekunden später flankte Katterbach von links ins Zentrum, wo sich Selke clever positioniert hatte und ins kurze Eck zum 2:2 einköpfte (67.).

HSV-Stürmer Glatzel kritisiert die Leistung in erster Hälfte

Wieder war der HSV zurückgekommen. Und er blieb in der Schlussphase das bessere Team, hatte noch Chancen unter anderem durch Joker Immanuel Pherai (72.). Auf der Gegenseite musste Muheim aber auch gegen Sven Michel in höchster Not retten (77.). Zu dem Willen, noch zu gewinnen, gesellte sich auch das Risiko, diese Partie gegen gute Paderborner noch zu verlieren. Das geschah nicht. Aber weil Glatzels Tor nicht zählte, gab es eben auch nicht den dritten HSV-Heimsieg in Folge. „Es war ein ereignisreiches Spiel“, hielt Paderborns Coach Lukas Kwasniok treffend fest. Aus Sicht des HSV war in ebendiesem Spiel voller Ereignisse vor allem die erste Halbzeit zu fehlerhaft.


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„Wir hatten in den letzten 20, 30 Minuten viele Chancen, aber das reicht nicht zu Hause“, analysierte Glatzel. „Wir hätten es wir in der ersten Halbzeit auf jeden Fall besser machen müssen. Die war nicht sehr zufriedenstellend.“ Und das Endergebnis unterm Strich dann eben auch nicht. „Wir haben uns ein bisschen mehr erhofft. Aber wenn man die 90 Minuten betrachtet, muss man mit dem 2:2 zufrieden sein“, resümierte Baumgart. „Der Punkt ist ein Teilerfolg, aber mit unserem Anspruch wollten wir drei Punkte.“ Das Coach-Fazit daher: „Es ist nicht Fisch und nicht Fleisch.“

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Durch das zweite Remis in Folge rangiert der HSV nun fünf Zähler hinter Tabellenführer Fortuna Düsseldorf, zu dem es am kommenden Sonntag geht. „Wir haben jetzt vier Spiele nicht verloren, aber auch die letzten beiden Spiele nur zwei Punkte geholt“, tat sich auch Schonlau schwer, das Resultat passend einzuordnen. Von sieben Saisonpartien hat der HSV nun nur drei gewonnen. „Der Zwischenstand ist so, dass wir uns ein bisschen was anders vorgestellt haben“, räumte der nicht wirklich zufriedene Trainer Baumgart ein. „Trotzdem ist es noch ein langes Rennen.“

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