Die Vegan-Kolumne: Das traurige Leid der Kühe in Ketten

Die Vegan-Kolumne: Das traurige Leid der Kühe in Ketten

Glückliche Kühe auf einer saftigen Wiese, im Hintergrund die Berge. Es ist ein idyllisches Bild, das die Molkerei Ehrmann aus dem Allgäu auf ihrer Webseite und auf einigen ihrer Produkte zeichnet. Doch die Heile-Welt-Werbung passt so gar nicht zu den heimlich aufgenommenen Aufnahmen von im Stall angeketteten Milchkühen, die nie auf einer solchen Wiese grasen werden – und deren Milch trotzdem bei Ehrmann landet. 

Man muss sich nicht vegan ernähren, um die Anbindehaltung von Milchkühen als Tierquälerei abzulehnen – und man fragt sich unweigerlich, warum die Behörden es eigentlich immer noch dulden. Diese gutmütigen Kolosse, 500 oder gar 700 Kilo schwer, die in Ketten gelegt keines ihrer Bedürfnisse ausleben können – die sich nicht umdrehen können, keinen Auslauf haben, sich nicht hinlegen können, wie sie wollen. 

Bis zu 479.000 Kühe in Anbindehaltung

Der Verein Aninova (aninova.org) hat gerade Aufnahmen von solch bemitleidenswerten Tieren öffentlich gemacht, die der Tierrechts-Organisation zugespielt wurden. Bis zu 479.000 Milchkühe werden so brutal gehalten, sagt der Deutsche Tierschutzbund mit Bezug auf Zahlen von 2020. Die meisten in Bayern und Baden-Württemberg. Einige sind das ganze Jahr angebunden, andere werden einen Teil des Jahres von der Kette gelassen – Kombihaltung heißt das beschönigend. 

MOPO-Autor Frank Wieding (58) isst seit mehr als 40 Jahren kein Fleisch. Gras und Steine musste er trotzdem noch nie essen.
Florian Quandt

MOPO-Autor Frank Wieding (58) isst seit mehr als 40 Jahren kein Fleisch. Gras und Steine musste er trotzdem noch nie essen.

Und selbst Kühe, die nicht angebunden ihr Leben fristen, sind nicht automatisch draußen. Für viele Milchkühe gibt’s Laufställe. Mit Natur hat auch das wenig zu tun. Übrigens: Selbst in der Bio-Branche ist die zeitweise Anbindehaltung erlaubt.

„Ca. 5 Prozent unserer konventionell erzeugten Milchmenge beziehen wir aus Betrieben mit ganzjähriger Anbindehaltung“, gesteht eine Ehrmann-Sprecherin ein, es sei aber „ein großes Anliegen, die Entwicklung weg von der Anbindehaltung aktiv zu unterstützen“. So habe man bereits vor Jahren „ein Bonussystem ins Leben gerufen“, „das Weidezuschläge inkludiert. Belohnt wird, wenn das Tier an mindestens 120 Tagen à 6 Stunden/Tag Weidezugang erhält“.

Aber macht das das Leben einer Milchkuh wirklich besser? Denn selbst die Bonus-Tiere sind bis zu 245 Tage im Jahr den ganzen Tag im Stall – „inakzeptabel“, sagt Jan Peifer von Aninova. „Die Anbindehaltung verstößt seit Jahren gegen das Tierschutzgesetz.“ Geradezu grotesk: Ausgerechnet die Branche, die durchdreht, wenn der Haferdrink als Milch bezeichnet wird, wirbt mit Tieren auf saftigen Wiesen – und lässt Kühe in Ketten legen. Das ist wirkliche Verbrauchertäuschung. 

Zehnjährige Übergangsfrist

Viele, die im Tierschutz aktiv sind, hatten warum auch immer mit großer Euphorie auf die Ernennung von Cem Özdemir als grünem Landwirtschaftsminister reagiert. Und auf ein Verbot der Anbindehaltung von Kühen gehofft. Mittlerweile ist die Hoffnung großer Ernüchterung gewichen. Im Entwurf für ein neues Tierschutzgesetz steht zwar das Verbot der Anbindehaltung – um dieses gleich wieder zu kassieren. Es soll eine zehnjährige (!) Übergangsfrist geben. Und bestehende Kleinbetriebe mit höchstens 50 Kühen sollen eine unbefristete (!) Ausnahmegenehmigung für die Anbindehaltung bekommen, wenn die Tiere im Sommer auf die Weide dürfen und in der übrigen Zeit mindestens zweimal pro Woche Zugang zu einer Freifläche bekommen. Mit mehr Tierschutz hat das nichts zu tun.

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In den Ausnahmen kann man die Handschrift der Agrarlobbyisten erkennen. Özdemir sagt man Ambitionen nach, Ministerpräsident in Baden-Württemberg werden zu wollen. Hat er für dieses Ziel den Schutz Tausender Milchkühe geopfert?

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