„Beschämend, aber besser als zu stehlen“: Ein junger S-Bahn-Bettler packt aus

RMAG news

Seit mehr als einem Jahr hat Sammy keinen festen Wohnsitz. Arbeiten darf er wegen seines befristeten Aufenthaltsrechts nicht. Deshalb bettelt der junge Mann in den Hamburger U- und S-Bahnen. Der MOPO hat er von seinen Erfahrungen erzählt. Diese waren meist negativ, aber der gebürtige Somalier hat auch Freundlichkeit erlebt.

Sammy ist in seinen Zwanzigern und wurde in Somalia geboren, wo seit Jahren Bürgerkrieg herrscht. Seinen Vater kennt er nicht, die Mutter hat sich in einen Deutschen verliebt, weswegen sie vor sechs Jahren nach Deutschland gezogen sind. Seine Mutter hat den Mann jedoch nie geheiratet, und Sammy wurde nicht adoptiert.

Vor mehr als zwei Jahren ist seine Mutter dann verstorben. Sammy selbst hat ein befristetes Aufenthaltsrecht, keine Arbeitserlaubnis und seit mehr als einem Jahr keinen festen Wohnsitz. Er könnte arbeiten, darf es aber nicht, und nun bettelt er seit anderthalb Jahren.

Junger Hamburger: Betteln ist für ihn die beste Option

„Ich möchte nicht klauen oder kriminell sein, deswegen frage ich nach Hilfe. Es ist natürlich beschämend, aber es ist für mich der bessere Weg“, erzählt der Bettler. „Viele Menschen haben dieses Schubladendenken, dass Obdachlose kriminell oder drogenabhängig sind und auf der Straße sein wollen. Aber das ist halt nicht immer der Fall.“  Schwarzarbeit ist für ihn keine Option: „Da kommt man für eine lange Zeit ins Gefängnis oder muss viel Geld zahlen.“ 

Sammy bettelt in der Bahn, denn da müsse man ihm zuhören – auf der Straße laufen die Menschen schnell weg. „Es ist ein bisschen egoistisch, aber ich habe keine andere Wahl.“ Trotz der abwertenden Blicke und Beleidigungen versucht er, respektvoll zu bleiben: „Ich versuche, Abstand zu halten und nicht aufdringlich zu sein, was viele andere nicht machen.“

Bettler in der Bahn: Respektloses Verhalten der Security

Früher hat Sammy in Bahnhöfen Pfandflaschen gesammelt, aber dann ein Hausverbot erhalten: „Wenn du eine Dose in den Müll schmeißt, ist sie Eigentum der Deutschen Bahn. Wenn ich die mitnehme, ist das nunmal Diebstahl.“

Der Bettler schläft in der Bahn, bezeichnet sie als Zuhause. Aber trotz Fahrkarte wird er regelmäßig rausgeworfen. „Ich habe schon teilweise erlebt, dass Leute mir die Fahrkarte weggenommen und sie zerrissen haben.“ 

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Mittlerweile hat er mehrere Anzeigen auf dem Konto: Hausfriedensbruch, Betteln, Schwarzfahren oder Diebstahl. Von Ende April bis Anfang Juli saß er sogar aufgrund von Schwarzfahren im Gefängnis und musste eine Geldstrafe von 1000 Euro zahlen.

Manche Sicherheitsbeamte bitten ihn freundlich, aus der Bahn auszusteigen, während andere ihn direkt anzeigen. Dass es mehr Kontrollen und Ansagen gibt, hat Sammy auch mitbekommen und er ist glücklich darüber, dass es Gegenstimmen gibt. „Ich freue mich, dass die Petition jetzt vorangeht“, erzählt er.

„Beschämend, aber besser als zu stehlen“: Ein junger S-Bahn-Bettler packt aus wurde gefunden bei mopo.de

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