Der mysteriöse Untergang der „Bayesian“ – viele Fragen offen

Der mysteriöse Untergang der „Bayesian“ – viele Fragen offen

In der letzten Folge schrieb ich vom Untergang der Superyacht „Bayesian“ in einem „Monster-Tornado“, ein Unglück, das Seefahrtsexperten beunruhigt. „Schwarzer Schwan“ nennt man Wetterextreme mit schweren Folgen: Sie sind selten, aber tödlich. 15 Menschen schafften es in die Rettungsboote der „Bayesian“, sieben ertranken.

Das große Schiff, 56 Meter lang, 35 Millionen Euro teuer, sank in weniger als einer Minute. Nun erscheint der Untergang immer mysteriöser.

Unter den Opfern sind auch der Eigner des Schiffes, der britische Milliardär Mike Lynch (57), und seine Tochter Hannah. „Englands Bill Gates“ nannten ihn die Medien. Er hatte seine Software-Firma für elf Milliarden Dollar an den Tech-Konzern Hewlett-Packard verkauft, war dann aber wegen Betrugs verklagt worden.

Segeltörn nach dem Freispruch

13 Jahre lang zog sich der Prozess in den USA hin, Lynch drohten 25 Jahre Knast. Nach dem Freispruch nahm er seine Anwälte und einige Freunde mit zum Segeltörn. Zu den Ertrunkenen gehört die Familie eines Investmenbankers, der zu seinen Gunsten ausgesagt hatte.

Stefan Kruecken
hfr

Der Autor: Stefan Kruecken, Jahrgang 1975, leitet mit seiner Frau Julia den von ihnen gegründeten Ankerherz Verlag (www.ankerherz.de). Vorher war er Polizeireporter für die „Chicago Tribune“, arbeitete als Reporter für Zeitschriften wie „Max“, „Stern“ und „GQ“ von Uganda bis Grönland. Sein neues Buch „Das muss das Boot abkönnen“ gibt es im MOPO-Shop unter mopo.de/shop. Weitere Bücher gibt es im Ankerherz-Shop – zum Beispiel „Das kleine Buch vom Meer – Helden“ oder „Mayday – Seenotretter über ihre dramatischsten Einsätze“.

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Schnell machte auch die Runde, dass Lynch Kontakte zu Geheimdiensten wie dem britischen MI5 und der NSA pflegte, die Technologien seines Unternehmens nutzten, um Telefonate und E-Mails auszuwerten. Und dann wurde Lynchs enger Geschäftspartner Stephen Chamberlain, der ebenfalls freigesprochen worden war, getötet. Wenige Stunden vor dem Untergang der Superyacht, beim Joggen in der Grafschaft Cambridgeshire, angefahren von einem Auto. Unfallflucht! Welch seltsamer Zufall ist denn das? Steckt hinter dem Untergang mehr als ein tragisches Unglück? 

„Bayesian“: laut der Werft unsinkbar

Die Werft der „Bayesian“ meldet unterdessen, ihre Yacht sei „unsinkbar“ gewesen. Der Konstrukteur gab in Interviews an, das Schiff sei „absolut sicher“ gewesen. Welche unsinkbare, absolut sichere Superyacht verschwindet in weniger als einer Minute?

Italienische Zeitungen berichten, dass die Staatsanwaltschaft wegen fahrlässiger Tötung und Schiffbruchs gegen den neuseeländischen Kapitän ermittelt. Im Fokus der Befragungen steht anscheinend eine große Klappe am Heck, über die Jetskis an Bord gezogen werden konnten. Eine Theorie besagt, dass dieses Tor trotz einer Unwetterwarnung offen stand. Auch andere Luken und Türen sollen, so der Vorwurf, unverschlossen gewesen sein. So konnte schnell eine gewaltige Menge Wasser eindringen, als die Fallböe mit mehr als hundert Kilometer pro Stunde auf das Schiff einhämmerte. Wieso war keine Wache auf der Brücke? Und wann wurde der Alarm ausgelöst?

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Das Wrack liegt 49 Meter tief auf dem Grund der See. Eine Bergung gilt als kompliziert. Mehr als 40 Taucher und ein großer Lastkran werden benötigt, und die Zeit drängt. Mehr als 18.000 Liter Diesel sind noch an Bord. Und Antworten auf viele Fragen.

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