Dauerbeschallung im Karoviertel: Wie haltet ihr den Lärm aus?

Dauerbeschallung im Karoviertel: Wie haltet ihr den Lärm aus?

Das OMR-Festival, der Schlagermove, drei Mal im Jahr kreischende Menschen auf dem Dom, regelmäßig FC St. Pauli-Fangesänge und jetzt das Public Viewing während der EM-Spiele: Rund um das Messegelände und das Heiligengeistfeld ist ständig was los. Ganz nach dem Motto: nach der Veranstaltung ist vor der Veranstaltung. Wer unter dem ständigen Halligalli zu leiden hat, sind die Anwohner. Oder stört dieser Lärm etwa gar nicht? Die MOPO hat vor Ort ein Stimmungsbild eingeholt. 

Spätestens am Morgen des Spiels Niederlande gegen Polen war die EM 2024 auch in Hamburg angekommen. Schon früh am Morgen legte ein Techno-DJ auf und weckte mit den Bässen die Umgebung. Bis zu 50.000 Fans sind täglich auf dem Fan-Fest. Als Albanien und Kroatien spielten, wurde überall in St. Pauli auf der Straße gefeiert, am Mittwoch trafen Tschechien und die Türkei aufeinander – mit Fan-Märschen und Remmidemmi bis tief in die Nacht. Nicht die einzige Lärmbelastung dieser Tage.

„Das ist halt so hier“

Kerstin Päsch meint, der ganze Lärm sein „halb so wild“.
Florian Quandt

Kerstin Päsch meint, der ganze Lärm sein „halb so wild“.

„Wenn hier die Musikboxen aufgedreht werden, ist es schon sehr laut“, sagt Kerstin Päsch (66), eine Rentnerin, die schon seit mehr als 15 Jahren in dem viel frequentierten Viertel wohnt. Päsch sieht es dennoch gelassen: „Das ist halt so hier.“ Den Jubel der Fußballfans höre man meistens nicht wirklich, und auch der Lärm während des Doms sei halb so wild.

„Ruhe wäre besser“

Jiwan Sundas findet „Ruhe wäre besser“.
Florian Quandt

Jiwan Sundas findet „Ruhe wäre besser“.

Ein wenig anders sieht das Jiwan Sundas (63). „Ruhe wäre besser“, sagt er, und wirkt dabei leicht resigniert. Der Selbstständige wohnt schon seit 28 Jahren in dem Viertel. „Mir ist schon bewusst, dass das hier eine Partyecke ist“, sagt er. Dennoch wünsche er sich manchmal, dass es nicht ganz so laut wäre. Während des Schlagermoves zum Beispiel.

Trotzdem will er hier nicht wegziehen. „Es hat alles gute und schlechte Seiten!“ Die Holländer zum Beispiel seien beim Fanfest am vergangenen Sonntag zwar laut gewesen, doch sie hätten auch eine enorm gute Stimmung mitgebracht und seien alle nett gewesen. Und auch während des Doms sei es manchmal schön, von zuhause aus das Feuerwerk bestaunen zu können. Dennoch fügt er hinzu: „Es ist mehr geworden in den letzten Jahren.“

Das bestätigen auch andere Anwohner. Die Zahl der Veranstaltungen habe sich im Vergleich zu früher deutlich erhöht und sie würden in immer kürzeren Abständen stattfinden. Hinzu kämen zudem immer häufiger Demonstrationen am Viertel vorbei und sogar hindurch. Auch hier sei der Lärmpegel besonders hoch.

„Das ist schon blöd, wenn man stundenlang nach einem Parkplatz suchen muss“

Duygu Sayim beschwert sich über die Parkplatzsituation.
Florian Quandt

Duygu Sayim beschwert sich über die Parkplatzsituation.

Ein weiteres Problem spricht Duygu Sayim (29) an: Die Parkplatzsituation. Zwar sind die Straßen, die ins Karoviertel hinein führen, während des EM-Festes eigentlich gesperrt, doch die wenigsten Fans hielten sich an die entsprechende Beschilderung. Sie stellen ihr Auto dann auf den Parkplätzen, die für Anwohner gedacht sind, ab. „Das ist schon blöd, wenn man stundenlang nach einem Parkplatz suchen muss“, erklärt Sayim. Anwohnern wurde laut Sayim von der Verkehrsbehörde einen temporären Tiefgaragenstellplatz für die Zeit der EM angeboten, für den sie jedoch 130 Euro zahlen müssten.

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Sayim ist mit ihrem Mann und ihrer vierjährigen Tochter erst vor kurzem ins Karolinenviertel gezogen. Zum Lärm sagt sie, sie halte es momentan noch ohne weiteres aus. Sie „feiere“ es sogar, dass immer was los ist. Die kleine Tochter bekomme vom Trubel nebenan gar nichts mit. Das Kinderzimmer befinde sich vom Heiligengeistfeld abgewandt und die Familie hatte noch nie Probleme wegen des Lärms. Allerdings wohnt die Familie auch nicht unmittelbar in erster Reihe neben der Fanzone und bekommt daher auch nicht die volle Dröhnung ab.


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Am 14. Juli ist das Finale der Fußball-EM, danach wird es in dem Viertel am Heiligengeistfeld wieder etwas ruhiger. Aber nicht lange: Schon kurz darauf beginnt der Aufbau für den Sommer-Dom, der am 26. Juli startet.

Dauerbeschallung im Karoviertel: Wie haltet ihr den Lärm aus? wurde gefunden bei mopo.de