Bleirohre und Schimmel! Mieter in Ohlsdorf sauer: Wir werden im Stich gelassen

Bleirohre und Schimmel! Mieter in Ohlsdorf sauer: Wir werden im Stich gelassen

Der Wohnblock, in dem Sylvia Ehrenpfordt (69) lebt, ist eine Zumutung. Wenn es regnet, läuft Wasser ins Treppenhaus, es gibt Schimmel an mehreren Stellen – und im Keller verlaufen Bleirohre. Das alles ist seit Jahren bekannt, die Mängel werden jedoch nur schleppend oder gar nicht beseitigt. Die Ohlsdorfer Mieter fühlen sich im Stich gelassen.

In einem Treppenhaus platzt Farbe von den Wänden, der Schimmel ist gut sichtbar. Im Treppenhaus nebenan ist seit Jahren ein Loch in der Decke. „Wenn es stark regnet, dann läuft Wasser durch das Treppenhaus“, erzählt Uwe. Er ist hier seit 29 Jahren Mieter, seinen Nachnamen möchte er nicht nennen. Seine Nachbarin Sylvia Ehrenpfordt (69) lebt sogar schon 37 Jahre hier. Sie sind zwei von vielen, die in dem großen Wohnblock leben, der an den Straßen Maienweg und Woermannsweg liegt. Insgesamt 350 Wohneinheiten gibt es dort.

Mieterin: „Der Vermieter reagiert einfach nicht“

Der rotgeklinkerte Komplex wurde 1930 gebaut, heute steht er unter Denkmalschutz. Die Anlage wurde teilweise saniert – aber als die „Wentzel Dr. GmbH“ im Jahr 2011 die Verwaltung des Gebäudes übernahm, fingen die Probleme an, sagen Uwe und Sylvia Ehrenpfordt. An immer mehr Orten traten Schimmel-Probleme auf, „und ,Wentzel Dr.‘ reagierte einfach nicht“, sagt Sylvia Ehrenpfordt.

Bei starkem Regen dringt durch dieses Loch Wasser in das Treppenhaus ein.
Marius Röer

Bei starkem Regen dringt durch dieses Loch Wasser in das Treppenhaus ein.

Auch in der Wohnung von Ehrenpfordt gibt es ein Schimmel-Problem. In ihrer Küche macht sie regelmäßig Schimmelentferner auf die Flecken. Über ihrem Bett sind Salzränder, seit Monaten mindert sie daher ihre Miete.

Vermieter spricht von „Instandhaltungsstau“

Die „Wentzel Dr. GmbH“ sieht sich nicht verantwortlich. „Bei Übernahme der Wohnanlage bestand ein erheblicher Instandhaltungsstau“, schreibt Prokurist Karsten Bloch der MOPO. Den würde man „seither entsprechend den rechtlichen Vorgaben und im Rahmen des Denkmalschutzes aufarbeiten“. Durch den Denkmalschutz werde alles schwieriger. „Um nur ein Beispiel zu nennen, können baualterstypische Wärmebrücken aufgrund der denkmalgeschützten Fassade nicht einfach durch eine ,übliche‘ Fassadendämmung beseitigt werden.“

Konnte dieser „Instandhaltungsstau“ also in 13 Jahren nicht aufgeholt werden? Sylvia Ehrenpfordt und Uwe vermuten Pfusch bei der Sanierung. Das zeige sich auch bei einem weiteren Problem, das im vergangenen Jahr auftauchte, sagen sie – und zwar im Keller.

Das Haus von 1930 steht unter Denkmalschutz.
Marius Röer

Das Haus von 1930 steht unter Denkmalschutz.

Trinkwasserleitungen aus Blei sind eigentlich seit 2013 nicht mehr erlaubt, weil sie gesundheitsgefährdend sein können. Mieter Uwe ging davon aus, dass die vorhandenen Bleirohre in den vergangenen Jahren vorschriftsmäßig entfernt wurden. Er war überrascht, als ein paar Handwerker im vergangenen Jahr darauf hinwiesen, dass in seinem Keller noch Bleirohre verlaufen. Mieter Uwe machte eine Wasserprobe. Das Ergebnis: Weit überhöhte Bleiwerte.

Dr. Rolf Bosse vom „Mieterverein zu Hamburg“ hat für solche Fälle einen Rat: „Dranbleiben“ und sich Unterstützung holen. Genau wie Sylvia Ehrenpfordt und Uwe, die sich mit anderen Bewohner:innen des Blocks zu einer Mieterinitiative zusammengeschlossen haben. Ihr Briefwechsel mit „Wentzel Dr.“ füllt zwei Aktenordner. „Wir haben viele Mieter zusammengetrommelt, mittlerweile sind wir 60 bei einem Anwalt“, sagt Sylvia Ehrenpfordt. Das zeigt Wirkung.

Sylvia Ehrenpfordt zeigt auf ein Bleirohr in ihrem Keller.
Marius Röer

Sylvia Ehrenpfordt zeigt auf ein Bleirohr in ihrem Keller.

Im Juni 2023 schaltete sich das Bezirksamt Nord ein, auch weil Uwe seinen Befund hinschickte. Man habe den Betreiber aufgefordert, das Trinkwasser von einem akkreditierten Unternehmen untersuchen zu lassen, schreibt das Bezirksamt der MOPO. Das Gesetz schreibt vor, dass alle Bleileitungen bis spätestens zum 12. Januar 2026 entfernt werden müssen – also 13 Jahre nach dem sie eigentlich verboten wurden.

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Die Untersuchungen des Wassers dauern noch an. Die Mieter sind genervt und fürchten, dass sich nicht nur dort weiterhin Zeit gelassen wird, um die Mängel zu beseitigen.

Bleirohre und Schimmel! Mieter in Ohlsdorf sauer: Wir werden im Stich gelassen wurde gefunden bei mopo.de

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