„Das erinnert mich an die Elbtower-Diskussion“: Streit um Bezirks-Umzugspläne

„Das erinnert mich an die Elbtower-Diskussion“: Streit um Bezirks-Umzugspläne

Nachdem die ursprünglichen Neubau-Pläne für das Bezirksamt Hamburg-Nord wegen steigender Baukosten abgeblasen wurden, soll die Behörde ins Arne-Jacobsen-Haus in der City Nord umziehen. Ende September soll der Mietvertrag unterschrieben werden, doch zunächst musste der Haushaltsausschuss der Bürgerschaft am Dienstag zustimmen. Dort bemängelte die Opposition fehlende Transparenz – und fühlte sich bei einer Sache an den Elbtower erinnert. Bezirksleiter Michael Werner-Boelz (Grüne) beschrieb währenddessen die mehr als desolate Lage des aktuellen Behördensitzes.

Derzeit ist das Bezirksamt Hamburg-Nord in der Kümmellstraße in Eppendorf beheimatet. „Im vierten Stock stehen inzwischen auf jeder Treppenstufe Eimer, die das Wasser von oben einfangen“, berichtete der grüne Bezirkschef Werner-Boelz in der Sitzung des Haushaltsausschusses. „Vor dem Büro des Personalrats ist außerdem ein Loch in der Decke, wo wiederum eine Wanne steht, die das Wasser auffängt.“ Es seien ständig Leute im Haus, die versuchten, den Ursprung des Wassers zu finden. Bislang sei das aber nicht geglückt.

Bezirksamt Nord will ins Arne-Jacobsen-Haus umziehen

Der Umzug ist also dringend nötig. Zuerst sollte die Behörde in einen schicken Neubau am Wiesendamm in Barmbek ziehen, doch aufgrund der Baukrise entschied man sich vor ein paar Monaten für das Arne-Jacobsen-Haus. Es ist eines der bekanntesten Bürohochhäuser der Stadt. Der schmale, runde 150 Meter lange Bau ist vom Erdboden bis zum letzten Stock komplett verglast. Fertiggestellt im Jahr 1969 ist er benannt nach seinem dänischen Architekten. Bevor die Behörde allerdings einziehen kann, muss das Baudenkmal am Überseering umfassend modernisiert werden.

Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) betonte die Vorzüge des neuen Mietvertrags im Arne-Jacobsen-Haus. (Archivbild)
dpa

Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) betonte die Vorzüge des neuen Mietvertrags im Arne-Jacobsen-Haus. (Archivbild)

Am maroden Zustand des Hauses an der Kümmellstraße bestehe gar kein Zweifel, betonte Linken-Politiker und Ausschussmitglied Stephan Jersch. „Aber wir gehen am Arne-Jacobsen-Haus einen sehr langen Mietvertrag ein, deshalb möchte ich ein bisschen mehr Transparenz.“ Denn auf die vorherige Frage des CDU-Abgeordneten Thilo Kleibauer, wie viel die neue Miete denn pro Quadratmeter koste, wollte sich der Senat nicht äußern. „Wir stecken noch mitten in den Mietverhandlungen und der Vertrag ist noch nicht final abgeschlossen“, argumentierte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD).

2019 hatte Matrix-Immobilien das Arne-Jacobsen-Haus erworben. Seit Dezember 2023 liegt die Baugenehmigung für die Modernisierung vor. Mit im Eigentümer-Boot ist inzwischen auch die ATS Beteiligungsverwaltung München, die laut Senat 89 Prozent hält. Das ist insofern bedeutsam, als dass Matrix Immobilien seit Anfang Februar ein Insolvenzverfahren durchläuft. Die ATS werde wiederum von einer der reichsten deutschen Familien verwaltet, versuchte der Senat das Misstrauen im Ausschuss zu beruhigen.

Arne-Jacobsen-Haus muss vorher saniert werden

„Da werde ich gleich unruhig, wenn ich solche Sätze höre“, merkte wiederum Jersch an. „Eine der reichsten deutschen Familien – das erinnert mich an die Elbtower-Diskussion, als es hieß dass René Benko ja einer der reichsten Österreicher sei und wir uns keine Sorgen machen sollten.“ Daraufhin gab es keine Antwort. Hinter der ATS München stecken die Zwillinge Andreas und Thomas Strüngmann. Sie sind Gründer des Pharmaunternehmens Hexal aus Oberbayern, besitzen große Anteile am Impfstoff-Hersteller Biontech und zählen tatsächlich zu den reichsten Deutschen.

Das Bezirksamt Hamburg-Nord soll ins Arne-Jacobsen-Haus in der City Nord umziehen (Archivbild).
IMAGO / Hanno Bode

Das Bezirksamt Hamburg-Nord soll ins Arne-Jacobsen-Haus in der City Nord umziehen (Archivbild).

Dressel versuchte weiter, Überzeugungsarbeit zu leisten: Die Stadt sei durch den Mietvertrag gut abgesichert, auch bei Eigentümerwechsel. Falls der Bau nicht fertiggestellt würde, bekomme man eine Bürgschaft von sechs Monatsmieten, so dass Planungskosten abgesichert seien. Zudem gebe es ein Sonderkündigungsrecht.

2027 soll das Bezirksamt in die City Nord umziehen

„Dass Sie uns die Quadratmeterpreise nicht vor Vertragsabschluss sagen, finde ich trotzdem schwierig“, kritisierte Ausschussvorsitzender Matthias Petersen (SPD). „Wir sind hier der Haushaltsausschuss und wenn alles unter Dach und Fach ist können wir ja nicht mehr sagen, dass wir damit nicht einverstanden wären.“ Mit den Stimmen der SPD- und Grünen-Fraktion wurde der Antrag dann dennoch genehmigt. Die Opposition enthielt sich.

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Das Bezirksamt plant, ab dem drittel Quartal 2027 das erste bis siebte Geschoss für 850 Mitarbeiter zu mieten. Im Erdgeschoss sind der Empfang, ein Konferenzbereich und die Trauzimmer geplant. Im Campusgeschoss soll der Sitzungssaal der Bezirksversammlung Platz finden. Auf dem Gelände am Wiesendamm plant die Sozialbehörde währenddessen erst einmal eine Zwischnnutzung als Geflüchtetenunterkunft für bis zu 400 Menschen.

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