Das steckt hinter diesem mysteriösen Turm in Hamburg

Das steckt hinter diesem mysteriösen Turm in Hamburg

Der Waseberg ist mit immerhin 87 Metern der dritthöchste Hamburger Berg, und obendrauf steht ein mysteriöser Turm aus Backstein. Der Eingang ist mit einer Gittertür verrammelt, doch nun durften die MOPO-Reporter exklusiv rein. Sie entdeckten in dem Lost Place ein paar interessante Details.

Bauherr des Aussichtsturms soll der schwerreiche Kaufmann Julius Richter gewesen sein. Der Mitbegründer der seit 1879 bestehenden Holsten-Brauerei liebte Blankenese, schuf nach einer Italien-Reise den Römischen Garten und kaufte dort große Grundstücke am Elbhang. Er errichtete Gewächshäuser, zog darin Nelken und züchtete Tauben. 

Aussichtsturm wurde um 1863 errichtet

Vermutlich um 1863 hatte Richter den Aussichtsturm errichten lassen. Er hatte ursprünglich eine schöne Kuppel, auf der die Flagge des Kaiserreiches wehte. Der Kaufmann war Patriot und großer Bismarck-Verehrer. Ursprünglich wollte er auf dem Waseberg sogar ein Bismarck-Denkmal errichten, doch andere Hamburger Bismarck-Fans waren schneller – 1906 wurde das 34 Meter hohe Bismarck-Denkmal am Stintfang fertiggestellt.

Thomas Hirschbiegel (li) und Florian Quandt
Florian Quandt

Lost Places

Der Autor: Thomas Hirschbiegel (l.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.

Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „ Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.

Der Name „Bismarckstein“ für den Park auf dem Waseberg aber blieb, und Gedenksteine gibt es dort gleich drei. Einer wird auch „Bismarckstein“ genannt, doch er erinnert nicht an den Reichsgründer, sondern an die Gefallenen der kaiserlichen Marine im Ersten Weltkrieg.

Julius Richter verkaufte den Waseberg 1910 an die Gemeinde Blankenese, und der Aussichtsturm wurde für jedermann zugänglich. Noch in den 1980er Jahren war die Besteigung frei möglich. Doch dann verfiel das Bauwerk und wurde geschlossen.

Früher Aussichtsturm, heute Sendemast

Florian Quandt
Die Wendeltreppe im Turm: Die Wände sind teilweise mit politischen Parolen beschmiert.

Die Wendeltreppe im Turm: Die Wände sind teilweise mit politischen Parolen beschmiert.

Florian Quandt
Keine Aussicht von der umlaufenden Aussichtsplattform: Die Bäume sind inzwischen stark gewachsen.

Keine Aussicht von der umlaufenden Aussichtsplattform: Die Bäume sind inzwischen stark gewachsen.

Florian Quandt
Der Sendemast auf dem Aussichtsturm sorgt für guten Handy-Empfang in Blankenese.

Der Sendemast auf dem Aussichtsturm sorgt für guten Handy-Empfang in Blankenese.

Florian Quandt
Alexander Geckeler, Pressesprecher von „Telefonica“, am vergitterten Turmeingang.

Alexander Geckeler, Pressesprecher von „Telefonica“, am vergitterten Turmeingang.

Nun stehen wir vor der Gittertür, die nicht grundlos installiert wurde. Der Turm wird zurzeit nämlich als Sendemast genutzt. Das Unternehmen „o2 Telefónica“ betreibt hier eine Mobilfunkstation für Telefonie und mobiles Internet. Eigentümer der Immobilie ist allerdings die Firma „American Towers“, und die schloss exklusiv für die MOPO die Tür des Turmes auf. Eine enge Wendeltreppe führt in die Höhe. An den Wänden prangen Sprüche wie: „Gerhard hat einen riesigen …“ aus dem Jahr 1964 oder „Zerschlagt den CIA“ von 1984. Ganz oben gibt es eine kleine Klappe, die den Blick auf den Sendemast freigibt.

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Darunter befindet sich eine umlaufende Aussichtsplattform, und dort erleben wir eine kleine Enttäuschung. Der erwartete Elbblick fällt aus – die Bäume sind über die Jahre höher als der Turm geworden.

Das steckt hinter diesem mysteriösen Turm in Hamburg wurde gefunden bei mopo.de

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