Elon Musk und Donald Trump: PR-Desaster statt Jahrhundert-Interview

RMAG news

Nach drei schlimmen Wahlkampfwochen für Donald Trump wollte der Ex-Präsident, in die Schlagzeilen zurückzukommen, mithilfe von Elon Musk. Doch der tendenziöse Talk mit dem reichsten Mann der Welt wird ihm kaum helfen gegen Kamala Harris. Bastian Brauns berichtet aus Washington Mit nicht weniger als einem “Interview des Jahrhunderts” hatten die beiden Multimilliardäre Donald Trump und Elon Musk ihr geplantes Live-Gespräch auf der Nachrichtenplattform X angekündigt. Und tatsächlich gab in der sich über zwei Stunden hinziehenden Unterhaltung bemerkenswerte Höhepunkte. Zum Beispiel als es etwa an einer Stelle um Vorteile von Atomenergie ging, sagte Elon Musk: “Hiroshima und Nagasaki wurden bombardiert, aber jetzt sind es wieder ganze Städte.” Und Donald Trump erwiderte: “Ja, das ist großartig. Das ist großartig.” Der reichste Mann der Welt und Besitzer von X fuhr fort und schlussfolgerte: “Es ist also nicht so beängstigend, wie die Leute denken.” Und der republikanische Präsidentschaftskandidat reagierte mit einem “Yeah”. Als vom Klimawandel die Rede war, verkaufte Donald Trump den ansteigenden Meeresspiegel als einen lukrativen Vorteil. “Dann gibt es mehr Grundstücke mit Meerblick”, so Trump. Dass jene Grundstücke, die bislang Meerblick haben, dann womöglich weggespült sein könnten, berücksichtigte der Präsidentschaftskandidat der Republikaner bei dieser Rechnung allerdings nicht. Trump benötigt dringend Neuigkeiten Es sind nur zwei Beispiele dieses öffentlichen Nachtgesprächs zwischen zwei Männern, die einander bewundern und hoffen, jeweils vom anderen zeitnah zu profitieren. Seitdem Donald Trump im Vergleich zu seiner politischen Gegnerin Kamala Harris in zahlreichen Umfragen schwächelt, benötigt er Aufmerksamkeit um jeden Preis. Denn die Schlagzeilen bestimmen fast nur noch die Demokraten seit Joe Bidens Rückzug als Präsidentschaftskandidat. Hinter Trump liegen politisch dramatische Wochen. Der gemeinsame Auftritt mit Elon Musk hätte ihn zumindest für einen kurzen Moment wieder ins Gespräch bringen können. Der Tech-Milliardär polarisiert mit seiner offenen Unterstützung von Donald Trump. Unter anderem, weil er unter Deckmantel der freien Rede seit Monaten ganz gezielt Falschinformationen auf seiner einflussreichen Nachrichtenplattform X verbreitet – mit seinem eigenen Profil, mittels Algorithmen und mangels konsequenter Verfolgung von Verstößen der eigenen Plattformregeln. Schon wieder Pannen-Alarm Viele Hunderttausend Zuhörer mussten am späten Montagabend aber zunächst hauptsächlich eines: sehr lange warten. Wegen technischer Probleme konnte der Talk zwischen dem reichsten Mann der Welt und seinem erklärten politischen Idol erst mit rund 45 Minuten Verspätung starten. Elon Musk behauptete, Grund für die Panne sei eine massive Internet-Attacke gewesen. Belege dafür gibt es nicht. Viel spricht dafür, dass die Plattform dem Live-Format nicht gewachsen war. Das war schon einmal geschehen. Als Musk im vergangenen Jahr noch Trumps parteiinternen Herausforderer Ron DeSantis unterstützt hatte, platzte dessen Wahlkampfstart zu den Vorwahlen bei einem vergleichbaren Live-Talk. Ausgerechnet Trump machte sich damals darüber lustig und bezeichnete die Panne als “Desaster” und unkte: “Sein kompletter Wahlkampf wird ein Desaster sein.” Jetzt erging es im selbst so. Und die technischen Probleme wurde nicht besser. Die Tonqualität von Trumps Mikrofon war so schlecht, dass er sich stellenweise so anhörte, als trüge er ein künstliches Gebiss, das sich ständig lockern würde. Der Spott gerade auf der Plattform X war im daher sicher. Trump verpasst es, zu überraschen Als das Gespräch begann – Donald Trump schaltete sich aus seinem Anwesen Mar-a-Lago zu – war über weite Strecken dann allerdings auch kaum Neues zu erfahren. Trump redete wie bei vielen seiner