Die Vegan-Kolumne: Was an Wein-Etiketten besonders nervig ist

Die Vegan-Kolumne: Was an Wein-Etiketten besonders nervig ist

Ahnungslos habe ich über Jahre Weißwein getrunken, ohne auch nur auf die Idee zu kommen, dass der gegorene Traubensaft mit irgendetwas vom Tier in Kontakt gekommen sein könnte. Und solange ich es nicht weiß, ist es mir auch ziemlich wurscht – wer hat schon Bock, zu jedem Produkt eine aufwendige Recherche zu betreiben. Bis ich einen Artikel las, über all das, was beim Winzer zum Einsatz kommen kann – von Eiklar bis Fischblase. Ab da konnte es mir nicht mehr egal sein.

Das Nervige beim Wein ist, dass das Etikett nicht verrät, ob tierische Stoffe zum Einsatz gekommen sind. Um Trübstoffe aus dem Wein zu klären, kann man Eiweiße vom Ei, Gelatine, Fischblase oder Magermilch benutzen. Und Milcheiweiß wird auch eingesetzt, um Bitterstoffe aus dem Wein zu entfernen. Besonders wenn auch Trauben verarbeitet werden, die nicht so dolle sind und es um große Mengen Most geht, kommen die Hilfsmittel zum Einsatz – brauchen tut man sie nicht. Zumindest nicht, wenn man sich etwas Zeit bei der Weinherstellung nimmt.

In der Weinhandlung meines Vertrauens war man überrascht, als ich nach einem veganen Weißwein fragte. Erstens wird die Frage offenbar nicht oft gestellt. Und zweitens mussten auch die Weinexperten auf den einzelnen Produktdatenblättern der Weingüter nachgucken. Ein mühsames Unterfangen – ich sagte es schon, ziemlich nervig.

MOPO-Autor Frank Wieding (58) isst seit mehr als 40 Jahren kein Fleisch. Gras und Steine musste er trotzdem noch nie essen.
Florian Quandt

MOPO-Autor Frank Wieding (58) isst seit mehr als 40 Jahren kein Fleisch. Gras und Steine musste er trotzdem noch nie essen.

So landete ich beim Weingut Becker Landgraf aus Gau-Odernheim (Rheinland-Pfalz). Hier setzt man auf naturnahen Weinbau, Nachhaltigkeit ist wichtig – und natürlich tolle Weine, bei denen keine tierischen Hilfsmittel zum Einsatz kommen. Und trotzdem sind die nicht als vegan gekennzeichnet, warum nicht? „Weil es für uns selbstverständlich ist, dass Wein vegan ist!“, sagt Winzer Johannes Landgraf zur MOPO.

„Gesunde, schonend verarbeitete Trauben brauchen nichts an Zusatzstoffen“

„Unsere Weine klären sich von selbst sehr gut, sodass diese sich auch sehr gut filtrieren lassen“, sagt Landgraf. „Gesunde, schonend verarbeitete Trauben brauchen nichts an Zusatzstoffen.“

So arbeiten viele Winzer, bestätigt die Geschäftsführerin vom Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP), Theresa Olkus: „Viele im VDP produzieren schon veganen Wein, da sie die Mittel zur Klärung nicht einsetzen, sondern häufig auf Sedimentation, sprich das eigenständige Absetzen der Trübstoffe, setzen.“

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Nun müssen sie nur noch drüber reden – besser, auf den Flaschen darauf hinweisen. Denn für Genießer, die nicht wollen, dass ihr Wein mit Gelatine oder ’ner Fischblase in Kontakt gekommen ist, wäre ein Vegan-Hinweis ein hilfreicher Service. Winzer Landgraf: „Auch wir denken darüber nach, ein Label zu finden.“

Die Vegan-Kolumne: Was an Wein-Etiketten besonders nervig ist wurde gefunden bei mopo.de

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