„Das hat absolute Priorität!“ Was Bornemann nach dem Null-Start in den Fokus rückt

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Die nackten Zahlen laden nicht zur Euphorie ein. Zwei Spiele, null Punkte, null Tore. Klar, dass in der frühen Länderspielpause keine Jubelstimmung herrscht beim FC St. Pauli. Aber eben auch keine Alarmstimmung, die sich rund um den Verein schon hier und dort breitmacht nach dem zweiten Spieltag in der Bundesliga – inklusive Beurteilung der Leistungsstärke und Systemdiskussion.

Natürlich wäre es besser gewesen, jetzt alle Spieler an Bord zu haben, um während des ruhenden Liga-Betriebes mit allen Stammkräften am eigenen Spiel zu feilen, was nötig ist, und gleichzeitig das gesamte Team auf die nächsten Wochen einzuschwören. Aber das Problem, dass eine erhebliche Anzahl von Leistungsträgern mit ihren Nationalmannschaften auf Reisen sind, haben schließlich die meisten Bundesligisten. Nichts also, worüber man sich bei St. Pauli beklagen oder es problematisieren würde. Das gilt auch für den Start in die Saison.

Bornemann nach Start: Bundesliga kein Wunschkonzert

„Natürlich hätten wir jetzt schon gerne Punkte auf dem Konto, aber die Bundesliga ist ja kein Wunschkonzert“, sagt Sportchef Andreas Bornemann im Gespräch mit der MOPO zu den Niederlagen gegen Heidenheim (0:2) und Berlin (0:1). Er mahnt zur Besonnenheit, vor allem auch in den eigenen Reihen. „Es ist wichtig und auch entscheidend für Erfolgserlebnisse, dass die Mannschaft weiter an sich und den Weg glaubt.“

In die vergangene Aufstiegssaison hatten die Kiezkicker ebenfalls einen schwierigen und zähen Start erwischt, sich mit dem Toreschießen anfangs schwergetan und nach den ersten fünf Ligaspielen nur einen Sieg, drei Treffer und ebenso viele torlose Partien auf dem Konto, bevor mit dem furiosen 5:1 gegen Kiel der Knoten platzte. Auch vor einem Jahr war der braun-weißen Offensive von einigen Seiten schnell die Qualität abgesprochen wurden, vor allem die nötige Qualität, um aufzusteigen. Nun ist zwar weder die Zweite Liga mit der Bundesliga zu vergleichen noch ein baldiger 5:1-Kantersieg zu erwarten, aber die Verantwortlichen des Aufsteigers und Liga-Greenhorns setzen abermals auf den Prozess der Entwicklung und Anpassung an die neue Herausforderung – und damit auch Verbesserung.

St. Pauli muss sich „auf Verteidigen des Tores fokussieren“

Der Fokus, betont Bornemann, dürfe ohnehin nicht zu sehr auf der Offensive liegen, denn gerade als Aufsteiger könne man nicht in erster Linie über Angriffsfußball erfolgreich sein. „Es gilt, die Arbeit gegen den Ball ins Zentrum zu stellen. Wir brauchen die Beharrlichkeit und Überzeugung, dass wir uns auf das Verteidigen des eigenen Tores fokussieren, was unsere Basis im Aufstiegsjahr war und auch weiterhin sein muss. Das hat absolute Priorität.“

Die bislang drei Gegentore resultierten aus zwei Standardsituationen und einem Konter nach einer eigenen Ecke. Auch deshalb war und ist insbesondere die 0:1-Niederlage bei Union unnötig und ärgerlich. Mit einem eigenen Tor hätte St. Pauli aus der Hauptstadt wenigstens einen Punkt mitgenommen. Bei einem 0:0 allerdings auch.

System-Umstellung als Schlüssel zum Erfolg?

Dennoch: es geht um die richtige Balance. Neben der defensiven Stabilität als Basis müssen die Kiezkicker mehr offensive Durchschlagskraft entwickeln. Eine Umstellung des Systems vom 3:5:2, das der neue Trainer Alexander Blessin favorisiert und bislang vorzieht, zurück zum alten 3:4:3 mit zwei Flügelstürmern hält Bornemann nicht für die schnelle Patentlösung, mit der alles besser würde.

Für entsprechende Forderungen von außen hat er wenig Verständnis, zumal St. Pauli in der Bundesliga häufiger dem Gegner das Spiel überlassen und in den wenigsten Partien die dominierende Mannschaft mit deutlich mehr Ballbesitz sein wird, sondern vor allem über Umschaltmomente gefährlich werden muss.

Bornemann warnt vor frühem Aktionismus

„Es gibt überhaupt keinen Grund, nach zwei Spieltagen alles in Frage zu stellen, in Aktionismus zu verfallen oder über den Haufen zu werfen“, sagt Bornemann vehement. „Das wäre das Verkehrteste.“ Zugleich ist taktische Flexibilität gefragt, was eine gegnerbezogene Umstellung nicht ausschließt. Das hatte Blessin schon bei Amtsantritt gesagt. Seine Mannschaft müsse anpassungsfähig sein. Relevant ist dabei natürlich auch, mit welcher Ausrichtung sich das Team am wohlsten fühlt und in der Konsequenz am besten ist. Das werden die nächsten Wochen zeigen. Erfolgserlebnisse sind unerlässlich.

Bei aller Besonnenheit und demonstrativen Ruhe weiß Bornemann, dass es jetzt auch um die Stimmung geht. „Das Hauptthema ist, nicht zu viel Negatives von außen an die Mannschaft heranzulassen.“ Die vergangene Saison hat Spieler, Fans und auch Beobachter verwöhnt. „Natürlich muss die Mannschaft, aber auch das Umfeld, lernen, mit Niederlagen umzugehen, von denen es in der letzten Saison nicht viele gegeben hat, aber es in der Bundesliga logischerweise deutlich mehr geben wird. Das dürfte ja niemanden überraschen.“

St. Pauli braucht Punkte für Konto und Selbstvertrauen

St. Pauli wird in dieser Saison deutlich mehr Niederlagen kassieren als Siege einfahren. Zur Einordnung: Bereits ab Platz sieben der Abschlusstabelle der vergangenen Bundesligaspielzeit war das Siege/Niederlagen-Verhältnis der Klubs negativ (Hoffenheim: 13/14). Es dürfen nur nicht zu viele Niederlagen werden. Schon gar nicht zu viele zu Beginn.

Mit Punkten auf dem Konto falle „vieles leichter“, hatte Blessin kürzlich gesagt. Und auch betont: „Nach zehn Spieltagen kann man dann schon einschätzen, wo unsere Qualität anzusiedeln ist.“ Bis dahin sollten Zähler auf dem braun-weißen Konto sein. Mehrere.

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Was St. Pauli Mut machen könnte: nach dem 2. Spieltag der Vorsaison hatte der damalige Aufsteiger Heidenheim null Punkte auf dem Konto. Genau wie Mitaufsteiger Darmstadt, später Absteiger mit nur drei Saisonsiegen. Die entscheidende Frage ist, welchen Weg der beiden Vereine die Kiezkicker in den kommenden Wochen und Monaten einschlagen.

„Das hat absolute Priorität!“ Was Bornemann nach dem Null-Start in den Fokus rückt wurde gefunden bei mopo.de

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