Wahlkampfauftritte über zwei Stunden und erzählte einmal mehr, wie gut er sich mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin , dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un und Chinas Präsident Xi Jinping verstehen würde. Anders als Joe Biden , der laut Trump “keinen IQ mehr” habe, würden diese Staatenführer “respektieren”. Die Nachfolgerin Kamala Harris bezeichnete er einmal mehr als “wenig intelligent”. Mit all dem bot Trump das Übliche. Der Republikaner präsentierte keine Neuigkeiten. Dabei hätte ihm das eine nachhaltige Aufmerksamkeit über die Plattform X hinaus bescheren können. Dass er den Demokraten erneut vorwarf, Joe Biden gegen dessen Willen, undemokratisch mit “einem Coup” gestürzt zu haben, verstärkte außerdem den Eindruck, er könnte seinen neue Gegnerin Kamala Harris weniger gewachsen sein. Der Interviewer Elon Musk, der sich sonst gerne hämisch über die Medien beklagt, entpuppte sich selbst als wenig versierter Fragensteller. Der Tesla-Boss stammelte herum und beließ es meistens bei uneingeschränkter Zustimmung, die er mit “Yeah”- oder “Sicher”-Einwürfen signalisierte. Nur an einer Stelle wurde deutlich, warum Elon Musk sich eigentlich im falschen politischen Lager aufhält. Plötzlich hatte Musk doch einen Einwand Trump fantasierte gerade darüber, die USA zur Erdöl-Nation machen zu wollen, um den Rohstoff dann gewinnbringend an Europa verkaufen zu wollen. Tatsächlich hat das Land noch nie in seiner Geschichte so viel Erdöl gefördert wie unter der Biden-Regierung . Plötzlich schien dem Tesla-Chef Elon Musk aufzufallen, dass Trumps Ignoranz bezüglich des Klimawandels nicht nur den Planeten, sondern auch sein Geschäftsmodell mit den Elektroautos gefährden könnte. Mehrfach versuchte Musk, seinem Gesprächspartner klarzumachen, dass es bei fossilen Energien nicht nur um die Klimaerwärmung und den steigenden Meeresspiegel gehe. Menschen könnten ab einem bestimmten Zeitpunkt in einer CO₂-geschwängerten Atomsphäre schlicht nicht mehr überleben. “Da bekommt man Kopfverschmerzen und solche Dinge”, stammelte Musk. Um dann aber gleich wieder zu beschwichtigen, dass das alles aber ja keine Eile habe. “In 50 bis 100 Jahren” aber werde man wohl schon auf nachhaltige Energie umgesattelt haben müssen. Deswegen müsse aber niemand auf sein Steak verzichten, so Musk. “Ja, wie verrückt wäre das”, sagte Trump und schob hinterher: “Auch, um deine E-Autos produzieren zu können, benötigst du fossile Energien”. Musk versuchte es noch einmal und wies darauf hin, dass fossile Brennstoffe trotzdem endlich seien. Trump aber schwelgte weiter von Erdölfeldern, die unter Alaska schlummern. “Die sollen größer als die Saudi-Arabien sein”, sagte er. Weiter wagte sich der gefällige Musk dann aber nicht mehr gegen Trump hervor. Musk will an die Macht Was sich der reichste Mann der Welt von seiner Trump-Hofierung erhofft, ist offensichtlich. Er möchte sich Einfluss in dessen möglichen neuen Regierung sichern. Die beiden Männer sprachen über eine zu schaffende “Kommission”, welche die Ausgaben der Regierung überwachen müsste. Da würde Musk gut hinpassen, so Trump, weil er so harte Einsparungen in seinen Unternehmen durchgesetzt habe. Für das Wahlkampfteam von Kamala Harris war das allerdings bereits wieder eine Steilvorlage. Denn Trump hatte auch viel Lob für Musk übrig, weil dieser in seinen Unternehmen das Bilden von Gewerkschaften unterbunden hat. Gerade um die gesellschaftliche Gruppe von Arbeitern muss Trump aber eigentlich kämpfen, wenn er in den wichtigen Swing States gewinnen will. Für dieses entscheidende Ziel dürfte Trump der Auftritt bei Musk aber auch aus einem anderen Grund kaum geholfen haben. Hart arbeitende Menschen dürften zu dieser späten Stunde längst im Bett gewesen sein. Und eine politische Überraschung wie einen Mindestlohn hatte Trump auch nicht zu verkünden.

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