EM in Hamburg: St. Paulis Rugby-Held kämpft mit Deutschland um Gold

EM in Hamburg: St. Paulis Rugby-Held kämpft mit Deutschland um Gold

Am Mittwoch saß Ben Ellermann sieben Stunden im Bus, um zurück in seine Geburtsstadt zu kommen. Mit im Gefährt: die Kollegen der deutschen Siebener-Rugby-Nationalmannschaft, die am Wochenende in Hamburg Europameister werden will. Dafür verbrachten Ellermann und Co. einige Tage in Heidelberg.

„Wir haben uns noch ein, zwei Sachen für den Angriff überlegt, damit wir mehr Werkzeuge im Werkzeugkasten haben“, verrät der 26-Jährige vom FC St. Pauli, der über seinen Sport sagt: „Rugby ist kein Kontaktsport. Rugby ist ein Kollisionssport.“

Siebener-Rugby ist schneller als normales Rugby

Und Siebener-Rugby ist seine rasante Variante. Jede Mannschaft hat statt 15 nur sieben Spieler bei gleicher Feldgröße. Angriffe verlaufen schneller und Fehler wiegen schwerer. Statt 80 werden nur 14 Minuten gespielt, weshalb sich an einem Wochenende ein ganzes Turnier bestreiten lässt. Zum Vergleich: Die WM 2023 im klassischen Rugby dauerte sieben Wochen.


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„15er-Rugby gefällt mir etwas mehr, weil es noch ein bisschen physikalischer ist“, vergleicht Ellermann, der 95 Kilo hünenhaft auf 180 Zentimeter verteilt: „Aber zum Ansehen ist Siebener-Rugby einen Tick besser.“

Ellermann hat als 15-Jähriger Rugby für sich entdeckt. Ans erste Probetraining beim FC St. Pauli erinnert er sich noch genau: „Ich bin am ersten Tag gleich ins tiefste Wasser geschmissen worden. Danach tat der Körper auch an Stellen weh, wo man sich vorher gefragt hat, ob da überhaupt die Sonne scheint.“

Ben Ellermann spielt seit Jahren erfolgreich Rugby

Ein gutes Jahrzehnt und ein erfolgreiches Studium von Sport und Psychologie später weiß Ellermann: „Viele Dinge sind Einstellungssache.“ Die war vor drei Wochen beim deutschen Team ziemlich gut. Beim ersten EM-Turnier in Kroatien belegte es hinter Frankreich und Irland Platz drei. In der Vorrunde gelang sogar ein 12:12 gegen die Iren. „Da haben wir unsere Top-Leistung abgerufen“, erzählt Ellermann: „Im Halbfinale haben wir dann zu viele Fehler gemacht.“ Das gewann Irland mit 31:7.

In Eidelstedt findet das zweite und letzte EM-Turnier statt. Gold gewinnt, wer insgesamt am besten abschneidet. „Es ist noch eine Menge drin“, kalkuliert Ellermann, der 2019 in Lódz Europameister wurde. Nun trifft die deutsche Sieben am Freitag auf Litauen (14.20 Uhr) und Spanien (18.20 Uhr), am Samstag geht es gegen Georgien (13.50 Uhr) und dann hoffentlich im Viertelfinale weiter. Das Endspiel ist für Sonntag um 16.45 Uhr angesetzt. „Wir hoffen, dass möglichst viele Menschen den Weg nach Hamburg finden und freuen uns wahnsinnig auf diese besondere Atmosphäre“, sagt Trainer Clemens von Grumbkow: „Diese Unterstützung zu spüren, die es sonst auf internationalen Turnieren in dieser Form nicht gibt.“

Wer auf hohem Niveau Siebener-Rugby spielt, kommt rum. Es gibt viele Turnierserien, verstreut über den Globus. Schließlich ist bei den „Rugby Sevens“ der südpazifische Inselstaat Fidschi weltweit das Maß aller Dinge. „Manchmal kommst du von einem Turnier nach Hause und musst für den nächsten Tag schon wieder packen“, berichtet Ellermann: „Aber das ist ein Luxusproblem.“

Ellermann schaut gerne andere Sportarten wie Ringen

Zur Entspannung setzt sich Ellermann gerne in die Sauna oder ins Eisbad. Im Trainingsquartier nutzte er die freie Zeit, um von Heidelberg entlang von Feldern nach Schwetzingen zu radeln. Zur Weiterbildung schaut er gern bei anderen Sportarten vorbei, zuletzt beim Ringen. Oder lauscht dem Hörbuch „Breath“ von James Nestor über die „vergessene Kunst des Atmens“.

Einen langen Atem braucht das deutsche „Wolfpack“ auch auf dem Weg an die Spitze. 2023 beendete eine Niederlage gegen Großbritannien in Krakau den Traum von Olympia in Paris, im Juni machte Kenia in Madrid die Hoffnungen auf eine Qualifikation für die World Series zunichte.

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Da kommt die EM in Hamburg gerade recht. Wobei der Steinwiesenweg als Austragungsort für Ellermann noch nicht das letzte Wort sein soll. Der St. Pauli-Spieler träumt davon, einmal am Millerntor aufzulaufen. Warum, beantwortet er mit einem Satz: „Hamburg ist braun-weiß.“

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