Der Mann, der die Reichen schröpfte – so deckte die MOPO seine Masche auf

Der Mann, der die Reichen schröpfte – so deckte die MOPO seine Masche auf

Jürgen Harksen war irgendwie ein Genie. Mit abstrusen Versprechungen gelang es ihm in den 1980er Jahren, wohlhabenden Anlegern in Norddeutschland rund 150 Millionen Euro aus der Tasche zu ziehen. Lesen Sie hier, wie die MOPO 1992 seine dreiste Masche aufdeckte.

Für mich begann die Geschichte mit einem Leseranruf. „Irgendwas mit Betrug“, raunte mir die Kollegin aus der Telefonzentrale zu. Tatsächlich bot mir der Anrufer, der seinen Namen nicht nennen wollte, eine „Jahrhundert-Story“ an. Kleines Problem: Der Informant wollte mal eben 20.000 Mark (10.000 Euro) Honorar.

Damit war die MOPO eigentlich raus. Wir haben hier nie viel Geld für Tipps bezahlt, sondern uns meist auf eigene Informationen verlassen. So plauderte ich noch etwas mit dem Anrufer und bekam heraus, dass offenbar seit Jahren ein Betrüger Dutzende wohlhabende Hamburger um Hunderte Millionen betrogen hatte.

Exklusivstory: Wie die MOPO Harksens dreiste Masche aufdeckte

Diese wenigen Infos reichten mir, um meine Kontakte zur Staatsanwaltschaft spielen zu lassen. Ein Oberstaatsanwalt konnte mir Auskunft geben – und so bekam ich ganz ohne Zahlung eines Infohonorars heraus, dass es aktuell ein umfangreiches Betrugsverfahren mit vielen Opfern gab.

Schlecht sitzender Anzug, schräge Krawatte – doch viele Anleger hielten Jürgen Harksen (l., hier mit Sportmoderator Harry Valérien) tatsächlich für seriös. 
Jürgen Joost

Schlecht sitzender Anzug, schräge Krawatte – doch viele Anleger hielten Jürgen Harksen (l., hier mit Sportmoderator Harry Valérien) tatsächlich für seriös. 

Der Verdächtige war der 1960 in Flensburg geborene Jürgen Harksen. Er hatte sich als Super-Börsen-Spekulant aus Skandinavien ausgegeben, der aber leider, leider gerade nicht an sein Milliarden-Vermögen kommen kann. Wer ihm aber jetzt aushelfen würde, der würde mit „Faktor 13“ belohnt. Bedeutete: Wer ihm jetzt 100.000 Mark gibt, bekommt im nächsten Jahr 1,3 Millionen Mark zurückgezahlt. Zum „Beweis“ seiner Versprechungen fuhr Harksen mit einem knallroten Ferrari bei Luxushotels vor und traf sich mit Anlegern. Promis wie Dieter Bohlen und Udo Lindenberg fielen darauf rein. Aber auch biedere Handwerksmeister, Unternehmer und sogar Sparkassendirektoren gaben Harksen erhebliche Summen.

Geschädigte meldeten sich – Sparkassendirektor wollte sich erschießen

Nach meinem ersten Artikel über den mutmaßlichen Betrug meldete sich ein Sparkassendirektor aus Schleswig-Holstein am Telefon und schrie mir ins Ohr: „Sagen Sie, dass das nicht wahr ist! Ich hab dem all meine Rücklagen gegeben. Ich bin ruiniert.“

Ich versuchte, den verzweifelten Mann zu beruhigen, doch der kündigte an, sich erschießen zu wollen. Nach einem längeren Gespräch konnte ich ihn davon abhalten.

Es blieb nicht der einzige Anruf. Ich hatte in ein Wespennest gestochen. Immer mehr Geschädigte meldeten sich. Ein schwerreicher Immobilien-Unternehmer, der in einem langen Leben immer nur Gewinn gemacht hatte, sah sich nun erstmals auf der Verliererseite und er hatte gleich 20 Millionen Mark investiert. Der Mann soll danach mit dem Trinken angefangen haben.

Jürgen Harksen war nach seinen Betrügereien nach Südafrika geflohen

Ja, daran musste ich denken, als im Frühjahr dieses Jahres die Meldung über Harksens Tod kam. Er war nach seinen Betrügereien zunächst nach Südafrika geflohen, wurde aber schließlich ausgeliefert und 2003 wegen Betrugs zu sechs Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.

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Harksen kam nie wieder richtig auf die Beine und trank zunehmend. Zuletzt lebte er auf Mallorca und litt an einer Leberzirrhose. Harksen stürzte, erlitt eine Gehirnblutung und starb wenig später in einer Klinik in Palma. Er wurde 63 Jahre alt.

Der Mann, der die Reichen schröpfte – so deckte die MOPO seine Masche auf wurde gefunden bei mopo.de

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