Eine kleine Institution: Aus für beliebten Wochenmarkt in Hamburg

Eine kleine Institution: Aus für beliebten Wochenmarkt in Hamburg

Es war eine kleine Institution im Grindelviertel: der Wochenmarkt am Hallerplatz. Jeden Freitagnachmittag bauten dort rund acht bis zehn Händler ihre Stände auf. Eine schmale Auswahl, aber eine, die es in sich hatte. Denn die Stände boten höchste Qualität. Das ist nun vorbei. Der Wochenmarkt wurde eingestellt.

Für die Anwohner ist es eine traurige Nachricht: „Der bisherige Marktbetreiber des privaten Wochenmarktes am Hallerplatz hat zum 31.05.2024 aufgehört“, erklärte ein Sprecher des Bezirksamts gegenüber der MOPO und bestätigte damit das, was viele schon bemerkt haben: Die Marktstände sind weg. Und zwar nicht aufgrund von Urlaub oder Krankheit, sondern wahrscheinlich für immer.

Wochenmarkt am Hallerplatz: Marktbetreiber gibt auf

Zwar soll es laut Bezirksamt einen möglichen Interessenten zur Fortführung des Marktes geben. Ein Antrag dazu liege aber bisher nicht vor. Unklar ist auch, ob der Neue das gleiche Konzept wie bisher weiterverfolgen würde.

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Der Markt am Hallerplatz unterschied sich von anderen Wochenmärkten in der Umgebung wie dem Isemarkt (dienstags und freitags), dem am Turmweg (donnerstags) oder dem an der Rothenbaumchaussee (samstags) dahingehend, dass es hier nur Bio-Produkte gab. Damit war der Markt zwar deutlich teurer als andere Wochenmärkte, passte aber auch in die eher gutbetuchte Umgebung.

Zu den Ständen gehörte beispielsweise der Demeter-Metzger Andreas Dreymann, der sich selbst als „Fleischsommelier“ bezeichnet und dessen Wurstwaren oder Steaks von allerhöchster Qualität sind. Dreymann bedauert das Ende des Marktes: „Ich hab da schon viel Herzblut reingesteckt. Aber da wir den neuen Laden in der Löwenstraße haben und weiter auf dem Isemarkt sind, können wir umschichten.“

Schleichende Veränderungen: Immer weniger Kunden, Marktstände zogen sich zurück

Grund für das Aus des Wochenmarktes waren offenbar die schleichenden Veränderungen. Nach und nach hatten sich mehrere Händler verabschiedet. Ein Gourmet-Imbiss, der einen frisch zubereiteten Mittagstisch anbot. Ein Stand mit Spezialitäten aus Südtirol. Ein beliebter Bäcker. Und auch der Käsestand „Käse Kaufmann“, an dem die Kunden stets in ein Schwätzchen verwickelt wurden.

„Die Begeisterung in dem Viertel über den Markt war am Anfang groß“, sagt Bernhard Kaufmann. „Doch das Interesse nahm nach und nach ab.” Vor rund einem Jahr habe er sich deshalb zurück gezogen und verkaufe nun nur noch auf anderen Wochenmärkten wie dem Isemarkt, am Goldbekufer, Großneumarkt oder Schulterblatt.

Größte Einbuße für den Markt am Hallerplatz war jedoch der Rückzug des Gemüsestandes „Hof Koch“ aus Glüsingen mit seinen Bioland-zertifizierten Produkten, denn ohne Kartoffeln, Kohl, Salat oder Obst ist ein Wochenmarkt irgendwie kein Wochenmarkt mehr.

Nach dem Rückzug des Gemüsehändlers war das Aus des Marktes nicht mehr zu verhindern

„Wir haben im Dezember aufgehört, weil es sich einfach nicht mehr für uns gelohnt hat“, sagt Bio-Landwirtin Andrea Koch. Vor fünf Jahren sei das Geschäft noch gut gewesen. Doch seit Eröffnung des Bio-Supermarktes Denns an der Rothenbaumchaussee, seit dem Anstieg der Inflation vor zwei Jahren und seitdem selbst die Discounter Bio-Waren verkaufen, wenn auch zu anderer Qualität, sei der Umsatz stark gesunken. „Und dann haben wir auch noch ein bis zwei Stunden Anfahrt. Das lohnt sich nicht.“

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Der private Marktveranstalter hatte sich wohl stark bemüht, einen Ersatz für die Kochs zu finden. Ohne Erfolg. Seit Juni herrscht am Freitagnachmittag auf dem Hallerplatz Leere. Und wer sich nach den Matjesbrötchen vom Fischstand sehnt, muss weite Wege in Kauf nehmen, um Ersatz zu finden.

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