Das Ende einer Mode-Legende: Mientus schließt nach mehr als 40 Jahren

Das Ende einer Mode-Legende: Mientus schließt nach mehr als 40 Jahren

Die Hamburger Innenstadt verliert erneut ein inhabergeführtes Fachgeschäft. Nach 44 Jahren macht der Herrenausstatter Mientus sein Geschäft am Neuen Wall dicht. Am 11. September beginnt der Räumungsverkauf. Die vielen Stammkunden sind traurig. Der Autor dieser Zeilen gehört dazu.

Ich gehörte 1980 zu den ersten Kunden am Neuen Wall 48. In jenem Jahr lief der Hollywood-Film „American Gigolo“ mit Richard Gere in den Kinos. Und der Schauspieler fuhr in dem Film von Paul Schrader nicht nur mit einem ziemlich coolen Mercedes 500 SL durch Kalifornien, nein, er trug auch Anzüge von Armani, und er sah verdammt gut darin aus. Ich war damals 21 und wollte auch so cool sein. So führte mich mein Weg ins gerade neu gebaute Mientus-Haus am Neuen Wall.

Schwerer Abschied für Stammkunden: Mientus schließt

Der Mientus-Shop am Neuen Wall 48. Die Immobilie gehört der Familie Mientus.
Florian Quandt

Der Mientus-Shop am Neuen Wall 48. Die Immobilie gehört der Familie Mientus.

Man muss hier erwähnen, dass es damals noch eine ganze Reihe von Herrenausstattern in der City gab, doch das Angebot richtete sich eher an den gesetzten hanseatischen Kaufmann. Und so wollte ich als junger MOPO-Reporter natürlich nicht rüberkommen. Die Verkäufer von Mientus waren auch etwas anders als die doch eher steifen Kollegen besagter Traditionsläden wie Ladage & Oelke am Neuen Wall oder Staben am Rathausmarkt. Bei Mientus trug man meist keine Krawatte, es gab in lockerer Atmosphäre einen Espresso, und man fühlte sich nicht zum Kauf gedrängt.

Und ich bin Mientus treu geblieben. Warum? Weil es hier bis zuletzt ein Team gab aus ziemlich jungen Leuten, aber auch geerdeten „Boomern“. Noch vergangene Woche wurde ich hier entschieden vom Kauf eines nicht ganz billigen Designer-T-Shirts abgehalten. Filialleiter Frank Mattner (61) sagte mir ganz unverblümt: „Nee, das steht Ihnen nun gar nicht.“

MOPO-Reporter Thomas Hirschbiegel im Armani-Sakko 1984 in Paris.
Florian Quandt

MOPO-Reporter Thomas Hirschbiegel im Armani-Sakko 1984 in Paris.

Familienunternehmen wurde 1937 gegründet

So etwas macht halt den Unterschied zu anderen Geschäften und einem Online-Kauf natürlich sowieso. Schon die Mutter von Frank Mattner hatte bei Mientus in Berlin gearbeitet. Das Familienunternehmen war 1937 in Oppeln/Schlesien gegründet worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlegte Firmengründer Michael Mientus den Betrieb 1945 erst nach Crimmitschau/Sachsen und dann 1950 nach Berlin, und zwar an die Wilmersdorfer Straße. Bis heute gibt es dort neben zwei Shops am Kurfürstendamm den großen Mientus-Flagship-Store. 

Florian Mientus (22) repräsentiert die vierte Generation der Berliner Inhaberfamilie.
Florian Quandt

Florian Mientus (22) repräsentiert die vierte Generation der Berliner Inhaberfamilie.

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„Unsere Filialen in Berlin bleiben geöffnet, dort führen wir unsere Tradition mit großer Leidenschaft fort“, sagt Florian Mientus. Der 22-Jährige repräsentiert schon die vierte Generation des Familienunternehmens. Nun traf er sich im Hamburger Shop mit Filialleiter Frank Mattner. Und wie fühlt sich die Schließung für den an? Mattner sagt: „Ich hab’ 1982 in Berlin als Lehrling bei Mientus angefangen und bin 1985 nach Hamburg gekommen. Ich hab’ schon ’ne kleine Träne im Auge.“ Wie viele Hamburger Stammkunden sicherlich auch, da bleibt dann wohl nur der Weg nach Berlin oder eben ins Internet …

Das Ende einer Mode-Legende: Mientus schließt nach mehr als 40 Jahren wurde gefunden bei mopo.de

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