Elite-Internat: So reagiert die Schule auf die „Ausländer raus“-Gesänge

Elite-Internat: So reagiert die Schule auf die „Ausländer raus“-Gesänge

Es passierte während einer Schülerdisco im Schulhaus des Nobel-Internats Louisenlund (Kreis Rendsburg-Eckernförde). Etliche Jugendliche stimmten auf der Tanzfläche einen Chor an: „Deutschland den Deutschen. Ausländer raus“, gesungen auf die Melodie des Songs „L’Amour Toujours“ von DJ D’Agostino – genau wie in der Nobelbar „Pony“ auf Sylt. Jetzt reagiert die Schule, für einige Jugendliche wird es Konsequenzen geben.

„Enttäuschend ist, dass sich scheinbar wirklich viele Schüler dem Gesang angeschlossen haben und der Rest nichts dagegen gesagt oder getan hat.“ So heißt es in einer internen Nachricht, die eine der Betreuerinnen noch am vergangenen Donnerstag nach dem Vorfall an das Schulkollegium verschickt hatte.

Einige der zumeist männlichen Schüler, die gegrölt hatten, konnten von den Betreuern noch direkt nach dem Vorfall auf der Party konfrontiert werden. Sie hätten gegenüber den Pädagogen behauptet, dass das alles „nicht ernst gemeint gewesen sei“, so steht es in dem internen Schreiben.

Louisenlund: Schüler wollten nur Sylt-Video nachahmen

Der Stiftungsleiter von Louisenlund, Peter Rösner, sagt, seine Schüler hätten kein rechtes Gedankengut.
dpa

Der Stiftungsleiter von Louisenlund, Peter Rösner, sagt, seine Schüler hätten kein rechtes Gedankengut.

Nun nimmt der Stiftungsleiter Peter Rösner Stellung zu den Vorfällen. Er beteuert, dass seine Schüler sich nichts dabei gedacht hätten. Dass keinesfalls irgendeine politische Einstellung dahinterstecke und sie nur unbesonnen etwas nachgeahmt hätten.

Er bestätigt, dass es mit einigen Schülerinnen und Schülern direkt am Donnerstagabend noch ein Gespräch gab. Sie seien „völlig überrascht von der Heftigkeit der Reaktion gewesen“. Und sie hätten gesagt: „Sie wären doch nicht fremdenfeindlich, sie hätten das Video nachahmen wollen“ (aus dem „Pony“ auf Sylt). Viele der 40 Schüler hätten die Nazi-Gesänge wegen der Lautstärke der Musik gar nicht wahrgenommen.

Das Lied „L‘ Amour Toujours“ von Gigi D’Agostino gehöre zum regelmäßigen Repertoire der Schülerpartys. Rösner ist sichtlich bemüht, den Vorfall herunterzuspielen: „Es geht um acht junge Menschen, die sich diesem Gesang – in einer wenige Sekunden dauernden Sequenz – angeschlossen hatten – bevor der Strom abgestellt wurde“, heißt es in seiner Stellungnahme. Die Mitarbeiter hätten sehr besonnen gehandelt, indem sie gleich den Stecker gezogen hätten.

Schüler für eine Woche vom Internat suspendiert

Die acht Jugendlichen werden als Konsequenz nun für eine Woche vom Unterricht und Internatsbetrieb suspendiert und müssen sich in dieser Zeit ehrenamtlich für eine sozial tätige Organisation engagieren „und ihr Verhalten im Sinne des unreflektierten Nachahmens von offensichtlich abzulehnenden Aktivitäten reflektieren“, so Rösner. Das Lied „L‘ Amour Toujours“ von Gigi D’Agostino werde aus der Playlist des Schülerhauses gestrichen.

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Die pädagogische Aufarbeitung folge ebenso. Rösner: „Die Schule, die Lehrkräfte und die Internatspädagoginnen und -pädagogen werden alle Schülerinnen und Schüler intensiv bei der Aufarbeitung begleiten. In den Hausgemeinschaften des Internates wird der Vorfall gemeinsam reflektiert. Nächste Woche findet keine Party statt. Wir werden gemeinsam den Film ,Die Welle‘ anschauen und entsprechend bearbeiten.“

Rösner betont: „Die Schülerschaft und die Schule insgesamt lehnen jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit oder Ausländerhass strikt ab.“ Gleichzeitig wolle die Stiftung Louisenlund ihr Konzept zur politischen Bildung und der Demokratieerziehung weiterentwickeln und deutlich ausbauen. Erste Projekte würden noch vor den Sommerferien starten.

Bildungsministerin Karin Prien hat eine Befürchtung

Das Kultusministerium in Kiel erfuhr über die Medien von dem Vorfall und veranlasste bereits eine Überprüfung durch die Schulaufsicht. Als Privatschule ist das Internat allerdings nicht dem regulären Aufsichtssystem der öffentlichen Schulen unterstellt. Man gehe aber davon aus, dass der Fall konsequent aufgearbeitet werde.

Bildungsministerin Karin Prien (CDU) sagt: „Allen Schülerinnen und Schülern muss klar sein, dass es kein Scherz ist, solche Parolen zu singen. Jugendlicher Überschwang oder auch Alkohol sind keine Rechtfertigung für ausländerfeindlichen Gesänge. Ich befürchte, wir werden uns aber darauf einstellen müssen, dass es zu Nachahmungen kommt. Jugendliche haben schon immer bewusst gesellschaftliche Tabus gebrochen. Es ist daher eine Aufgabe für uns alle, mit den jungen Menschen ins Gespräch zu kommen, um ihnen zu verdeutlichen, welche Tragweite solche Gesänge haben.“

 

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